Zur Sierksrader Geschichte
Der Ort Sierksrade gehört seit seiner ersten urkundlichen Nennung zum Kirchspiel Berkenthin.Der Ortsname bedeutet Rodung des Zira/Sira, wobei es sich bei Zira um einen alten slavischen Personennamen handelt. Sierksrade gehörte wir auch Düchelsdorf zum Besitzkomplex der Ritter von Parkentin. 1230 wird es erstmals im Ratzeburger Zehntregister als Besitz des Nothelm von Göldenitz genannt, der vermutlich zu der Stammvätern der Ritter von Parkentin zählt.
Vorgeschichte
Auf der Sandgrubenkoppel am Bahndamm nahe der Grenze zu Kastorf sind früher beim Sandabbau mehrfach Urnen gefunden worden. Einige aufgelesene Scherben deuten auf die ältere Eisenzeit.400m westlich des Dorfes wird ein vermutl. Jütländisches Einzelgrab mit Grünsteinbeil, Flachbeil aus Flint und das Griffstück einer Dolch- oder Lanzenspitzenklinge aus Flint gefunden.
1929 wird beim Einpflanzen von Obstbäumen beim Kaufmann W. Meins eine Steinsetzung entdeckt. Nach Untersuchung der Archäologischen Landesaufnahme Kiel, wird eine Herdgrube von 2m Durchmesser gefunden und auf die frührömische Kaiserzeit datiert.
1230: Erste Urkundliche Erwähnung im Ratzeburger Zehntregister
Ciresrode Nothelmus dimidiam decimam habet ab episcopo
Übersetzung: Sierksrade. Nothelm hat den halben Zehnt vom Bischof
1313: Besitzen der Ritter Nothelm von Parkentin und seine Mutter das Dorf Sierksrade "in villis Goldeniz et Cyersrode"
1373: genannt beim Verkauf der Hölzung Wedinge (Weeden) und als Besitz von Herman Lange bezeichnet.
1401: Eggert von Parkentin wird als ehemaliger Besitzer des Gutes Sierksrade und der Halben Wedeghe genannt.
1401: Der Knappe Otto von Ritzerau verkauft dem Lübecker Bürger Hans Lange, Sohn des Hermann Lange, das Gut Sierksrade (dat gut to Tzirsrode) und die halbe Wedeghe für 178 Mk. unter Vorbehalt des Rückkaufs innerhalb der nächsten 4 Jahre.
1415: Die Wittwe des verstorbenen Lübecker Ratmannes Johann Lange überweist eine Vikarie aus ihrem (Dorf) "curia Cirsrode".
1444, 10. Januar
Verkauf des Hofes Sierksrade durch Bernd Darsow an Matheves Sproten, aber nur die Hälfte des Teiches.
UBStHL Nr. 199
1446, 24. April
Verkauf einer Rente aus Sierksrade, Bernd Darsow an seinen Schwager Hinrich Heydorn
Herman und Hans Darsow Brüder des obigen.
1448; 14. Februar
Weiterverkauf des Hofes von Mathias Sprote an Henneken Delmenhorste
1460, 25. Dezember:
Clawes Wulve und Hanse Westvale wohnhaft zu Rondeshagen verkaufen Holz aus Sierksrade
1476, 9. November:
Der Ratmann Bernd Darsow verkauft für 100 ML 5 ML Renten aus dem Hofe zu Sierksrade an die sustern by sunte Yilien in zelighen heren Johann Zeghebergen conuente in deme vordersten huse van sunte Augustin regelen, Zeugen sind Hermann Darsow und Hans Hertze, besetene borger to Lubeke.
1492 "uppe deme have tome Sirsrade"
1541 und 1581 hat Sierksrade 6 Hofstellen
1567: Sirksrade
Soll dem Buhrvoget Jochim Voss herhaun beschieden ward en Eyck genohmmen werden.
1575 Sierksrade gehört dem Lübecker Bürgermeister Christoph Tode (*1512, †1579) (mehr zur Familie Tode s. Rondeshagen)
1578: "Hans Grote zu Sirksrade beklage sich uber Hans Meier zu Raduchelstorpe , das er ime mitt einem knutfell ein loch in den kopfe geschlagen, davuor ime zu broke vorm Landrech zuerkantt worden 10 ß 4 Mark."
1586: Sierksrade wird Lübsch
Am 14. Juli 1586 verkaufen die Wwe. Elisabeth Tode und ihr Sohn Claus das Dorf Sierksrade ohne Weeden für 5.500 ML an die Hansestadt Lübeck.Wir Bürgermeister und Rath der Stadt Lübeck bekennen und bezeugen mit diesen unseren offenen Briefe, für uns und unsern Nachkommen, und thun Kund allermänniglich, Nachdem wir von Frau Elisabeth (oo 1558, geborene Bardowik) und Claus Tode (*1560, †1611), weiland Christoph Todes, unseren geliebten Herren Mitbürgermeistern, deßen Seele Gott gnaden, nachgelaßene seine Wittwen und Sohn, zu sambt der selben und derandern Kinder und erben Vormundt M. Fran(z)isco Knoecker Anthonio Köhler und Levrendt Lüneburg, auff dato eines rechten und beständigen Kauffs zu unser Gott Nütz und besten das gut Sircksrade wie es in seinen Enden und Scheiden begreifen mit aller Zubehörung, Krafft und Vermöge des darüber auffgerichteten Kauff-brieffes gekauft, und die Scheidung davon unsern verordneten angewiesen worde 5000 ML, welche Summa wir ihm, auch an guther gangbahrer Müntze, damit sie wohl friedlich gewesen, entrichtet und bezahlt haben. Worüber sie aus zu wehren bekräftigung dieses Hochgebohrnen Fürsten und Herrn Herrn Erichen, weiland Hertzogs zu Sachsen Willbrief und Consens überliefert und zu unsren Händen gestellet haben und aber in denselben Brieffen dieselben Wedinge (Weeden) gedacht wird, welche uns nicht mit verkauft worden sondern sich die verkäuffern mit aller Hoch- und Gerechtigkeit, gleich Sie dieselbe biß anhero besessen, reservieret und vorbehalten haben. Als haben wir uns auch desfalls solcher gantz nicht zugebrauchen, noch hin künftig umb darvon, diesen unseren revers brief wiederrumb mit getheilet und zugestellet. Gereden und versprochen für uns und unsere Nachkommen, daß wir aus solcher Höltzung der wedingen zu keinen Zeiten anmaßen, noch die Verkäuffern oder derselben Erben und NAchfolger darin hindern noch molestiren(?) wollen, in keinerleiweise besondern sinfähig darin bleiben und gewehren laßen. Auch ihnen, dars von nöthen und zu ihrer Nothdurft und ferner Anhalten, den punct fürstl. Consens die wedinge betreffende aus unserem Original eine fidimirte Schritt jedesmahl enttheilen. Alles in Krafft dieser Schrift, des zu Uhrkund haben wir Bürgermeister und Rath obgemandt unser gewöhnlich Stattinsiegel wisentlich hievon laßen. den 14 July Anno 1586
Extract aus einem Theilungs Vergleich von dato juni 18 Anno 1629.
woraus erhellt, daß die documenta von der Zeit am, biß itzo nicht in der Toden händen gewesen.
Und darmit deßen allen gemeldete Herren Vormündern, und sie sonst hiebey interessiret, nothdürftig versichert sein und bleiben mögen, als ist obgemeldeten H. Tode erben ihrn habende Erbgerechtigkeit am Guthe Rondeshagen, und dero ehueff das Guth zum einhabenden Unterpfande von Herrn Heinrich Kölern, und Herrn adrian Müllern vorbehalten, auff den ohnverhofften Fall, der nicht einhaltung, in einem oder andern punct, sich daraus als auch ihren Zuständigen Erbtheil allermasen bezahlt zu machen, und sollen deswegen die auffs Guth Rundeshagen, und dessen Pertinentien stimmende Kauffbrieffe, bey H. Hinrich Köhler nach wie vor in verwahrung verbleiben. etc. etc.
NB. Das die Rondeshagener Wehden nicht unter die reservirte Sirxerader wehden gehörn, zeiget die Revers von der Stadt, und der Kaufbrief von Sirxerade auff alwo der Sirxerader wehden gedacht wird, deren sich die Stadt begiebet.
2) Ein bauer in Sirxerade Wulff muß eydlich aussagen, daß daß mastgeld von der Sirxerader wehden vormahls zwischen der Stadt und dem Guthe Rondeshagen getheilet worden. Welcher Casus mit Rondeshagener Wehden wie hat existiren können.
Anmerkung: Bei dem vereidigten Bauern handelt es sich um den Hufner Jürgen Wulf (Hufe 3). Mastgeld wurde erhoben für die zur Eichel und Bucheggernmast in den Wald getriebenen Schweine.
Sierksrade 1757 in der Mitte die Göldenitz, rechts davon die angrenzenden Feldmarken des Adeligen Gutes Rondeshagen sowie Göldenitzer Weeden zum Adeligen Gut Kulpin gehörig.
Flurnamen
Bisselbusch | 1747 | |
Bult Rähnen | 1757 | |
Disselbusch | 1757 | |
Eick Rahde | 1747 | Eichenrodung |
Fahrenkamp | 1747 | |
Fohr Weg | 1747 | Fahrweg |
Fühle Brügge | 1747 | |
Hessen Holtz | 1757 | |
Hohe Roth | 1747 | |
Im Lohholtz | 1757 | |
Köther / Kötner Land | 1747 | zu Kätner / Kate |
Lült Rähmen | 1747 | |
Müssensahl | 1747 | |
Nellmark | 1747 | |
Offer Landt | 1747 | |
Ohle Ruhm | 1757 | |
Over Teich | 1757 | |
Raustelle | 1747 | |
Russ Wiese | 1757 | |
Scharpehöhe | 1757 | |
Vorwerks Busch | 1747 | |
Wulffdhorst | 1747 |
1587 Sierksrade wird mit 5 Hofstellen angegeben
1599: Syrksrader Bauern
Liste über die abzugebenen Rauchhühner
Jochim Voß
Hanß Busch
Asmuß Wulff
Hanß Grothe
Symer Symers
Tönnieß Latzsche
Tönnieß Lezouw
jeweils 1 Huhn, zusammen 7 Hühner
Hausmarke Tönnis Letzaw 1607 (s.a. Höfefolgen) |
1625/26 wird Sierksrade von der Kämmerei mit 6 Bauern aufgelistet
Burmeister, Ehlert
Lübescher Krüger in Düchelsdorf und Sierksrade (17. Jhdt.)
1811: Die Ländereien werden durch die Verkoppelung der Hölzung bedeutend vermehrt.
Restaurant von A. Kahts und der Bahnhof kurz nach 1900
Gastwirtschaft Reinhold Sauer
Gasthaus von Wilhelm Ehlers
1755: Hufner gegen Gutsbesitzer
Beauftragung der Kämmerei mit der Zustellung der Ladung der von Jochm Meyer, Hufner in Sierksrade, vorgeschlagenen acht Zeugen in seiner Sache gegen die Wittwe von Toden in Rondeshagen vor das Hofgericht zu Ratzeburg: Ratsbeschluß 1755Ehen und die Obrigkeit
1786 verlobt sich Johann David Voß [ *1763, V: Jochim Voss ] zu Sierksrade, noch nicht 23 Jahre alt, eigenmächtig, beschenkt seine Liebste und läßt sich von ihr beschenken und "läuft täglich zu ihr, wodurch er seine Arbeit in seiner Mutter Haus vernachlässigt". Die Mutter beschwert sich deshalb bei der Lübecker Kämmerei. Diese verweist dem Sohn, dass er sich "mit Hintansetzung des nach göttlichen und weltlichen Gesetzen seiner Mutter und seinen Verwandten schuldigen Respekt sich erdreistet, sich ohne deren Vorwissen und Willen anitzo schon eine Braut auszusuchen", erklärt alles, was unter dem Brautpaar vorgegangen, für null und nichtig und verurteilte sie, ihre Geschenke auf der Kämmerei abzuliefern; fügt aber tröstend hinzu, sie sei nicht der Meinung, dass das Paar sich niemals heiraten solle, es habe aber seine "mündigen Jahre" abzuwarten. Letzendlich heiratet Johann David Voss drei Jahre später in Berkenthin 1786 Anna Catharina Pantelmann aus Kählsdorf.
1781 wird der Witwe Voß [ Anna Elsabe, geb. Erdmann, oo Voss, Claus † 1781 ] in Sierksrade von der Lübecker Kämmerei untersagt, sich mit Dahmcke aus Kastorf zu verheiraten, da sich von dieser Ehe "eben nicht viel Heilsames erwarten lasse", da Dahmcke erst 29, sie aber bereits 47 Jahre alt sei und erwachsene Töchter habe; sie solle daher lieber eine von ihnen dem Dahmcke zur Frau geben, welcher gute Rat dann auch angenommen wurde. So heiraten 1781 in Berkenthin Claus Damk und Anna Catharina Voss.
Aus Behrens Top. 1829:
Fläche 172861 QRuthen, 6 Hufner, 2 Viertelhufner (unter den Viertelhufnern 1 Schmied), 4 Kätner, 1 Schneider, 1 Schuster, 1 Weber, 3 Altenteiler, 10 Tagelöhner, 23 Häuser, 32 Haushaltungen. 47 Pferde, 160 Kühe, 92 Schafe, 62 Schweine.
Die Ländereien sind durch die Verkoppelung der Hölzung (seit 1811) bedeutend vermehrt worden.
Der Sierksrader Kegelverein ca. 1880
1851: Statistik
Sierksrade: Dorf südlich und 2 3/8 Meilen von Lübeck, im vormaligen Amte Ritzerau unter 53° 44' und 28° 15' 48". Erbpachteigenthum. Außerhalb der Landwehr [Lübecks]. Landwehr-Bezirk Ritzerau. Kirchspiel Berkenthien im Herzogthume Lauenburg.Einwohner: 1815 waren es 116. Im Jahre 1851 sind 164 gezählet worden.
Areal: Baustelle und Garten 2039; Acker 115309; Wiesen 14186; uncultivirtes Land und Weiden 980; Knicke, Wälle, Gräben, Wege und Redder [Wege mit Knicks zu beiden Seiten] 12186; Weichholz 29141 Q Ruthen. Total des Areals 173841 Q Ruthen.
Die Hölzung ist Domaine
1851: 16 Grundbesitzer, 6 Hufner, 2 Viertelhufner, 3 Altentheiler, 4 Anbauer, 1 Eigenkäthner. 21 Wohn-, 31 Wirtschaftsgebäude, 31 Haushaltungen, 1 Schmied, 1 Tischler, 1 Zimmermann, 1 Ziegelbrenner, 1 Topfhändler, 1 Höker, 1 Weber, 1 Schneider, 1 Schuster, 2 Hirten, 11 Tagelöhner. 47 Pferde, 151 Stück Rindvieh, 59 Schafe, 114 Schweine, 14 Ziegen, 297 Stück Federvieh, 36 Bienenstöcke.
Schulpflichtig in Düchelsdorf.
1898: Bestandsaufnahme
Sierksrade: Fast das einzige, noch ziemlich unveränderte Haus des Dorfes ist dasjenige des Schmiedes Stech. Der Herd liegt an der linken Seite, ein Schornstein ist nicht vorhanden; die Ställe (links Kühe, rechts Pferde) sind geschlossen; der Giebel mit nach innen gekehrten Pferdeköpfen geziert; die Dachenden sind Krüppeldächer. Besondere Eigenthümlichkeiten sind nicht vorhanden. Das Haus des Gemeindevorstehers Voss hat ebenfalls noch die Form des alten Hauses bewahrt.
Neben diesen Häusern sind noch drei den Vollhufnern, Dohrendorf, Kaths und Blöcker gehörende Kathen hier zu nennen. Sie sind sämmtlich ohne Schornsteine, weisen aber sonst nichts Beachtenswerthes auf; die Giebel tragen nach innen gekehrte Pferdeköpfe.
Die Häuser der Vollhufner Dohrendorf (s.o.), Voss, Kaths und Blöcker sind dadurch eigenthümlich, daß die einfahrenden Wagen erst neben dem Hause entlang fahren und dann einen Bogen machen müssen, um durch die große Thür auf die Diele zu gelangen.
Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Alterthumskunde
Bd. 7 Jg. 1898 Seite 277
1937 wurde das als Exklave zu Lübeck gehörende Dorf durch das Groß-Hamburg-Gesetz dem Kreis Herzogtum Lauenburg wieder zugeteilt. Seit 1948 gehört die Gemeinde wie Kastorf zum Amt Berkenthin.
Statistik
Jahr | Einw. | Häuser | H. | 1/4 H. | Katen | Quelle |
1815 | 116 | | Top. Behrens | |||
1822 | | |||||
1828 | 131 | 6 | 2 | 4 | Top. Behrens | |
1831 | ||||||
1851 | 164 | 6 | 2 | |||
1933 | 306 | |||||
1939 | 323 | |||||
2010 | 334 | Amt Berkenthin |
H. = Hufen