Die Kastorfer Schule

200 Jahre Schulgeschichte

Leider ließ sich bisher nicht ermitteln, ab wann es eine Schule in Kastorf gab. Der Siebenbäumer Pastor Reimers schreibt 1701: "Es exuliert [ist verbannt] die Pietät [Frömmigkeit] in Boden, Schührensöhlen und Ahrensfelde, keine Schule noch Präceptoren [Lehrer/Hauslehrer]." Daraus kann man zumindest schließen, dass es in Kastorf  bzw. in Siebenbäumen eine Küsterschule gab. Doch zum Unterricht allgemein bemerkt er "es werden die Kinder nur 6 bis 8 Wochen im Winter geschickt, man habe sonst die Kinder zu Hause und auf dem Felde nötig."

1760: Schule

Die erste Nachricht über die Existenz einer Schule in Kastorf, stammt aus dem Jahr 1760. In diesem Jahr wird der Kastorfer Schulmeister examiniert. 1762 wird Hans Hinrich Thielsen als Bewohner des Schulkatens aufgeführt. 1775 wird vor dem Ritzerauer Landgericht verhandelt in Sachen Hans Hinrich Thielsen aus Kastorf gegen den Knecht Asmus Lehsau aus Düchelsdorf wegen Arztlohn. 1779 wird Thielsen dann auch als Schulmeister in den Gutsakten genannt. 

Thielsen, Hans Hinr. *(1719), † nach 1779
? Arzt, Schulmeister 1779, s. Mannsch.-liste, AHL Käm. Nr. 503 Ritzerauer Gericht
oo ? NN, X, lebt 1762
K.:
Frantz Jac. *(1761)
Wulf Hinr. *(1754)
To.
To.

Laut Feuerstellenstatistik von 1766 besitzt Kastorf kein Schulhaus. Schulkaten, deren Bewohner ja meist im Hauptgewerbe Schneider waren, zählen wohl nicht. Aber höchstwahrscheinlch hatte Kastorf bereits  Ende des 17. Jahrhunderts eine Schule. Denn in Bliestorf ist eine solche schon ab 1691 nachzuweisen und warum sollte der Kastorfer Gutsherr  Thomas von Wickede, dem ja beide Dörfer gehörten, und der Bliestorf nur als Meierhof betrachtete, nur dort eine Schule eingerichtet haben?

Im benachbarten Sierksrade wird der erste Schulmeister 1742 genannt. Spätestens mit der Schulordnung von 1757 war der Kastorfer Gutsherr ohnehin verpflichtet eine Schule einzurichten.



Ehemaliger Schulkaten Aufnahme 2009;
nach dem Bau der Schule 1862 gehörte das Gebäude wieder zum Gut und hier waren Gutsarbeiterfamilien wie Willroth, Steinbuck und zuletzt Schühmann untergebracht.

Vermutlich ist aber Thomas Schröder schon vor Thielsen Lehrer in Kastorf. Denn dieser wird  1767 als Schulmeister von Kastorf bezeichnet. Auch ist er schon 1745 in Kastorf nachzuweisen und da vermutlich beide 1762 im Schulkaten leben, könnte Thielsen sein Schwiegersohn sein.

1773 klagt der Schulmeister zu Kastorf, dass ihm das Futtergeld für eine Kuh so er vorhin von dem von Hammerstein erhalten, ein. 1784 werden 26 Knaben und 20 Mädchen in der Schule gezählt.

Schröder/ Thielsen folgt spätestens ab 1784 der Schulmeister Carl Heinrich Clörs. 1790 heisst es: "Der Schulmeister Carl Heinrich Clörs zu Kastorf unterrichtet 8 Kinder in Schreiben." Das erscheint uns heute als selbstverständlich, doch früher in den Anfängen der Landschulen, war man nur darauf bedacht aus den Kindern "anständige Christenmenschen" zu machen. So ging es hauptsächlich nur darum z.B. den Katechismus auswendig zu lernen. Was sollten Küster, Schneider und ähnliche den Kindern auch sonst beibringen, hatten sie doch selbst keine richtige Bildung erhalten.

1798: Vergleich mit von dem Busche:
Gutsherrschaft übernimmt Bezahlung des Schulmeisters gegen Handtage (genannt Schultage) zur Unterhaltung des Bullen. Handdienste genannt Bullentage.

LAS Abt. 216 Nr. 388 Hammerstein ./. Großkätner wegen Dienste 1807

1810/1812 leistet sich der Gutsherr Baron von Hammerstein einen eigenen Hauslehrer und Hausmeister namens Wilhelm Augspurg. Lehrer Klörs wird als Schulmeister und Schneider angegeben.

1812 wird der Schulkaten wie folgt angegeben: Haus 3 R, Hof und Garten 1 M 77 R, Ackerland
6 M, Wiesen und Weiden 2 M 100 R, total 31,5 M (1861: 7 M und 80 QR)

Keine Feuerung für die Schule

1813  4. Jan.: Der Schullehrer Klörs beschwert sich das er keine Feuerung habe, um seine große Schulstube heizen zu können, daß die Eltern ihre Kinder zurückbehalten, und er solchem nach an der Erfüllung seiner Pflicht ohne sein Verschulden gehindert werde. Bisher bekam der Schullehrer von der hiesigen Gutsherrschaft eine gewisse Quantität Feuerholz, die der Angabe nach in acht Fuder Busch bestanden hat; und wenn er gleich damit nicht ausreichen konnte, so kaufte er sich das fehlende zu. Er hat sich ferner um Verabreichung dieser Feuerung vergeblich an die Gutsherrschaft gewendet, die sich dazu nicht mehr verbunden erachtet, nachdem die Verhältnisse der Gutsherrn mit ihren Unterthanen durch das kaiserliche Organisations-Dekret aufghört haben. Und ebens wenig ist die Bitte an die Einwohner zu Castorf, die er dieses gegenstandes halber an sie gethan, von gutem Erfolg gewesen, die sich aus dem Grunde zu keiner Feuerung für den Schullehrer verstehen wollen, weil sie ihm dergleichen nocheinmals gegeben. Die vormals gültige Landschulen-Ordnung des Herzogtums Lauenburg vom 5. April 1757 sagt über die Feuerung der Schullehrer Kapitel VI § 2 folgendes:
An solchen Orten, wo denen Schulmeistern keine gewisse, und genügliche Deputat-Feuerung verordnet ist, soll bei einer jeden schule, von denen Schulkindern, sie seyen klein oder groß, ohn Unterschied, von jedem Kinde, so lange es kalt ist, wöchentlich dem Schulmeister ein halber Schilling bezahlt, und ohne Weigerung entrichtet werden.

Hierauf wäre es keinen Zweifel unterworfen, daß diejenigen Eltern, welche ihre Kinder zur Schule senden müßen, zu Erlegung dieses Aequivalents verbunden seyen, und sie dazu angehalten werden müßten, mit Vorbehalt des Recours an die Gutsherrschaft.
Da ich aber nicht weiß, in wie fern die neue Gesetzgebung den Policei Beamten zur Durchgreifung dieser Vorschrift autorisirt, der Schullehrer, welcher in allen nur etwa 50 rthl. nebst seiner Wohnung und 12 Scheffel Land als Gehalt benießt, unter diesen unentschiedenen Verhältnissen eben so wenig leiden als die Feuerung aus eigenen Mitteln anschaffen kann, der schlechte oder ganz fehlende Unterricht der über dies rohen Jugend auf dem Lande aber dem Staate nicht gleichgültig seyn kann: So werden Sie, mein Herr Unterpräfect es geneigtst entschuldigen, wenn ich nur von Ihnen die nötigen Instructionen dieses Gegenstandes halber in der ausgezeichnetsten Hochachtung erbitte, mit der ich mich zu unterzeichnen die Ehre habe.
Der Maire Hering


Schulmeister Clörs wird 1827 von seinem Sohn und Schneidergesellen Johann Friedrich Clörs (Kastorf *1786; 1845 Heuerling in Lütjensee) abgelöst, dieser ist erst 18 Jahre alt aber wegen des gesundheitlichen Zustandes seines Vaters darf er die Stelle antreten.

Klöris, Hans Friedrich, geb. 27. Mai 1824 zu Siekerberg, Kirchsp. Siek, kam im 8. Jahre zu seinem Onkel nach Castorf, Lauenburg, von dem in Gemeinschaft mit Pastor Hillefeldt in Siebenbäumen er für das Schulfach ausgebildet wurde, Unterlehrer in Nüsse, 1844 bis 1846 Hauslehrer zu Steinhorst, Mai 1847 Distriktsschullehrer in Bendorf, machte den Krieg 1848/50 mit, 1851 Lehrer in Görtz, Kirchsp. Neukirchen, 1856 desgleichen in Göhl bei Oldenburg bis 1868, darauf 4. Aug. dess. J. durch Wahl Stadtkassirer in Oldenburg bis 4. Aug. 1882, zur Zeit in Grossensee bei Ahrensburg Agent und Bienenzüchter.

Kleines Lehrbuch der Geographie für Landschulen, mit besonderer Berücksichtigung des Vaterlandes. Itzehoe 1846. 2. Aufl. Itzehoe, C. F. Clausen, 1861. 8


1833: 79 Schüler
Die Schulstube bemisst sich auf 20 Fuß Länge x 20 Fuß Breite und 12 Fuß Höhe

1835: 66 Schüler
Unterricht wird erteilt in: Religion, Lesen, Schreiben, Kopf- und Tafelrechnen sowie Singen. Der Lehrer Johann Friedrich Klöris hat ein Jahreseinkomen von 60 Rthl.. Einen Teil seines Einkommens gewinnt er aus "Miethökerei" (s. aus Zwei Worte zur Verständigung v. Regierungsrat Hoppenstedt Ratzeburg 1849).

Eltern kaufen keine Schreibtafel

Aus dem Jahre 1838 ist ein Schriftstück vorhanden über die „Beantwortung der extrahierten Visitationsfragen, den Schullehrerdienst zu Castorf betreffend“, also ein auszugsweise gefertigtes Protokoll über den Kontrollbesuch. Aus dem Inhalt geht hervor, dass die Zahl der schulpflichtigen Kinder 64 beträgt. Frage 4 ist wörtlich aufgeschrieben: „Finden Schulversäumnisse Statt?“. Antwort: „Ja“. „7. Lernen jetzt die Kinder alle rechnen und schreiben, ehe sie die Schule verlassen?“ Antwort: “Nicht alle, wie manche Eltern, vorzüglich in den Baracken ( Schnitterkasernen des Gutes. D. Red.), die Auslage für Papier und Tafel scheuen“. „8. Geht das Schulgeld für den Lehrer zur rechten Zeit ein?“ Antwort: „Nie regelmäßig, und von Vielen erst nach Verlauf von mehreren Jahren“. „Meldet der Lehrer die Restanten (Zahlungsrückständigen. D. Red.) vorschriftsmäßig bei der Obrigkeit an?“ Antwort: „Nein“. „Und  findet er geneigte und unentgeltliche Rechtshülfe?“ „Ja“. „9. Wie ist die Schulwohnung beschaffen? Und ist die Schulstube geräumig genug? Beide gut. 10. Genießt der Lehrer das in der Schulordnung festgesetzte Schuldgeld von zwei Mark für die Winterschule? Nein , sondern nur 30 Pfennige. Und 4 Pfennige für die Sommerschule? Ja“. „12. Hat der Lehrer auch nach Vorschrift der Landschulordnung Futter für eine Kuh? Nein, sondern er muss jährlich von fremden Feldmarken kaufen. Und wenn dasselbige nicht in Natura vorhanden ist, empfängt er dafür das gesetzliche Equivalent ( Ausgleich. D. Red.) für zehn Mark?“ Antwort: „Nein“. Lehrer J. Klöris unterschreibt dies am 3. August 1838, als ein Dänenkönig Herzog von Lauenburg ist.


1849: 64 Schüler

1861 Bau der heutigen Schule

1875 steht ihm noch Hilfslehrer J.A.H. Sager zur Seite.

1864 werden 33 Knaben und 32 Mädchen gezählt.

1867 gehören zum Schulkaten 7 M 80 QR


Inspektion durch Herrn und Frau Pastor

Die Schulprüfung 1910 führt nicht nur den Ortsschulinspektor Pastor Andresen, sondern auch „Frau Pastor (=Bezeichnung für Pastorenfrau; amtierende Pastorinnen gibt es nicht.d.Red.) Andresen- Siebenbäumen, die Handarbeitslehrerin, Frau Hase, und Gemeindevorsteher Pein- Kastorf, Lehrer Schnack- Gr. Boden, und Lehrer Scheel- Siebenbäumen“ auf der Gästeliste auf. Zunächst wird mit Ober- und Mittelstufe der erste (lutherische Glaubend-. D.Red.) Artikel behandelt, während die Unterstufe schriftlich beschäftigt wird. Nachdem hierauf die Unterstufe in Religion, Rechnen und Lesen geprüft ist, wird sie entlassen. Unterdessen hatten die Kinder der Oberstufe über den Schall und die Kinder d. Mittelstufe über das Huhn geschrieben, Nachdem diese Arbeiten durchgesehen waren, wurde der Krieg von 1870 u. 71 behandelt. Zum Schlusse wurde noch gerechnet und das Lied „Ich hab mich ergeben gesungen“.
Am 19. Juli 1910 gedenken die 21 Mädchen und 16 Jungen in ihrer Kastorfer Schulstube der hundersten Wiederkehr des Todestages der preußischen Königin Luise, die „in ihrem Glück und Unglück“ zur Zeit der napoleonischen Eroberungskriege und während der Befreiungskämpfe einen vorbildlichen Ruf erlangt hat.

Unter den Besuchern der Schulprüfung sind Schulamtskandidat Hans Koltze und Brügmann als neuer Gemeindevorsteher aufgeführt. „Die Handarbeiten der Mädchen wurden von Frau Pastor Andresen in Augenschein genommen“. „Da die Wohnung des Lehrers zu klein war, wurde aus der bisherigen kleinen Wohn- und Schlafstube ein großes Zimmer hergestellt. Durch einen Anbau wurden zwei Schlafstuben, eine große und eine kleine, geschaffen“.

Bei der Geburtstagsfeier für Kaiser Wilhelm II. wird 1912 vom Lehrer die Frage aufgeworfen: „Welches sind die Opfer unseres Herzens, welche wir unserem Fürsten darbringen?“ Antwort: „1. Freude, 2. Dank, 3. Fürbitte“. Unter den Anwesenden der Schulprüfung in jenem Jahr sind auch „die Frau des Tischlers Hase und die Frauen des Arbeiters Hahn und d. Arbeiters Cruse“ eingetragen. Die Kinder der Ober- und Mittelstufe müssen ihr Wissen über den (Deutsch-) „Dänischen Krieg“ von 1864 niederschreiben, bei dem es Preußen und Österreichern um die Ausgliederung Schleswigs aus dem Königreich Dänemark ging.

Im Schuljahr 1912/13 wird das zuvor nahezu ausschließlich betriebene Abfragen der Kenntnisse durch den Lehrer gelegentlich ein wenig aufgelockert. „In der Unterhaltung wurde besonders über die Stiftung des Eisernen Kreuzes und über die Erhebung Preußens (1813 gegen den französischen Kaiser Napoleon I, der Europa weithin unterworfen hatte. Die Red.) gesprochen“.




Die Schule mit Schulhof 1955

 von bis
 Lehrer
 1767
 Schröder, Thomas
 1762-1779  Thielsen, Hans Hinrich
 1784  Clörs, Carl Heinrich, auch Schneider
 1817  Clörs, Johann Friedrich, auch Schneider
 1875  Sager, J.A.H.
 1879 - 1888
 Vorrath, NN
 1890-1892  Böckenhauer, Detlef  > Groß Grönau 1899-1930 s. Grönauer Chronik
 1904  Meyer, NN 
 1900 - 1923
 Oldenburg, Joachim
 1921
 Fickbaum, Karl Joachim Johann *1898 > 1932 Mölln
 1923 - 1927
 Siemers, Friedrich Wilhelm aus Grinau *1880 > 1932 Bälau
 1927 - 1940
 Möller, Hans Hinrich aus Witzeeze *1886
 1931 - 1931
 Roden, Ernst Ludwig,  2. Lehrer *1904 > 1931 Bad Oldesloe
 1931 - 1932
 Feldt, NN
 1932 -
 Stade, Elfriede Anna Katharina (Hilfslehrerin) *1900
 1936 -
 Clausen, Ilse (heiratet Werner Schmidt) *1910
 1939 - 1939
 Krock, Ludwig
 1940 - 1946
 Heitmann, Hans-Joachim Rudolf  *1888, 1920 Wiemersdorf
 1946 - 1951
 Bünder, Otto > Neustadt/Holst.
 1947 - 1952
 Klawisch, Erika > Buchholz/Lbg.
 1946 - 1947
 Hartz, NN
 1946 - 1955
 Müller, Johannes aus Ostpreussen *1888
 1955
 Gau, Max < Schipphorst, > Steinhorst
 1955-
 Awissus, NN  < Düchesldorf, > Lanze
 1951 - 1963
 Schröder, Werner < Schipphorst *1897
 1955
 Hans, Max
 1963
 Krink, Erna *1904
 1963 - 1969
 Daniels, Ernst
 1967 - 1973
 Kratzmann, Ute

Sieben Kinder sterben an Scharlach

„Am Januar 1908 wurde die Schule wegen einer Scharlachepidemie auf 10 Tage geschlossen bis 31. Jan; aber nach abgelaufener Frist wurde sie bis zum 9. Februar geschlossen. Als die Epidemie noch nicht erloschen war, wurde die Schule wieder vom 11. bis 21. Februar geschlossen. Es starben die schulpflichtigen Kinder Emil Brügmann, Sohn des Großkätners Brügmann; Erna Benthien, Tochter des Arbeiters Benthien, und Dorothea Schmidt, unehel. Tochter der Tochter des Altenteilers Schmidt. Außerdem starben noch : Hedwig Groth, Tochter des Halbhufners Groth; Otto Koop, Sohn des Musikers Karl Koop. Beide wären am 1. Mai 08 schulpflichtige gewesen. Ferner starb noch eine 2 ½ jährige Tochter des Großkätners Brügmann und ein Sohn des Maurers W. Hillers, etwa ½ Jahr alt“.

Dies ist die erste Eintragung in der Kastorfer Schulchronik, die über den Rahmen des eigentlichen Schulgeschehens hinausgreift. In späterer Zeit sind derartige Eintragungen zeitweise sehr umfangreich, so dass die Niederschrift dann fast den Charakter einer Dorfchronik annimmt. In der Fortbildungsschule im Winterhalbjahr tauchen die Namen Karl Siemers, Martin Quandt, August Langbehn, Otto Buer, Peter Timm und Wilhelm Peters auf. Alle sind 1891 oder 1892 geboren.

Am 1. Mai 1909 ist die Schülerzahl auf 34 gesunken. Den Kindern wird „gesagt, dass wir den Sedantag feiern müssen, weil wir diesem Tag das deutsche Kaiserreich verdanken“.



Die Kastorfer Schule noch vor 1935 ohne den Anbau


Jubiläumseiche für den Kaiser

,, Zur Feier des 25Jährigen Regierungsjubiläums unseres geliebten Kaisers versammelten sich am Nachmittage d. 16. Juni 1913 der Militärverein von Siebenbäumen und Umgegend – Vorsitzender Gemeindevorsteher Dohrendorf in Siebenbäumen – und d. Schulen von Siebenbäumen, Kastorf, Boden u. Grinau auf dem Bahnhof Kastorf. Unter dem Klang einer Musikkapelle bewegte sich der Zug nach Siebenbäumen, wo bereits am 1. April vor dem Kirchhof eine Eiche gepflanzt worden war, die nun als Jubiläumsseiche geweiht werden sollte. Die Festpredigt  hielt Herr Pastor Andresen über den Text 1. Mos. 12,2 (Ich will dich zum großen Volke machen). Nach Deklamation des Gedichtes ,,Die Hohenzollernreiche“ wurde ,,Frei und unerschütterlich“ gesungen. Der Vorsitzende schloss mit der Mahnung an die Jugend, auch einmal, wenn es nötig werden sollte, einzutreten für König und Vaterland. Die Kinder sangen jetzt ,,Ich hab mich ergeben’“. Zur Erinnerung an die 100jährige Wiederkehr der Völkerschlacht zu Leipzig wurden am 18. Oktober in einer Ansprache vom Lehrer folgende Frage beantwortet: ,,Warum hatten die Verbündeten nicht Preußen die Oberleitung gegen den bisher unbesiegbaren Napoleon übertragen? Inwiefern spielte das preußischen Heer trotz allem die Führerrolle?“
Schulprüfungen damals sind immer öffentlich, doch weil sie ,,nur immer weniger besucht sind, so wurden vom Herrn Pastor die Kinder gebeten, ihren Eltern zu sagen, doch künftig die Schulprüfungen fleißig zu besuchen“.




Kriegszustand um Mitternacht

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 wird in der Schulchronik direkt zunächst mit keinem Wort erwähnt.

Erst im Zusammenhang mit der Kaisergeburtstagsfeier 1915 wird auf den „Kaiser im Felde“ hingewiesen. „Am 18.Februar 1915 wurde eine Schulfeier wegen der großen Schlacht in den Masuren abgehalten“, wo bei Tannenberg Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg mit schwachen deutschen Streitkräften tief nach Ostpreußen eingedrungene Armeen des russischen Zaren vernichtend geschlagen hatte. Am 30. März gibt es „mitten im Kriege eine Bismarckfeier“. Warum? Ein Ausspruch des einstigen Reichskanzlers und Reichsgründers ist plötzlich wichtig geworden: „Wir Deutschen fürchten Gott und sonst nichts auf der Welt“.

In der Niederschrift des Schuljahres 1915/16 wird eine Schilderung über die Tage des Kriegsausbruchs ausführlich nachgeholt: „In der Nacht vom 31. Juli auf d. 1. Aug. 1914 (nachts 12 Uhr) kam der Kreisausschusssekretär Voje im Auto von Ratzeburg zu dem Gemeindevorsteher, Musiker und Anbauer K. Koop, klopfte an das Schlafstubenfenster und übergab demselben durchs Fenster ein Schreiben, welches die Erklärung des Kriegszustandes enthielt. Der Gemeindevorsteher musste über den Empfang mit dem durchs Fenster gereichten Bleistift unterzeichnen. Auch das Schreiben, welches für das (selbstständig verwaltete. D. Red.) Gut bestimmt war, wurde dem Gemeindevorsteher ausgehändigt, weil der Gutsbesitzer Vorwerk nicht wach zu bekommen war. Am 1. Aug. um 6 Uhr überbrachte der Postagent Wilhelm Groth dem Gemeindevorsteher den Kaiserlichen Befehl: „Mobilmachung befohlen. Der 2. August ist der 1. Mobilmachungstag“. Gegen 8 ½  Uhr abends erschien wieder Herr Voje per Auto und überbrachte dem Mobilmachungsbefehl betr. Stellung der angemusterten Pferde in Ratzeburg am 5.Mobilmachungstage. In der Nacht vom 1. zum 2. August kam der Rad von Schiphorst der Hufner A. Wulf (um 12 Uhr) und überbrachte, wie er zum Gemeindevorsteher gesagt haben soll, die richtige Mobilmachung. Es war dies die Beorderung aller unausgebildeten und ausgebildeten Mannschaften im Alter von 20- 45 Jahren. Der Gemeindevorsteher ging mit Wulf nach dem Gute, um Herrn Vorwerk zu wecken. Da dies nicht gelang, wurden die Mobilmachungspapiere dem Gutsinspektor Bergh überreicht.

Sofort nach Bekanntmachung der Mobilmachung legten die Tischler und Maurer, welche in einem Militärverhältnis (als Reservisten .d. Red.) standen, die Arbeit nieder. Es herrschte im Orte eine große Aufregung. Auf dem Gute legten die Arbeiter aus (den beiden Großherzogtümern. D. Red.) Mecklenburg, welche beim Drainieren beschäftigt waren, sofort die Arbeit nieder und reisten in ihre Heimat.

Am 1. August abends reiste der Hufner und Gastwirt Wilhelm Groth nach Ratzeburg, weil er sofort bei dem Jäger-Bataillon 9 eintreten musste. Er war Oberjäger. Er wurde am 8. Sept. 14 in Frankreich verwundet und starb am 10. September. (s. Verlustliste 1. Weltkrieg)

Am 2. August morgens 8 Uhr hatten sich der Tischler Heinr. Meincke und Meiereipächter Koop- beide aus Gut Kastorf- in Lübeck zu stellen. Auch der Tischlergeselle Linwist aus Gut K. und der Maurergeselle Otto Buer mussten am 2. August eintreten. Koop kam zurück u. trat am 4. 8. wieder ein.

Es hatten sich ferner zu stellen aus Gem. K.: Arbeiter Heinrich Aue d. 4. Aug., Bauunternehmer Aug. Hillers d. 4. Aug., Schmiedemeister H. Tews d. 4. Aug., Kolonialwarenhändler Hans Tofelde d. 3. Aug., Händler Heinr. Busch d. 5. Aug., Meierist Wilhelm Jungesblut d. 7. Aug., Arbeiter Hahn d. 29. Sept., Großkätner A. Benthien d. 25.9., Zimmergeselle Ernst Langbehn d. 7. Okt.


Feldschmiede im 1. Weltkrieg in Frankreich 1915:
ganz rechts Ernst Tews, Sohn des Kastorfer Schmiedes Heinrich Tews.


Beim Militär (als Wehrpflichtige. D. Red.) waren aus der Gemeinde: Musketier W. Ahlers in Beuthen (Oberschlesien. D. Red.), Sohn des Großkätners Ahlers; Unteroffizier Friedrich Fokuhl, Sohn des Sattlermeisters Fokuhl, in Rendsburg; Jäger Johannes Siemers in Ratzeburg, Sohn des Viertelhufners H. Siemers; dieser ist im September 14. in engl. Gefangenschaft gekommen; Musketier Otto Siemers, Handlungsgehilfe, Sohn des verst. Maschinenhändlers Karl Siemers- Bromberg ( Provinz Posen .d. Red.); Kanonier Ernst Tews [s. Bild oben], Schmiedegeselle, Sohn des Schmiedemeisters Tews- Itzehoe; Paul Gehrken, Sohn des Anbauers und Arbeiters Gehrken; dieser kam in französische Gefangenschaft und wurde wieder ausgetauscht, hat ein Auge verloren; August Langbehn in Lokstedt, ist am 3.10.14 gefallen. Aus Gut Kastorf mussten eintreten: Gutsbesitzer Vorwerk d. 6.8.14, Gutsinspektor Bergh d. 4.8.14, Arbeiter Giese, Kaiser, Schacht, Burmester d. 11.8.14. Meierist Koop ist am 26. okt. 15 gefallen (Serbien)“.

„Den Kriegsteilnehmern aus d. Gemeinde wurden Pakete allwöchentlich gesandt. Das Geld wurde durch freiwillige Gaben aufgebracht. Später wurden alle 14 Tage bis 4 Wochen Pakete zugesandt. Diese wurden abends in der Schule verpackt. Zu den Festzeiten, wenn größere Pakete gepackt wurden, nahmen die größeren Schulmädchen und einige konfirmierte Mädchen am Packen teil“.

Für den 16. bis 24. Januar 1915 ist eine, ,Reichswollwoche“ ausgerufen, um die Ausstattung der an den vielen Kriegsfronten kämpfenden deutschen Soldaten zu verbessern. In Kastorf ,,wurden durch die Schulkinder 290 Pfund (Wolle. D. Red.) gesammelt. Es wurden in der Schulen und zu Hause 15 Decken gefertigt, 11 Hosen zu Unterhosen verarbeitet und 7 Jacken hergestellt. Diese Sachen wurden von der Desinfekton Fickbohm in Sandesnaben desinfiziert. Von der Schulgemeinde wurden für 50 M Wolle gekauft. Diese wurden von den Schulkindern und einigen Frauen zu Strümpfen, Pulswärmern und Handschuhen verarbeitet. Im Frühjahr 1915 wurden durch die Schulkinder alte Gummisachen gesammelt. Es konnten 59 Pfund Gummi nach der Sammelstelle ( Herrn Architekt Arp) in Ratzeburg gesandet weren“.

1915 müssen ,, Arbeiter Düring, Maler Grell, Tischler Hermann Koltze, Knecht Aug. Koop, Arb. Mollerhauer, Maurer Joh. Schmidt, Schlachter Rothe, Zimmermann P. Vohs, Emil Martens, Tischler Herm. Horstmann“ aus der Gemeinde und August Lange sowie Hugo Eggert aus den Gute zum Millitärdienst. 1916 werden ,,Tischlergeselle Heinrich Martens und Heinrich Gatermann, Sohn des Großkärtners Gatermann“, einberufen.
,,Am 24. Juni 1915 fand eine Feier wegen der Einnahme (Zurückeroberung) Lembergs statt“. Die Festung, die zu der mit dem deutschen Kaiserreich verbündeten Doppelmonarchie Österreich – Ungarn gehört, ist zeitweise in russischer Hand gewesen.

Dieser Stundenplan gilt vom 16. Oktober 1916 bis 30. April 1917. Unerrichtet wird in drei Altersstufen von 8.00 bis 11.45 und montags bis donnerstags auch von 13.15 bis 15.15 Uhr. Christenlehre und Kirchenlieder werden jeden Tag in der ersten Stunde durchgenommen, bisweilen auch in der zweiten Stunde. Sonst steht dann Schreiben, Zeichnen, Aufsatz, Diktat, Deutsch, Geographie und Lesen auf den Plan. In der dritten Vormittagsstunde wird zumeist Rechnen gelehrt. Die vierte Stunde bleibt u.a der Naturkunde und dreimal wöchentlich dem Turnen vorbehalten. Jeden Mittwochnachmittag kommen die 28 Mädchen dieses Winterhalbjahres 2 Stunden zum Handarbeitsunterricht. Auch Geschichte ist Unterrichtsfach. 2 fünfminütige Pausen und eine große Pause von 15 Minuten trennen die Lehrabschnitte.

Singt man den Choral ,,Mach’ End’, o Herr, mach’ Ende“. Wegen der Rückeroberung Przenysls ist am 8. Juni schon einmal gefeiert worden: ,,Die Friedensliebe und das Gottvertrauen der Hohenzollern [wurden] zur Geltung gebracht“. Das Lutherlied ,,Ein feste Burg“ wird oft gesungen. Vor allem auch : ,,Und wenn die Welt voll Teufel wär, es soll uns doch gelingen“.

1916 heißt es : ,,Wir sollen nicht der Verweichlichung hingeben“. Die Schülerzahl am 1. Mai  1917 beträgt 60, davon ,, 31 Knaben u. 29 Mädchen. Eine Sedanfeier fand nicht statt. Weil der 2. September auf einen Sonntag fiel“. Jahre zuvor hat man in gleicher Lage die Feier einen Tag vorverlegt. Dafür findet am 24. Oktober 1917 ,, eine Kriegsanleihe – Feier (7. Kriegsanleihe)“ statt. Die Untertanen der Kaisers und Königs werden erneut aufgerufen, aus ihren Mitteln Anleihen zur deutschen Rüstungsfinanzierung zu zeichnen. Die Auswirkung der Seeblockade, die Deutschlands Feinde über das Reich verhängt haben, werden unter dem Gesichtspunkt ,,Vom Aushungern“ behandelt.

Am 2. September 1918 wird letztmalig in Kastorf eine Sedanfeier begangen. Man singt ,, Mit unserer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren“. Der Umsturz im Reich bald darauf wird in der Schulchronik nirgendwo erwähnt. Statt dessen war ,, vom 2. – 11. (1918) die Schule wegen Grippe geschlossen. Am 2. Dez. fiel der Unterricht aus, weil der Lehrer an der Sitzung der Steuervereinschätzungskommission teil nahm. Vom 13. – 16. Jan. (1919) war wegen Krankheit des Lehrers die Schule geschlossen. D. 25. Jan. ist wegen d. Wahlen ausgefallen“. 

Trutzlied nach Kriegsende

„Am 3. April 1919 fand die Schulprüfung statt“. Mit den beiden oberen Stufen wurden die Ursache und Veranlassung zum Weltkrieg wiederholt...Zu Anfang war gesungen worden;, Und wenn die Welt voll Teufel wär. Aus der Schulgemeinde nahm niemand (als Gast.d.Red.) an der Schulprüfung teil“. Am 23. Juli 1919 wird „eine Reise nach Segeberg gemacht mit der Schule aus Siebenbäumen zusammen“. Bei der Schulprüfung am 18. März 1920 ist als einziger „Offizier- Stellvertreter F. Fokuhl“ zugegen.

„Am 1. Mai 1922 betrug die Schülerzahl 61, und zwar 31 Knaben und 30 Mädchen. Da der Lehrer Oldenburg wegen Krankheit beurlaubt wurde, so wurde er durch den Lehrer Rübe vertreten.... Am 31. Mai wurden die Kinder durch den Schularzt, Herrn Dr. Möller aus Steinhorst, untersucht im Beisein einer Schwester vom Wohlfahrtsamt, die bei den Mädchen Kopfläuse feststelle. Die gleiche Schwester kam nach Verabredung am 14.Juni und 27. Juni wieder, wobei auch die Mütter durch die Schwester in deren Wohnungen belehrt u. zur größeren Sauberkeit angehalten wurden“.

Am 25. Juni 1922 wird erstmals ein Elternbeirat für die Kastorfer Schule gewählt. 32 der 69 Wahlberechtigten machen von ihrem Recht Gebruch. „Die Wahlhandlung vollzog sich im Schulzimmer. Gewählt wurden: I. Ulrich, Gastwirt; Benthien, Oberpostschaffner; II. Maack, Hammer und Cruse, Arbeiter vom Gut Kastorf. Am 7. Juli 1922 „wurde die Schule vom Kreisschulrat, Herrn Schulrat Schröder, revidiert“. Von ihm sind zwei Sichtvermerke am Randstreifen der Schulchronik erhalten. „Am selben Tage fand nachmittags eine Zahnuntersuchung der Kinder durch den Schulzahnarzt, Herrn Dr. Schmidt, Oldesloe, statt“.

Zum ersten Male wird 1922 ein Kindervogelschießen erwähnt, und zwar am 15. Juli bei Gastwirt Ullrich. „Das Schießen und Ringwerfen mussten in die Nachmittagsstunden gelegt werden, da die hierzu erforderlichen Geräte morgen in Siebenbäumen gebraucht wurden“.

Am 19. Juli des gleichen Jahres bemüht sich Regierungs- und Schulrat Möhlenbrink nach Kastorf. Er kommt aus Schleswig. Dort hat die preußische Provinzverwaltung ihren Sitz. Die Notwendigkeit der Anstellung eines zweiten Lehrers wird mit ihm erörtert. „Während der Sommerferien (29.7.-22.8.) wurden das Klassenzimmer sowie die Fenster des Schulhauses gestrichen“. Lehrer Oldenburg, der schon längere Zeit kränkelt, was auch durch seine oft zittrig gewordene Schrift in der Chronik belegt ist, wird 1923 „in den Ruhestand versetzt und zog nach Labenz“. Siemers aus Grinau kommt als Nachfolger.

„Aus Anlass des Ablebens des Herrn Reichspräsidenten ( Friedrich Ebert. D. Red.) fiel auf Reg. Verfügung am ....4. März 1925 der Unterricht aus; es wurde statt dessen eine Trauerfeier veranstaltet.


Vom 4. –9. Mai nahm der Lehrer an dem Sennerkursus in Ratzeburg teil, welcher bezweckte, landwirtschaftlich gerichteten Naturgeschichtsunterricht zu erteilen.

Am 12. Mai 1925 fiel Reg. Verfügung der Unterricht wegen der Vereidung des neuen Reichspräsidenten, des Generalfeldmarschalls von Hindenburg, aus; es wurde statt dessen eine Feier veranstaltet. Am 16. Juni fand eine allgemeine Volks-, Berufs- und Betriebszählung im Deutschen Reiche statt. Da der Lehrer dabei als Zähler mitzuwirken hatte, fiel der Unterricht an dem genannten Tage aus“.

„Am 4. und 18. März 1926 fand in der hiesigen Schule Fastensgottesdienst statt, welcher recht gut besucht war....Am 17. Juli unternahm die hiesige Schule einen Ausflug zu dem Schaalsee, und zwar eine Eisenbahnfahrt von Kastorf bis Zarrentin, eine Motorbootfahrt auf dem Schaalsee von Zarrentin bis Lassahn und wieder zurück... Mit dem Abendzuge langte sie wieder in Kastorf an“. Da der neu eingeführte Verfassungstag der Weimarer Republik am 11. August in die Sommerferien fällt, wird deswegen am ersten Schultag nach den Ferien am 28. August eine Festlichkeit aufgezogen.

Zum Juni 1927 wird Lehrer Siemers von Kastorf „nach Kankelau i. Lbg. Versetzt. Kankelau hat eine Schule von 5 Schülern“. Als Nachfolger tritt in Kastorf ein Lehrer Möller aus Witzeeze seinen Dienst an. Nach den Herbstferien wird zum ersten Male seit längerem wieder eine „Fortbildungsschule“ ins Leben gerufen.

Unter 1929 ist in der Schulchronik vermerkt: „Der Schülerbestand war zu Beginn des Sommerhalbjahres auf 54 gestiegen. Das Gut Kastorf ist auf Anordnung der Preuß. Staatsregierung zu der Gemeinde eingemeindet. Der Gutsbezirk ist aufgelöst, es gibt hinfort nur eine Gemeinde Kastorf. Im Dez. wird der Lehrer Möller krank und bis Ende März von der Regierung beurlaubt. Die Vertretung während dieser Zeit übernehmen die Kollegen aus Siebenbäumen, Klinkenrade, Labenz, Duvensee, Rondeshagen u. Bliestorf“.

1930 wird „während des Sommers das ehemalige Gut, das an die Schlesw. -Holst. Höfebank in Kiel verkauft worden ist, in Siedlungen aufgeteilt. Es werden insgesamt 29 Siedlerstellen, kleinere und größere, geschaffen. Viele ehemalige Hofarbeiter übernehmen eine kleine Siedlerstelle. Die übrigen Siedler stammen aus Dithmarschen, Westfalen und dem Rheinland. Der Bau von 29 Neu- und Anbauten bringt reges Leben in die Gemeinde und gibt vielen Arbeitslosen längere Zeit Beschäftigung. Das Dorf gewinnt durch die große Zahl neuer, schmucker Siedlungshäuser ein ganz anderes Bild. Zum Herbst 1930 wurden die meisten Siedlerhäuser bereits bezogen“. Auch aus dem Harz und dem Sudetenland sind Menschen nach Kastorf gekommen.

 

Der Schulraum noch vor dem Umbau 1930, der Junge rechts vor Lehrer Möller ist Herbert Jungesblut,  im Hintergrund noch Kaiser Wilhelm II. an der Wand


Gutsaufsiedlung bringt neue Schüler

1931 ,, ist die Schülerzahl durch Zuzug  gestiegen. Ostern wird die Höchstzahl von 60 überschritten, vom Schulrat [Scheele] wird deshalb eine 2te Lehrkraft beantragt. Am 1. März 31 wird der Lehrer Roden als Hilfslehrer an die hiesige Schule versetzt. Da nur ein Klassenzimmer vorhanden ist, muss die 2te Klasse nachmittags unterrichtet werden. Doch: ,, Roden wird infolge der Abbauverordnung am 1. Mai wieder abberufen. Am 1. Juni wird Frl. Feldt nach hier versetzt. Sie bleibt bis zum 1. Okt. Zu diesem Zeitpunkt wird die 2te Stelle wieder abgebaut. Im Winter 31/32 bleibt die Schule wieder einklassig mit 65 Kindern“. Die Abbauverordnung ist eine Maßnahme, die durch die leere Staatskasse bedingt ist.


Ein Wunschtraum zerrinnt

,,Im Oktober 1930 war von Lehrer Möller bei der Höfebank in Kiel der Antrag gestellt worden, der Schule bei der Aufteilung des Gutes einen angemessenen Spiel – und Sportplatz zur Verfügung zu stellen. Der gänzliche Mangel an einem geeignetem Spielplatz und die gesteigerten Schullasten der Gemeinde durch die Siedlung ließen diesen Schritt bei der Höferbank als genügend begründet erscheinen. Die Höfebank teilte daraufhin mit, dass sie gerne der Schule einen passenden Platz zur Verfügung stellen würde. Bei der Verhandlung zwischen der Höfebank und Schulvorstand über den Platz wurde der Vorschlag gemacht, das Herrenhaus zu einer 2kl. Schule auszubauen. Da auch der große Park und der Kutschstall die dem Herrenhaus verbleiben sollen, wird die Spielplatzanfrage  dadurch erledigt. Der geräumige Stall eignet sich sogar zur einer Turnhalle... Die Hfbk. will das alte Schulhaus übernehmen und zu einer Siedlerstelle umbauen. Schulrat, Vertreter des Landrats, Schul- und Gemeindevertretung halten gemeinsame Sitzungen ab... Mehrfache Besichtigungen des Hauses durch obengenannte Vertretungen, die Hinzuziehung des Kreisbaumeisters als Bau-Sachverständigen ergeben die Geeignetheit des H- Hauses für Schulzwecke. Pläne für den Umbau werden... für gut und durchführbar befunden... Die Umbaukosten, auf ca. 1300 M veranschlagt, soll die Gemeinde zu einem geringen % Satz zur Verfügung stellen. Doch der Sparerlass des Ministers, nach dem Neu- und Umbauten nicht mehr in Angriff genommen werden, wirft den Plan leider über den Haufen“. Lehrer Möller vertraut seine Meinung dazu der Schulchronik an, die damit einen ersten Kommentar zu einer Kastorfer Begebenheit in sich aufnimmt:,, Die Aussicht für die Schule, zeitgemäße Verhältnisse zu schaffen, schöne Unterrichtsäume und einen wunderbaren Spielplatz zu erlangen, ist wieder vorbei. Leider!„

Schülerzahl 1931: 67

Bei einer Schülerzahl von 69 wird zum 1. Mai 1932 die Hilfslehrerstelle wieder besetzt. Aus dem holsteinischen Wedel kommt Fräulein Stade. Sie hat im gleichen Jahr noch zwei Nachfolgerinnen. Ab November 1932 muss Kastorf wieder mit einem Lehrer auskommen.

,,Die Schülerzahl zu Anfang des Schuljahres 1933 betrug 72. Erst 1. Mai wird die Hilfslehrerstelle wieder besetzt“.

In der Schulchronik findet sich keinerlei Hinweis auf den Beginn des Dritten Reiches am 30. Januar 1933.

1935 wird ,,nach Bewilligung eines staatlichen Zuschusses von ca. 11.000 M am 7. Okt. Mit dem Anbau eine/r[s] 2te[n] Klasse[nzimmers] begonnen. Die Maurerarbeiten wurden an A[ugust] Schmidt, die Zimmer[er]arbeiten an P[aul] Vohs vergeben. Die Einrichtung beider Klassen mit Bänken, Tafeln und Pulte wurden der Fa. Knick, Hamburg, übertragen. Auch die 1ste Klasse bekam einen neuen Fußboden. Am 5. Januar 1936 wurde die neue Klasse in Benutzung genommen“.


Seitenansicht der Schule mit dem Anbau von 1935

Ein Sportfest für die Kastorfer Schüler findet 1942 erstmalig außerhalb, und zwar in Krummesse, statt. Es geht um die „Herbstleitungsprüfung“: Der damals 12 Jahre alte Reinhard Eberle erzielt mit 7,6 Punkten die höchste Punktzahl. Während der Herbstferien erhält das Klassenzimmer einen neuen Anstrich.

„Am 18.3.43 starb an Diphtherie im Krankenhaus zu Ratzeburg die Schülerin Sieglinde Rickert“.

Das Schuljahr 1943/44 beginnt am 19. August. Neun Kastorfer Schulneulinge- „2 Knaben und 7 Mädchen“ – werden aufgenommen. „Da gleichzeitig die Kinder von Hamburger Bombengeschädigten eingeschult wurden, so betrug die Schülerzahl der I. Klasse 53 Schüler, der II. Klasse 21 Schüler“, je etwa zur Hälfte Mädchen und Jungen.

Die letzte Eintragung in Zweiten Weltkrieg für das Schuljahr „1944-45“ hat folgenden Wortlaut: „Mit Beginn des neuen Schuljahres wurden 6 Neulinge eingeschult, 4 Knb. U. 2 Mdch. Damit beträgt die Schülerzahl 72. Hiervon sind 8 Hamburger und Kieler Kinder“ (deren Familien bei angloamerikanischen Luftangriffen dort, ausgebombt und provisorisch auf dem Lande untergebracht wurden. D. Red.). An Trockendrogen wurden durch die Sammelstelle 379 kg zum Versand gebracht“. Als Drogen werden in jenen Tagen gesammelte und selbst getrocknete Kräuter und Beeren bezeichnet, aus denen Medikamente, Vitamine und sogar Speisen und Marmeladen zur Versorgung der Bevölkerung hergestellt werden. Schülerinnen und Schüler müssen sie überall im Reichsgebiet im Beisein der Lehrkräfte in ganztägigen Einsätzen, meist unter Aufsicht von Wehrmachts- oder Hitlerjugend- Dienststellen, sammeln: „Teilnahme ist Pflicht“.

Von April bis Dezember 1945 gibt es keinen Schulunterricht in Kastorf.

Am 11.12.1945 wurde die Volksschule mir den Klassen 1- 4 nach über halbjähriger Pause durch Frl. Hartz eröffnet. Im Januar 1946 begann die Oberstufe; im Februar erhielt Herr Heitmann seine Zulassung zum Unterrichten“. Er hat zunächst nicht weiter Unterricht geben dürfen, weil er während des Dritten Reiches als Lehrer tätig gewesen war.

,,Bis zum September 1946 war der 2. Schulklassenraum durch eine Flüchtlingsfamilie aus Ostpreußen mit 6 Personen bewohnt. Der Unterricht fand für die beiden Klassen im wöchentlichen Wechsel vormittags und nachmittags statt“.

Sacklaufen für die Jungen des ersten bis dritten Schuljahrgangs, Vogelpicken für die gleichaltrigen und Ballzielwerfen für die nächstältesten Mädchen sowie Armbrustschießen für die großen Jungen sind Bestandsteil des ersten Kinderfestes nach dem Zweiten Weltkrieg. Als Bürgermeister hat Tischlermeister Hans Busch in seiner Fabrik Gerätschaften für die Spiele herstellen lassen. Erstmals werden 1946 den Gewinnern die Titel einer Großen und Kleinen Königin bzw. die eines Großen und Kleinen Königs zuerkannt. 1959 werden auch vorrübergehend Kronprinzenpaare eingeführt.





Schießen auf dem alten Kastorfer Sportplatz mit Lehrer Müller


Zeichnung der Schule von Heinz Schacht, 13 Jahre, man beachte die technischen Details wie den Blitzableiter

Anfang der 1960er Jahre



Zustand 2009