und knapp 100 Jahre zuvor
Kastorf ist auf der Weltkugel bei 10° 34´ östlicher Länge, knapp unterhalb des 54. nördlichen Breitengrades zu finden. Von der Hansestadt Lübeck und den kleinen Städten Ratzeburg und Bad Oldesloe ist der Ort jeweils 17 Kilometer entfernt. Die Gemeinde erstreckt sich an zwei sich kreuzenden Straßen, über drei Kilometer in – grob gesehen- westöstlicher und ein wenig länger noch in nordsüdlicher Richtung.
Geologie
Aus der ersten Eiszeit, die vor einer Million Jahren begann und vor etwa 500.000 Jahren zu Ende ging, sind in der Kastorfer Landschaft Steine, Geröll, Ton und Sand zurückgeblieben. Die zweite Eiszeit vor rund 230.000 bis 175.000 Jahren entkalkte durch Gletscherwasser mancherorts den Untergrund. Dort sind die Böden weniger fruchtbar bis sandig. Die letzte Eiszeit hinterließ nicht nur die Endmoräne von Christianshöhe, sondern auch eine Bodenwelle beim Gutshof und eine weitere bei der Feldmark Am Tollen.Zur Zeit der Eisschmelze vor 20.000 Jahren ist die Lübecker Mulde, an deren Südwestrand heute Kastorf liegt, eine Art Süßwasserstausee gewesen. Die Gletscher sind zunächst über Ratzeburger See, Alster und Elbe nach Süden, später wahrscheinlich durch das heutige Travetal nordwärts abgeflossen.
Bei Kastorf, das durchschnittlich 30 Meter über NN liegt, befinden sich unter der Ackerkrume Ablagerungen von Geschiebemergel und Ton schwedischen und finnischen Ursprungs. Unter der Flur ist eine bis in zwanzig Meter Tiefe reichende Sand-, Mergel- und Schluff- [Sandstaub] Schicht vorhanden, die etwas Wasser führt. Darunter dehnt sich bis zu siebzig Meter Tiefe eine Tonschicht. Eine wasserführende Sand-Geröll-Schicht reicht dann bis zu 105 Meter unter Flur. Der Ton verhindert das Durchsickern von Oberflächenwasser. Die Sand-Geröll-Schicht wird durch unterirdischen Zufluss aus nördlicher und nordwestlicher Richtung gespeist.
Jahrhundertelang ist die Trinkwasserversorgung Kastorfs aus Flachbrunnen erfolgt. Aus 11 bis 18 Meter Tiefe wird das Wasser geschöpft. In Trockenzeiten versiegen diese Brunnen meistens. Nur auf dem Gutshof gab es einen Brunnen, der nach Angaben der Bohrfirma 108 Meter in die Tiefe getrieben war. Die drei Brunnen der zentralen Wasserversorgung seit 1962 sind 90, 96 und 98 Meter tief.
Die Kastorfer Flurnamen und Gewässer
Der Ortsname Kastorf
leitet sich von der niederdeutschen Form des Namens
Christian: Kersten ab, und bedeutet soviel wie Dorf des
Kersten. Wer dieser Kersten war, wird wohl immer ein
Geheimnis bleiben, vielleicht ein Mitglied der
Ritterfamilie von Crummesse. Die Lübecker Ratsfamilie
Castorp hat mit Kastorf nichts zu tun, denn diese stammt
aus Dortmund, wo sich ebenfalls ein Ort gleichen namens
Castrop(-Rauxel) (834 Villa Castorpe) befindet. (s. auch erste Kastorfer)
Der Ortsname hat aber nichts mit der Namensgebung von Christianshöhe zu tun. Diese Anhöhe, von der man einen wunderbaren Panoramablick auf die Lübecker Kirchtürme hat, hies bis anfang des 19. Jahrhunderts noch Lübscher Berg/Barg. Erst als Christian von Hammerstein hier 1809 einen Meierhof anlegen läßt, wird dieser Ort, nach ihm im Zeitgeschmack in "Christianshöhe" umbenannt.
In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts war die
Kastorfer Feldmark vermutlich noch gänzlich mit Wald
bestanden. Die ersten Siedler begannen eine Lichtung an
der Göldenitz zu schaffen, die sich dann über die
Jahrhunderte immer weiter ausdehnte, bis diese an
benachbarte sich ebenfalls ausdehenende Feldmarken stieß
und nur noch kleine Reste von Wirtschaftswäldchen an den
äußeren Grenzen der Feldmark übrigblieben (Kahlen, Alter
Hofbusch, Großes Holz).
Das hier tatsächlich sehr viel Wald vorhanden war, beweisen allein schon eine große Anzahl Kastorfer Flurnamen wie z.B. Wulfsrott, Eichenblok, Busch, Radeland, Holt/Holz, Sülfstein- und Trünnelbrook (Erklärungen s. Tabelle unten). Die Namen wie Kahlen und Fürstedt deuten auf Orte hin, an denen früher Kohlemeiler zur Gewinnung von Holzkohle standen. Das es in Kastorf tatsächlich früher Kohlemeiler und einen Köhler gab, geht klar aus den Akten von 1580 und 1659 hervor.
Aber neben den schon genannten Flurennamen, verraten auch
andere etwas aus der Geschichte, so z.B. Wulfsrott,
Kahnsche Wiese und Knökerkohm lassen
auf ehemalige Besitzer schließen, Höpfner Koppel
weist auf den ehemaligen Hopfenanbau hin und Brook
und Müssen zeigen ehemalige
Feuchtgebiete an.
Leider sind wohl mit der Verkoppelung der Kastorfer
Feldmark eine Menge Flurnamen verloren gegangen. So
finden Bezeichnungen wie Klein Fehren Land und
Drennscheberg nach 1751 keine Verwendung
mehr. Doppelungen wie bei Buschkoppel oder
Hauskoppel, Nummerierungen wie bei Erste
Koppel und Einordnungen wie bei Mittelste
Koppel sind wohl erst nach der neu geordneten
Feldmark entstanden und stellen den nüchternen
planerischen Aspekt der Namensgebung in den Fordergrund.
Feldweg auf Christianshöhe 2009
Flurname | genannt | Bedeutung |
Auf
der Stein Rie |
1751 |
s. Steinry |
Bargsende |
1751 |
Bergende |
bey dem Thorweg |
1668 |
Weg zum Torhaus der
Gutsanlage |
Bergkoppel |
1877 | |
Bergkoppel |
1877 |
|
Boren / Born |
1804 |
Quelle |
Breden / Breeten |
1877 |
breite Flur |
Bullenwiese | 1818 |
|
Buschkoppel | 1818 |
|
Buschkoppel | 1877 | |
Buschruhm |
1799 |
Ruhm = Raum, freies
Feld am Busch |
Castorfer
Hofwiese |
1775 |
|
Caven |
1747 |
zu Koben s.u. |
Christianshöhe | 1877 | 1809 nach dem Gutsbesitzer Christian von Hammerstein benannt |
Dachsenwald |
? |
an der Bliestorfer
Scheide |
Das Große Holz /
Grote Holt |
1777 |
identisch mit Neuhofer
Busch / Bauernbusch /Buernbusch / Kastorfer Zuschlag |
Deichkoppel | 1877 | zu Teich |
Der Alte Hofbruch
/ - busch |
1751 |
s. Olangsbusch |
Die Baraken | 1877 | |
Drennscheberg |
1690 |
zur Holst. Scheide, zu
Drennerien = Wegezollstelle, an der Grenze zu
Klinkrade, da das Amt Steinhorst von 1575-1739
holsteinisch ist, s. dazu auch Streit um
Landeshoheit 1592 |
Drenrischer Weg |
1751 |
s. Drennscheberg |
Dreschkoppel | 1877 | |
Dritte Koppel | 1877 | |
Eichenblock |
Block = kurzes
querliegendes Flurstück |
|
Eckernkoppel | 1877 | |
Erbenkoppel |
1776 |
KB Siebenb. 1629 "noch
wegen der wüsten Erben" |
Erste Koppel |
1877 | |
Erste Koppel |
1877 | |
Fünfte Koppel | 1877 | |
Fürstedt |
1813 |
Feuerstätte; Hinweis
auf Kohlemeiler |
Fuhlen
Potts-Orth |
1751 |
Ort am Teich
Fuhlen Pott s.u. Gewässer |
Graskoppel |
1776 |
|
Große Müller Koppel | 1877 | s. Mühlenkoppel, identisch mit Gr.
Koppel 1799 ? |
Große Wulfsrott |
1799 |
zu Wulfsrode/-rade,
vielleicht ein Hinweis auf die drei Brüder Wulff,
die 1577 zu den Grütterschen Erben gehörten. |
Großer Zuschlag | 1877 | ident. mit Kastorfer Zuschlag
/Bauernbusch |
Grot Koppel | 1877 | |
Grot Steinry | 1877 | Flur an der Steinrie (s.
Gewässer) |
Groten Hof | 1877 | |
Grüflkoppel | 1877 | |
Grüflkoppel | 1877 | |
Hauskoppel | 1877 | |
Hauskoppel | 1877 | |
Hauskoppel | 1877 | |
Hauskoppel | 1877 | |
Hinter Koppel | 1877 | |
Hinterste Teichkoppel / Hinterste Koppel |
1818 |
|
Höpfner Koppel |
1818 |
hier früherer Anbau von
Hopfen 1623 |
Hof Kastorf | 1877 | |
Holzkoppel / Holtkoppel |
1802 |
Koppel am H0lz/Wald |
Huuskoppel | 1877 | zu Haus |
Im Dorfe |
||
Kahlen (Holt) |
1659 |
"die Kahling" zu Kohlen, Hinweis auf
Köhlerei, 1659 werden hier direkt Meiler genannt |
Kahlen Koppel |
1773 |
Im Kahlen 1799 |
Kahlenholz | 1799 | s. Kahlen |
Kahlingswische |
1659 |
zu Kahlen, 1799 ,
Kahlenwiese 1799 |
Kahnswiese/Kahnsche Wiese |
1799 | wohl nach dem ehemaligen Besitzer
Kahns (ein Kastorfer Bauer Kahns konnte bisher nicht
identifiziert werden) |
Karauschen Koppel |
1804 |
s. Karauschen
Teich |
Kastorfer Zoll |
1696 |
Zollstelle an der
Lübeck-Hamburger Frachtstraße seit 1696 |
Kastorfer
Zuschlag Kirchstieg |
|
identisch mit " Das
Große Holtz" Fußweg zur Kirche nach Siebenbäumen |
Kleine
Katenkoppel |
1818 |
|
Kleine Mühlenkoppel | 1877 | |
Kleiner
Müssenkamp |
1807 |
s. Müssenkamp |
Kleine Wulfsrott |
1799 |
s. Große Wulfsrott |
Knökerkaren
Koppel |
1818 |
s. Knökerkohm |
Knökerkohm | 1877 | nach der Familie
Knöcker die in Kastorf zwischen 1620 und 1667 nachzuweisen ist, Kohm = Koben = Schweinestall |
Kollbruch |
1775 |
s. Kahlen Holt |
Kollbrocks Wiese |
1775 |
s. Kahlen |
Kuhkoppel | 1799 | |
Krüs(s)en |
1776 |
|
Lattensahlskoppel |
1751 |
|
Landen | 1877 | |
Lübscher Berg /
Barg |
1668 |
auch Auf'm Lübschen
Berg, oder Bergen, alter Name für Christianshöhe bis
1809, drei aufeinanderfolgende Anhöhen |
Lütt Koppel | 1877 | |
Lütt Steinry | 1877 | s. Steinry |
Masch / Die Masch |
1799 |
tiefliegende Weide, auf der manchmal das Wasser steht |
Mittelste Koppel |
1877 | |
Mittelste Koppel |
1877 | |
Mühlenkamp | 1877 | zur Mühle gehörig |
Mühlenkoppel |
1799 |
zur Mühle gehörig |
Müssenkamp | 1799 | mnd. musse = Moor,
Moos (Müßencamp) |
Neu-Castorff |
1796 |
ehem. Vorwerk
Neuhof 1796-1820 |
Neuhofer Busch |
1855 |
s. Neu-Castorff,
ehemals das Große Holtz |
Oberste Koppel | 1877 | |
Oberste Koppel | 1877 | |
Ohland | 1877 | altes Land, ehemaliger
Dorfplatz |
Olangsbusch |
1855 |
identisch mit
"Der Alte Hofbruch/Ohlenhoff Busch" 1751 an die
Hufner gegangen, vorher zum Hof gehörig |
Ohlenhoff Busch |
1747 |
s. Der Alte
Hofbruch |
Ohlenhoff-Wiese |
1757 |
Wiese am Alten
Hofbusch zur Düchesldorfer Scheide |
Radecamp |
1800 |
identisch mit
Radeland ? |
Radeland | 1877 | Rodungsland |
Radeland | 1877 | dto. |
Radewisch |
1659 |
an der Grenze zu
Klinkrade, Rodungswiese |
Redder | 1799 | Weg, beidseitig von einem
Knick begrenzt |
Riben | 1877 | zu rieben = reiben /harken |
Riehn, der |
1804 |
vermutl. identisch mit
"Grot Steinry" |
Rönns Busch |
1751 |
zu Rinne,
Abflußgraben, s. Steinrie |
Rosengarten,-skoppel |
1751 |
|
Sagerkoppel |
1818 |
|
Sahlenkoppel | 1877 | zu Sahl, weite Fläche |
Schmiedekoppel | 1807 | Koppel die zur Schmiedestelle
gehörte |
Schulkoppel | 1877 | Koppel die zum Schulkaten
gehörte |
Sechste Koppel | 1877 | |
Spritzenredder |
hier stand das
erste Kastorfer Spritzenhaus |
|
Sülfsteinbrook |
1751 |
zu Silber |
Taxenwald |
|
zu Taxus = Eibe |
Trünnelbrook / Tröndelbrook |
1799 |
Kreisrunder Bruchwald |
Unterste Koppel | 1877 | |
Vierte Koppel | 1877 | |
Wömmelken Koppel |
1799 |
Koppel an der Wümmelke |
Wömmelken Wiese |
1799 |
Wiese an der Wümmelke |
|
||
Gewässer | ||
Bach am Busch |
||
Bach an der
Gruftkoppel |
||
Dorfbach |
||
Göldenitz(er) (Mühlenbach) |
zu PN Goldon + Patronymsfx. -ici,
auch als Bäk oder Schröderbäk bezeichnet |
|
Fuhlen Pott |
1751 |
fauliges/schmutziges
Wasser, Pott zu Topf/Grube - kreisrunder Teich |
Kastorfer
Mühlenbach |
||
Karauschen Teich |
Fischart zur Fam. der
Karpfen gehörig |
|
Mühlenteich |
1799 |
|
Rosengartens
Dieck |
1747 |
|
Steinrie / Steinry |
1747 | Stein-Riesen (1759) Steiniger Bach |
Teich in der Kahnschen Wiese |
||
Wümmelke | slavisch "kleines Wasser" |
|
Wümmelken Teich |
1776 |