Die Zeit der Familie von Wickede I
aus Geschichte des altadeligen Geschlechts von Wickede
Thomas
von Wickede * 1566, † 30.3.1626 studiert 1583 in Helmstedt Lübecker Bürgermeister, 1587 Zirkelherr, 1593 Ratsherr, 1597 Gutsherr auf Kastorf 1. ∞ 1594 Lüneburg, Anna, † 1610, V: Joachim 2. ∞ 1611 Wibbeking, Wwe. geb. Meyer, Magd. † 1646 Kinder: Johann *?, Domherr zu Lübeck starb jung Margaretha *?, starb jung Anna *?, † 1625, ∞ 1621 von Wetken, Hermann auf Trenthorst u. Wulmenau Nicolaus *?, starb jung Hedwig *?, starb jung Ölgard * ?, 1. ∞ 1624 von Dassel, Ludolf, 2. ∞ Warendorp, Volmar Claus, *?, starb jung Margarethe, *?, starb jung Joachim, *?, starb jung Gottschalk * 1597 ff Thom. * 1598, † 1664, 1. ∞ Köhler, Cath., 2. ∞ Plönis, Elis.; studiert 1618 in Rostock Elsabe *1603, † 1662, ∞ 1630 Carstens, Joachim, Dr. |
1597 Tho hern Thomas von Wickeden Rathman is vermoge eines Anno 96 im Neddergerichte vullenforten processus unde derup twisken hern Godthart von Hoveln Borgermeisterer (1534-1609) ernwerten in nahmen der wedewen, hern Arnt Bonnus Borgermeister (1542-1599) her Thomas Rehbein Rathman unde erwerten hern Thomas von Wickeden Rathman nebenst mester Johannes Brambach Secretaris, Hartich von Stiten unde Jeronimus Luneburgk als respectine vormundere unde Cumtoren sehligen Hansen Kolthufen hinterlatenen Erven und wedewe upgerichteten unde den 14 April den Nedderen Stadtboke innerlinden verdrages gekomen ein dorp belegen buten dem Mohlendohre in dem Stichte tho Ratzeborch unde Carspel tho den Sovenbohmen genomet Castorpe mitt aller seiner freyheit unde thobehorigen aekern, wischen, holtungen, water unde weyden so desulven in des dorpes veltmarken sint droge unde nat nickes buten bescheden na lude unde in holde der trauer uthgegewenen segel unde brefe, so vele de verkopes dessen gehabt unde so de hern verkopers den hern koper tho gestellet unde ehme also vermoge vorangetageden verdragen vor dem Rade verlaten.
Im April 1597 kauft Thomas
von Wickede Kastorf für 19.000 Lübsche Mark. Er
stammt aus der bedeutenden Lübecker Ratsfamilie von
Wickede und gehört zu den reichsten Lübeckern seiner Zeit.
Er wurde 1566 als Sohn des Johann und der Elsebe von
Wickede geboren. Mit schon 21 Jahren wird er 1587 in die
Lübecker Zirkelgesellschaft aufgenommen und wird 1593 zum
Ratsherren gewählt. 1594 heiratet er die Tochter des
Lübecker Bürgermeisters Joachim
Lüneburg. Seine Frau schenkt ihm nachweislich
fünf Kinder, drei Töchter und zwei Söhne. Sie verstirbt
aber schon 1610, so das er 1611 zur zweiten Ehe mit der
Wittwe Magdalene Meyer,
geborene Wibbeking
schreitet. Die Famile Wickede lebt vorrangig in Lübeck auf
dem sogenannten Wickedehof gegenüber dem St. Annen
Kloster (St. Annen Straße 13), aber man scheint auch des
öfteren in Kastorf zu residieren. So wird das stattliche
Kastorfer Haus als Ritterhof bezeichnet. Frau von Wickede
hat hier ihre eigene Kammer. Zum Gutshof gehören 1614
neben dem Wohnhaus, das unterkellert (Kalkkeller) ist und
kurz vor 1667 um eine "große neue Stube" erweitert wird (
s.a. Adeliges Gut ), ein
Lustgarten, der Hof, Scheunen und andere Gebäude
"ingleichen die Wohnungen deren Zahl drey und zwanzig"
wobei wohl die Hofstellen der Hufner, Kätner und der
anderen Einwohner gemeint sind (1766 werden 26
Feuerstellen gezählt). Es ist später ein Torhaus mit
Glocke vorhanden, so dass vermutlich der Kastorfer Hof
spätestens unter Thomas von Wickedes zum wehrhaften
Herrensitz erweitert und von Gräben und Wällen umgeben (s.
Kartenausschnitt) wird.
Das Torhaus dürfen wir uns wohl so ähnlich vorstellen wie
das jenige in Oevelgönne bei Neustadt.
Ein langgestreckter Fachwerkbau und in der Mitte über der
Einfahrt ein kleiner Glockenturm.
Thomas von Wickede scheint die oben genannten 19.000Mark
nicht in einer Summe gezahlt zu haben, denn 1601 findet
sich noch im Lübecker Niederstadtbuch eine
Transferbestätigung an die Kolthofs über 1500 Mark.
Wenn Wickede nicht in Kastorf residiert, wird er von
einem Vogt vertreten. Einer dieser Vögte ist Hans Horn,
der 1601 in Lübeck zum Bürger angenommen wird.
1601: Die Landbewohner werden den Städtern
gleichgestellt
Im Mai 1598 wird wieder die Türkensteuer für Kastorf fällig (s. Türkensteuerregister). Bisher waren die Landbegüterten nur bereit ein Fixum zu dieser Steuer beizutragen, denn, so beteuerten sie, könne man aus ihren armen Bauern nicht mehr herauspressen. Aber auf Beschwerden der Bürger kommt es im Oktober 1601 zur Gleichstellung der Landbewohner.
Am 19. September anno 1529 standen die Türken erstmals vor Wien. Um diese nun schon über 150 Jahre andauernde Bedrohung abzuwehren, beschloß der Reichstag in Regensburg 1560/1576 die sogenannte Türkensteuer. So muß auch Kastorf sein Schärfchen jährlich dazu beitragen, das christliche Abendland gegen die Muselmanen zu verteidigen. Die Türkensteuer setzt sich wie folgt zusammen: für jedes Haus werden 2 Mark, für jede Bude 1 Mark, für jeden Keller 8 Schilling, Kopfgeld à Person über 10 Jahre 3 Schilling oder mehr je nach Vermögen gestaffelt erhoben.
Ausbau der Hofwirtschaft
Unter von Wickede gibt es eine Brauerei auf dem
Hofe. Auch ist die Anlage einer Papiermühle (s. Mühle) am späteren Kastorfer Zoll
auf ihn zurückzuführen. Diese muss um 1620 angelegt
worden sein und erhebliche Kosten verursacht haben, da
diverse Stauungen und die Ziehung eines langen und tiefen
Grabens dazu nötig waren. Die Papiermühle wird wie die
Brauerei in Pacht gegeben. Vermutlich werden diese
Aktivitäten des Gutsherrn aber auch zur Erhöhung der
Hofdienste geführt haben. Von Wickede setzte in seinen
landwirtschaftlichen Aktivitäten auf Ochsenmast. Das geht
aus den Abrechnungen des Hobberdorfers Hofes hervor. Die
Einnahmen aus Kastorf zwischen 1614 und 1626 belaufen auf
2898 Mark. Diese setzten sich aus Pachteinnahmen,
Holz-, Getreide-, Pferde- und Viehverkäufen zusammen.
|
Die Gutsanlage auf einem
Kartenausschnitt von 1776. Deutlich zu erkennen
der umgebende Graben und das Torhaus. Links neben
dem Torhaus steht das Gutshaus direkt am
Lustgarten. Das gegenüberliegende Gebäude ist wohl
der Kuhstall der 1801 abgerissen wird. Links neben
dem Kuhstall wohl das Verwalterhaus. Die beiden großen paralell liegenden Rechtsecke sind die 1754 und 1755 entstandenen großen Scheunen |
|
Die Glocke aus dem ehemaligen Torhaus des Kastorfer Gutes aus der Zeit der von Wickedes, heute St. Annen Museum, Lübeck Die Glocke diente
dazu die Gutsleute und Bauern zur Arbeit zu
rufen, Versammlungen einzuläuten oder auch vor
Feinden und Feuer zu warnen (im 16. Jhdt.
benutzte man dazu noch das Bauernhorn) |
Der Lübecker Ratsherrn Henrich Broke vermerkt 1618 in seinem Tagebuch: "Als ich die Häuerzeit mit dem Hofe zu Scharboitze und der Gleschendorfer Mühle zu Ende war und damit die Aenderung mußte gemacht werden, habe ich solche beide Oerter, wie auch das Dorf Kastorf allerseits in Augenschein genommen, und seint darauf von mir neue Häuerzerten und Verschreibungen verfaßt worden mit ziemlicher Verbesserung des Gotteshauses."
1623: Der Kastorfer Hopfenprozeß
Der Hopfenanbau ist in Lübeck bereits im 13. Jahrhundert nachweisbar. Die Hopfengärten/-höfe lagen vor der Stadt aber auch weiter entfernt in den benachbarten Dörfern. So ist z.B. in Krummesse der Hopfenanbau schon 1424 und in Bliestorf 1475 beurkundet. Aber auch in weiter entfernt gelegenen Dörfern wie Berkenthin oder Alt-Mölln besaßen Lübecker Bürger Hopfenhöfe. 1669 waren innerhalb der Lübecker Landwehr allein über 52 Hektar mit Hopfenkulturen bestellt. Auf wann der Kastorfer Hopfenanbau zu Datieren ist, ist leider nicht mehr zu belegen, doch scheint dieser spätestens unter Hans Kolthoff (um 1580) begonnen zu haben.
Der Höpfnerknecht Heinrich
Berkarke sagt 1623 aus, dass er schon 26 Jahre
als solcher in Kastorf tätig ist, also 1597 direkt wohl
von von Wickede eingestellt wurde und ist damit die
früheste Nachricht vom Kastorfer Hopfenanbau. Laut
Protokoll wurden hier 1623 auf 30 Drömpt ( ca. 0,55 ha )
Hopfen angebaut.
Der Hopfen wurde hauptsächlich für den städtischen Markt
bzw. für die dortigen Brauer produziert, denn für die Kastorfer Brauerei wird man wohl
nicht Hopfen in diesen Mengen benötigt haben.
Am 14. Mai 1616 verpachtet Thomas von Wickede das
Kastorfer "Rittergut" mit allem Zubehör an den Juncker Albrecht von Höhnen auf
vier Jahre. Auf dem Kastorfer Hof wird neben Getreide auch
großflächig Hopfen angebaut. Zudem ist man auf Ochsen und
Pferdezucht spezialisiert.
Im letzten Pachtjahr bleibt von Höhnen die Pacht schuldig
und es steht auch noch die Bezahlung von nach Kastorf
gelieferter Viktualien (Lebensmittel) und Saatkorn aus.
Insgesamt schuldet von Höhnen 1.249 Mk Lübsch, die von
Wickede über den Lübecker Rat einfordert. Als im Mai
1620 die Pacht abgelaufen ist, verweigert von Wickede
deshalb die Auszahlung des geleisteten Pfandgeldes von
1000 Talern, so dass nun auch von Höhnen im Oktober 1620
vor den Lübecker Rat tritt und klagt. Er macht eine
Gegenrechnung auf. Darin schuldet von Wickede ihm allein
schon wegen sieben zweijähriger und vier einjähriger
Fohlen 601 Mk Lübsch.
Von Höhnen verstirbt Anfang Januar 1621. Seine Wittwe
gibt es so zu Protokoll: "daß
auch mein Herr Juncker darüber [den Streit] in
Krankheiten gefallen und ferner in Schwachheit über sein
[von Wickede] unbilliges aufhalten, hochbeklagt, also
daß sein Beichtvater ihm dasselbe auß dem seine
schwerlich pringen können, deroweile den[n] mein lieber
Juncker in Gott Selichligen entschlafen,... ".
Laut von Wickede hat von Höhnen den Hof und das
Hopfenland in einem desolaten Zustand hinterlassen. Es
sind diverse Gerätschaften nicht mehr vorhanden bzw. in
schlechtem Zustand hinterlassen worden, so z.B. ein Wagen,
Pflug, Forken, Stangen, eine eiserne Wagenkette und auch
Federbetten werden vermisst. Dazu soll von Höhnen die
Pferde schlecht versorgt haben. Da man sich 1621
trotz vom Rat eingesetzter Kommissare nicht einigen
kann, kommt es im April 1623 zum Prozeß gegen die Wittwe (Anna von Höhnen, geb. von
Halle † Lübeck 1626, s. Niederstadtbuch S. 734)
und Erben.
Vom Hopfenprozess selbst sind leider nur noch die
Antworten der unten aufgeführten Zeugen erhalten.
Diese geben auf 23 Seiten aber einen recht detallierten
Einblick über die damalige Hofwirtschaft.
Dazu aus dem Verhör vom Freitag den 16. April 1623:
Zeugen:
1. Henrich von Hone, ..meister zu Lübeck
2. Herman Hoyer, Walmeister zu Lübeck
3. Frantz Scherin, Höpfner zu Lübeck
4. Heinrich Berkarke, Höpfnerknecht
5. Hans Pawelsen, Hufner zu Klinkrade
6. Metge Martens von Kastorf
7. Hans Kop, Hufner zu Kastorf
8. Henrich Pawelsen, Einwohner zu Kastorf, des
Herrn Brauer auf dem Hofe
9. Hans Platte, ein Bürger zu Lübeck, des Klägers
ehemaliger Vogt zu Kastorf
10. Leneke Kemselins [Krenselin ?], die Meiersche
(Haushälterin)
11. Anneke Pawelsen, Magd auf dem Kastorfer Hof
12. Jochim Beutin, Hufner zu Kastorf
13. Jochim Wegner, Kätner zu Kastorf
Aus dem
Protokoll geht hervor, dass in Kastorf auf 30 Drömpt
( ca. 0,55 ha ) Höpfen angebaut wurde. Das Land
wurde mit Mist und Plaggen aus dem Wald gedüngt und
war vorher vom Köhler genutzt worden. Zum Anbau des
Hopfens waren hier diverse Gerätschaften
angeliefert worden, wie Stangen, Schotthaken, Forken
etc. die nun nach Ableben von Höhnens teilweise
nicht mehr auffindbar waren bzw. verdorben
vorgefunden wurden. Die Stangen waren zuvor
teilweise im Kastorfer Holz geschlagen worden und
waren aus Hasel oder Erle. Das Hopfenland wurde
zunächst unter von Höhnen |
durch den oben als Zeugen genannten
Hopfenmeister und seinem Knecht bewirtschaftet. Dann wurde
dies aber von Höhnen wohl zu teuer und er lies diese
Aufgabe durch die Kastorfer Einwohner und Bauern
erledigen.
Zu den vermissten Daunen-, Federbetten
erfahren wir, dass z.B. die für das Gesinde schon
aus Kolthoffscher Zeit, also von vor 1597 stammten.
Die Frau von Wickede besass ihre eigene Kammer mit
Bettzeug.
Anmerkung:
Daunenbetten waren damals noch etwas sehr besonderes und
stellten einen gewissen Reichtum dar. So wurden diese zu
dem aus heutiger Zeit doch spärlich anmutenden übrigen
Mobiliar meist als wertvollster Besitz in den
Inventarlisten geführt. Der gemeine Bauer schlief für
gewöhnlich auf Strohsäcken.
Wie oben schon angemerkt, ist das Urteil leider nicht überliefert, aber den Zeugenaussagen nach, dürfte das Gericht der Klage von Wickedes stattgegeben haben und die Erben zum Ausgleich der Forderung verurteilt haben.
AHL Käm. 2500; LAS Abt. 268 Nr. 118
1624: Pferdediebstahl
3. Juni 1624: Behneken Kröger hatte eine Woche zuvor ein
Pferd mit dem Zeichen B. und K von Lineken
Lemken des nachts zwischen Sonnabend und Sonntag von der
Weide im Bergedorfer Amt gestohlen. Der Kastorfer Gutsherr
von Wickede hatte den Bergedorfer Amtmann davon
unterrichtet, dass dieses Pferd dem Dieb in Kastorf wieder
abgejagd wurde und nun dort steht. So bittet nun dieser um
die Herausgabe des Pferdes und versichert für die
entstandenen Kosten aufzukommen.
1625: 30-jähriger Krieg – Der Kastorfer Gutsherr ein
Volksheld
Graf Ernst von Mansfeld
(*1580, † 1626) Auch wenn die ganz großen militärischen Erfolge ausblieben (u.a. 1626 Niederlage gegen Wallenstein), genoß Graf Ernst von Mansfeld großes Ansehen als Heerführer. Es gab kaum einen Kriegsschauplatz, auf dem der Mansfelder nicht gewesen wäre. |
|
Im Oktober 1625 bezieht Graf von Mansfeld mit 10.000 Mann aus dem Bremischen heranrückend, sein Winterquartier im Herzogtum Lauenburg, mit Hauptquartier in der Stadt Lauenburg ( 28./29. Nov.), hauptsächlich um zu verhindern, dass die Hansestädte Hamburg und Lübeck die Kaiserlichen Truppen mit Lebensmittel versorgen. Ursprünglich war vorgesehen das Hauptquartier vor Lübeck zu beziehen. Am 1. Dezember flüchtet der Ratzeburger Bischof mit seiner Familie nach Lübeck.
Stadtansicht von Mölln 1657
Besonders stark leiden die Lübeckischen Pfandschaften: Aus einer Beschwerde des benachbarten Herzogs von Braunschweig-Lüneburg aus diesem Jahr: "Die Mansfelder sind in sein Gebiet eingebrochen, haben alles Vieh weggenommen, die Menschen ohne Unterschied des Geschlechts, ohne einige Ursache jämmerlich erschossen, bis auf den Tod verwundet, zerquetscht, gesengt, am Feuer gebraten, in Rauch gesetzt, an eiserne Ketten geschlossen, ob adelig, ob unadelig, ihnen die Ohren abgeschnitten ..."
Doch Lübeck hat vorgebeugt. Die Befestigungsanlagen
verstärkt, auch Travemünde, Mölln und Bergedorf u.a.
zusätzlich verschanzt und mit Garnisonen versehen. Durch
Werbungen die Kriegsmannschaften verstärkt und ein
ansehnliches Kavalleriecorp gebildet.
Am 2. Dezember begibt sich Thomas von Wickede mit
einer Abteilung von 100 Musketieren nach Mölln und gelangt
dort am folgenden Tag um 2 Uhr morgens an. Nach heftigen
Artelleriebeschuß am 6. Dezember, welche 200 Schuß und
eine Anzahl Feuerkugeln in die Stadt wirft, muß er hier
aber kapitulieren, und Mölln wird besetzt. Von Wickede
zieht mit seinen Musketieren wieder nach Lübeck ab. Neben
Mölln wurden schon am 3. Dezember das Amt Ritzerau,
Behlendorf und Bergedorf eingenommen. Der Lübecker
Stadtoberst von
Wendelstein wird noch im Dezember vergeblich
ausgeschickt, um die Mansfelder aus den Stadtgütern zu
vertreiben. Da der Lübecker Rat nicht bereit ist die
Truppen des Grafen von Mansfeld mit Lebensmittel zu
versorgen, bemächtigt sich dieser der Güter der Lübecker
Kaufleute, von denen die meisten Ratsmitglieder waren,
(darunter auch Kastorf, Bliestorf, Rondeshagen und
Krummesse), welche normalerweise an die städtischen Märkte
lieferten.
Ein Großteil der Landbevölkerung versucht sich in den
Wäldern zu verstecken oder kann sich hinter die Lübecker
Stadtmauern retten. So kommt es kurz darauf zu
Rachefeldzügen: "25. Dec. in der Nacht fallen etzliches
Gesindel zu Lübeck auß dem Holstenthore, erschlagen 17
Kinder vnd 2 Weiber vnd bringen 16 Pferde heim.
29. Dec. fallen sie aus allen drei Thoren. Die aus dem
Mühlenthor, erwischen eine Compagnie Pferde zu Wulfsdorf
(ist Holsteinisch), erlegen was sie können, bringen früh
Morgens 75 Pferde vnd andere gute Beute heim. Die aus dem
Burgthor treffen zue Bechelsdorf (gehört dem Kapitel zu
Ratzeburg) einen Lieutenant an, erschlagen denselben neben
9 oder 10 Personen vnd bringen 16 oder 17 Pferde mitt. Der
ausm Holstenthore kommen unverrichtet wieder, weil der
Feind zu stark gewesen. Wie aber bald darvf das Geschrei
kommt, dass 19 Lübische so ausgefallen in einem Dorfe vom
Feinde umbringet."
Aber es git auch geordneten Widerstand. So macht Thomas von Wickede mit 160 Mann zu Fuß und einer Kompanie Reiter den marodierenden Soldaten das Leben auf den Lübecker Heiden schwer und nimmt ihnen die Beute wieder ab: "Da sind die Buben viele mit Hilfe der bedrängten Bauern auf der Heide erschlagen, teils in der Hast über Hansfelde entflohen, da sie bei Moisling und Genin über die Trave setzen wollten, ersoffen, teils auch gefangen eingebracht nebst 6 Rüstwagen voller Beute."
Dazu auch ein Brief von Quistorp an Dr. Joachim Jungius aus
Lübeck vom Januar 1626:
" ... es mus diese stadt
zu des Landes Defension 400 soldaten halten, gehet auf
dieselbe wie ich höre monatlich über 5000 Fl. [Gulden]
Dazu kommen noch andere exactiones, die wie also bisher
nicht sind füraus genommen. Es wird aber gleich viel
unterdessen, das Land ist ruinirt vom extraneo milite.
Der Mansfelder liegt im land sachsen, stift Ratzeburg,
und den Lübischen Dörfern. Es ist wider
E.[urer]E.[hrenwerter] Rathes willen zu
unterschiedlichen mahlen etliches geringes mehrenteils
Bosmans gesindel von den nechst Lübeck belegenen Dörffer
ausgefallen und haben zu St. Beatens [8./9. Mai] 100
pferde und 7 lastwagen herangebracht, aber weil sie sehr
getyrannisirt, einen bekannten Capitainen, der sich mit
300 Rthl. rantzioniret dennoch contra datam fidem
erschossen, eines anderen Capitains Weib, so im kindbett
gelegen und das kleine kindlein ermordet, ist der
mansfelder wieder zugefahren, hat denen Lübecker
Bürgern, die er bekommen, Nasen und Ohren abschneiden
und also nach der stadt gejaget, 2 enthaupten lassen,
einen behelt er noch gefangen. Man berichtet itzo, das
er 2 lübsche Dorffer wil lassen abbrennen auch solche in
Brand gestecket habe. In Lübeck sind sie ziemlich mutig,
haben ihre stadt wol proviantirt, mangelt nirgends an,
ist wolfeil zeit, lassen aber das geringste nicht aus
..."
Am 16. Januar 1626 schrieb Bernhard Koegel – wir
sind ihm für sein Schreiben an den Hauptmann Munster sehr
dankbar – einen Brief, der heute im Hauptstaatsarchiv in
München aufbewahrt wird:
"es ist hier gewisse
zeitung von Lübeck, das der Bürger etliche hundert man
starck, doch ohne wollen des ehrbaren rahdt ausgefallen
in ein dorf, dar ungefeher 200 man (von den
Mansfeldischen) gelegen, daß Volck darausgeschlagn, ein
hundert undt zwanzig pferdt mit gefangen gebracht undt 6
rüstwagen mit sattel und allerley zeug. Item drey von
adell, so befellingshaber sein; welche gefangen sie
einem e.[hrbaren] rahdt aldar presentirt, die sie nicht
habn annehmen wolln, darauf ein groß tumuldt unter dem
rahdt und burger entstanden, die burger aber habn die
gefangenen in haft genommen undt des andern tages in der
nacht 2500 man zu fuss und etliche pferde starck wieder
ein ausfall gethan, ihrer vorrichtung weiß man noch
nicht. Ich werde den h. [errn] schwager in einem tag
oder zwey ettwas neues so woll von Lübeck als
Braunschweich schreibn: gott giebt alles zum besten"
Endlich im Frühjahr 1626 (in Ritzerau am 14.
Februar) brechen die Mansfelder mit Rüstwagen und Troß,
Profoß, Weibern, Raub- und Plündergut südwärts Richtung
Dessau wieder auf; Ein Bericht aus jener Zeit sagt zwar,
dass "Er, Mansfeld, von
den Lübeckschen geschlagen und zurückgetrieben worden
sei, dannenhero er sich wieder an diesseit über die Elbe
zu begeben genottingent". Dies war sicherlich
nicht der einzige Grund – vielmehr kamen die Dinge
nun im Weserbergland in Fluß und sogen Mansfeld in die
Schlachtenereignisse hinein.
Doch viele Versprengte kehren nach der Dessauer Schlacht (25. April 1626) wieder ins Lauenburgische zurück, wo es ihnen gut gefallen hatte. Wenn auch die neutrale Haltung des Rates so weit ging, dass er gefangene Adlige nicht in Ratsgewahrsam nehmen wollte – die Bauern und Bürger führten wieder Handstreiche durch und schafften sich Respekt bei allen Merodebrüdern.
Graf Johann Tserclaes
von Tilly (*1559, † 1632) Bei Ausbruch des 30-jährigen Krieges wurde Johann Tserclaes von Tilly trotz seines schon fortgeschrittenen Alters zum Feldmarschall der katholischen Truppen und war somit der Vorgänger Wallensteins. Der alte Haudegen konnte auch so manchen Sieg erringen. Als religiöser Eiferer trug er allerdings auch zum fanatischen Charakter des Krieges bei. |
Nach der Schlacht bei Lutter am 17. August 1626 wird Lauenburg von den Truppen aller kriegsführenden Mächte überschwemmt; zuerst von den Dänen, in deren Heer auch Herzog Franz Karl von Lauenburg ist. Der König von Dänemark hat, um den Kaiserlichen den Übergang über die Elbe zu wehren, auf der Insel Stillhorn (Hamburg) beim Zollenspieker, so wie bei Lüdershausen, Verschanzungen anlegen lassen; diese nimmt Tilly 1627 ein, erobert auch die Schanze bei Artlenburg und geht, vermittelst einer Schiffsbrücke, bei Blekede über die Elbe. Er erobert Boizenburg, Lauenburg und Neuhaus (am 29. Juli sind sie in Siebeneichen, 4. August in Nusse) und plündern die Siebenbäumer Kirche. Der Lübecker Rat zahlt an den kaiserlichen Gesandten Dr. Henricus Husaeus 1500 ML, an Sebastian Nyslein, Lieutnant des Obersten Quartiermeisters Adrian Slavitz 700 ML, und für die Ausfertigung eines Schutzbriefes an die Tilly'sche Kanzlei 180 ML um die Einquartierung bei den Lübschen Untertanen abzuwenden. Dem General Tilly wurden, als er sich in der Nähe Lübecks aufhielt, Wein aus dem Rathskeller und 12 holländische Käse im Gewicht von 99 Pf. zugesandt.
Im nächsten Monat kommt Wallenstein, nachdem er die Verschanzungen beim Zollenspieker eingenommen hat. Sehr übel haust die Kaiserliche Reiterei unter Befehl des Herzogs Rudolf Maximilian von Lauenburg (*1596, †1647), namentlich in den Dörfern des Stifts Ratzeburg und der Stadt Lübeck. So soll Bliestorf z.B. gänzlich eingeäschert worden sein.
Am 21. Oktber 1627 zieht Tilly von Lauenburg Richtung
Winsen wieder ab. 1628 machen die Lübecker Bürger einige
Ausfälle aus der Stadt um an den plündernden Kaiserlicher
Soldaten in den in der nähe befindlichen Dörfern Rache zu
nehmen. "Der Chef des
Regiments, unter dem diese Leute gehörten, empfand
solches außerordentlich übel, und dieser Vorfall hätte
der Stadt leicht große Verdrußlichkeit zuziehen können."
1627, 1628 und ebenfalls 1639 ist die Pest im Kirchspiel
Nusse, so dass man wohl annehmen muss, dass auch die
Kastorfer nicht davon verschont geblieben sind.
Im Juni 1629 hausen dann wieder kaiserliche Soldaten im Lauenburgischen und in den Jahren 1638 bis 1644 halten sich des öfteren abwechselnd holsteinische, schwedische und kaiserliche Soldaten im Land auf.
1626: Kastorf geht an die nächste Generation von Wickede
Mitten in diesen unruhigen Zeiten stirbt Thomas von Wickede im
Alter von fast 60 Jahren am 14. März 1626. Er wird
beigesetzt in der Aegidienkirche in Lübeck. Auf seinem
Epitaph im Chor der Kirche befindet sich folgende
Inschrift:
Nobili viro Dno Thomae a
Wickeden, Lub. per 33 annos Senatori, nato ... denato
..., ex conjuge Anna Dni Consulis Joachimi Luneburgi
filia liberorum 12, optimo patri, duo superstites filii
et tres generi hoc monumentum posuerunt.
Laut seines Testamentes vom 14. März 1626
hinterläßt das stattliche Vermögen von 123.300 Mark. So
muss nun im selben Jahr sein mittlerweile 30 jähriger Sohn
Gottschalk von Wickede
(*16.6.1596) Kastorf übernehmen. 1627 wird
dieser in die Zirkelgesellschaft aufgenommen. 1628 wird
der Wert des Kastorfer Gutes mit 15.000 Mark angegeben.
Gottschalk ist sage und schreibe fünfmal verheiratet.
Seine erste Frau Catharina geborene Müller,
stirbt schon am 10. Oktober 1629, drei Jahre nach der
Hofübernahme.
Am 10. Mai 1630 wird im Wickede Hof in Lübeck wieder eine
Hochzeit abgehalten. Gottschalks Schwester Elsabe
(*8.2.1603) wird dort im Hause mit Dr. Joachim Carstens,
dem späteren Lauenburgischen Kanzler verheiratet. Ihre
Vormünder sind Johann von Wickede und Herman Wetken. Zu
diesem gesellschaflichen Ereignis ersten Ranges sind u.a.
der Lauenburgische und der Mecklenburgische Herzog, sowie
der Ratzeburger Bischof geladen. Die detaillierte Rechnung
über die Hochzeit ist noch erhalten und gibt einen
lebendigen Eindruck der Feierlichkeiten und dem Reichtum
der Wickedes. Carstens fügt der Rechung die Bemerkung an,
dass er im August 1630 in Kastorf seine Petschaft ( J.K. )
verloren hatte.
Seine zweite Frau, Ursula ist eine
Tochter des Bürgermeisters Heinrich Wedemhof.
Aus seinen fünf Ehen gehen insgesamt neu Kinder hervor.
1642 reist er im Auftrag der Zirkelgesellschaft nach Wien
und am 25. Januar 1644 wird er in den Lübecker Rat
gewählt. Am 19. September 1654 erhält er von Kaiser
Ferdinand ein Adelsdiplom.
Von 1657
bis 1663 ist er Lübecker Kämmereiherr und wird 1659
zum Bürgermeister gewählt. 1661 befaßt er sich mit
der üblen Lage der städtischen Finanzen. Neben einer
beachtlichen Anzahl an Liegenschaften innerhalb der
Hansestadt Lübeck, gehört ihm auch das Gut Wesloe.
1662 verkauft er wegen der Teuerung sein Getreide an
die Lübecker Armen zum halben Preis. Im Flur des Lübecker Rathauses befindet sich sein Portrait. Ein weiteres, das 1787 noch im Besitz der Stadtbibliothek ist, gilt 1900 als verloren. Sein Epitaph (s. links) hing in der Marienkirche, wurde aber durch die Bombardierung 1942 zerstört.Das reichgeschnitzte barocke Denkmal zeigt zu oberst das große Wickedesche Wappen (im geteilten Schilde oben ein wachsender schwarzer Adler in gold, unten ein goldener Sparren in schwarz; auf dem Spangenhelm zwei lange spitze Hörner, die viermal schwalbenschwanzartig in blau und gold geteilt sind), darunter das auf Kupfer gemalte Brustbild des Bürgermeisters. Letzteres umschließt ein aus zwanzig mit Namensunterschriften versehenen Wappen gebildeter Kranz, der zu unterst die Wappen des Verstorbenen und seiner zweiten Gattin Dorothea Wedenhoff, darüber linksseitig die Wappen neun Wickedescher Ahnen bis auf den 1367 gestorbenen Bürgermeister Hermann v. W., rechtsseitig diejenigen ihrer Ehefrauen enthält. s. Die Kunstdenkmäler der Freien u. Hansestadt Lübeck Bd. 2 S. 359-360 Gottschalk von Wickede wird in der Bürgermeisterkapelle der Marienkirche in Lübeck begraben. Seine Grabplatte mit Wappen ist in der Kirche erhalten. |
Gottschalk von Wickede
VII * 16.10.1597 † Kastorf 3.1.1667 studiert 1611 in Rostock 1627 Zirkelherr, 1644 Lübecker Ratsherr, 1657-1663 Kämmereiherr, 1659 Bürgermeister, Gutsherr auf Kastorf und Wesloe 1. ∞ 1627 Möller , Cath. * / † 1629 2. ∞ 1631 von Wedemhoff, Ursula Dor. * 1611, † 1645 3. ∞ 1646 Lüneburg, Marg. * ?, † 1647, Bgm. Kölers Wwe. 4. ∞ 1649 von der Dyke (Decken), Ursula Dor. * ?, † 1660, Bgm. Klinger zu Rostock Wwe. 5. ∞ 1662 von Elvern, Sophia Marg. * ? , † 1687 Kinder: Anna Magd. * / † 1628 Thomas Hinr. * 1632 ff Elis. * 1633, . ∞ 1658 Stauber, Lucas † 1669 Gottschalk *1634, † 1699 > Wesloe, Moisling Johann * 1637, † 1701 > Niendorf u. Goldensee am Schaalsee Anna *1638, † 1674, 1. ∞ Herrnburg 1659 Warendorp, Bruno, Erbherr Brandenbaum, 2. ∞ Kerkring, Hinrich † 1692 Alexander * 1639, † 1697, Gutsherr auf Ackerhof, 1. ∞ von Brömsen, Cath. († 1671), 2. ∞ von Schinkels, Anna Elis. † 1697 Paul * 1641, † 1664 Capt. Lieutn. Braunschweig Magd. Dor. * 1644, † ?, ∞ Rensefeld 1663 von Möller, Adrian auf Mori (kath.) † 1706 |
Die Kastorfer Gutsherrn standen offenbar auch bei vielen Kastorfern als Taufpaten beiseite. Besonders auffällig ist dies bei dem doch relativ selten vorkommenden Vornamen Gottschalk, in Platt kurz Gossel (s. Gossel Kop * ca. 1660; Gottschalk Wegner * vor 1700; Gossel Busch * um 1635; Gossel Bentien * um 1650 und vieler Nachkommen dieser), dies gilt auch für die Namen Thomas, Heinrich und Gotthard, die aber bis auf Gotthard natürlich im Vergleich nicht so auffällig sind.
Überhaupt muss man feststellen, unter Einschränkung der etwas dünnen Quellenlage, dass es zwischen den Kastorfer Bauern und der Familie von Wickede im Vergleich zu den Vor- wie Nachfolgern ein sehr friedvolles Miteinander war. Die Wickedes betrieben offensichtlich keine Arondierung, denn die Anzahl der Hofstellen bleibt unter ihnen konstant. Auch sind keine Beschwerden über drückende Hofdienste oder ähnliches zu finden und die Bauern stehen wohl gern bei jeder Schandtat dem Gutsherrn mit Tatkraft zur Seite (s. 1673: Kleinkrieg unter Nachbarn). Dies mag wohl hauptsächlich an den ganzen Investitionen, die die Wickedes hier tätigten und damit für Wohlstand sorgten, liegen, aber auch an einer besonderen Dankbarkeit dem ersten Vertreter der Familie, Thomas von Wickede gegenüber, der das Dorf im Vergleich zur Nachbarschaft recht glimpflig durch den 30 Jährigen Krieg brachte, denn es sind keine Wüsten Stellen entstanden und es blieben auch die selben Familien auf den Hufenstellen.
1646 / 1656: Das Erbe der Magdalene von Wickede
Als 1626 der Kastorfer Gutsherr Thomas von Wickede
verstirbt, hinterläßt er seine Wittwe Magdalen von
Wickede. Sie ist seine zweite Frau, eine gewesene Wittwe
des Georg Wibbeking und geborene Meyer (Tochter des Anton
Meyers). Sie hat nach Ihrem Ableben 1646 ein
Vermögen von mehr als 2000 ML in einer Lade in Kastorf
hinterlassen, dass noch ein Jahrzehnt danach die Erben
streiten läßt.
Auff abermaliges implorieren Sehl. Frau Magdalen von Wickeden Erben Vormünder in Actis benant an eine gegen undt wieder H. Thoma von Wickeden Erben an anderen Theile partione formalium Juramenti, hat E. E. Rath gesprochen undt erkant, daß daß Vorhin erandte Juramentum Credulitatis in nachgesetzten formalibus von den Beklagten entweder selbsten, oder durch einen ihreß mittelß hierzu in Specie evollmächtigten abgestattet werden solle. v. b. w.
Formula Juramenti
ich schwere zu Gott einen Eydt daß Ich dafür halte daß in
der streitigen Castorffichen Laden, sieder Sehl. Magdalen
von Wickeden absterben, so viel oder auch ein mehrenß alß
die von mir undt meinen Mitt Erben geforderte 2000 ML
sambt deren darauff geklagten Zinßen außtragen enthalten
gewesen so wahr alß mich Gott helffen soll, Undt sindt zu
auffnehmung deß Eydes vorige Herren Commissarice
benantlichen H. Johann vom Diedte undt Johannes Conradus
verordnet Publicatum d. 29. april Ao 1646
8. August 1656. Edle Ehrenwerte Großachtbahre,
Hochgelahrte, Hochwohlweise großzügige Hochgeehrte Herren
Demnach in Rechthengender Sachen Sehl. Hr. Mag. Johann von
Wickeden Erben eß so weit gekommen daß wir auß
beyliegender Urthel Lit. H. Zwischen daß Sehl. H. Thoma
von Wickeden Erben im Eidt zuerkandt daß nemlich dieselben
durch einen Ihreß Mittelß Bevollmächtigen schweren sollen,
daß sie eß dafür halten, daß in der streitigen
Kastorfferschen Laden sieder Sehl. Magdalen von Wickeden
Absterben so viel oder ein mehrerß alß die von Ihren
gefoderten 2000 ML sambt den darauf geklagten Zinßen
außtragen enthalten gewesen, zu welcher auff nehmung daß
beydeß dero Zeit zu Herren Commissarien sein ernennet
gewesen H. Johann von Wickede undt Secretarius Johannes
Conrads. So aber lengst Verstorben, Undt Wir den Sehl. Fr.
Magdalene von Wickeden Erben disen Lang angestandenen
process auß Ursachen daß anderseiteß Mitt Erben, so
Verhin den process in aller Mitt erben Nahmen geführet
solchen außs die Lange banck gezogen, Wir aber alß Sehl.
Fr. Magdalen von Wickeden Erben Sehl. D. Gichelineß Seiten
denselben nunmehr gewer geendiget, undt daß selbiger
erkonndter Eydt wärcklich von H. Thomae von Wickeden Erben
abgestattet werde sehen undt erlangen möchten, Alß haben
Wir Sehl. Fr. Magdalen von Wickeden Erben, E, Hochwollw.
Herl. und Günst. unterdienstlich ersuchen undt bitten
wollen, daß Sie geruhen wolten, an statt der bereitß
Verstorbenen Herren Commissarien andero Ihreß Mittelß zu
auffrechnung deß erkandten Eydeß Herren Commissarien
großgünstig zu deputiren, damit dieser Lange angestandenen
Rechtsache dermahl einß Ihre abhelffliche maße haben undt
endtschafft erlangen möge, Solcheß Unßer Seiten, Weiln eß
den Rechten gemeß alß sein Wir Willfähriger erhörung dieß
falß gewertig, undt thuen E. Edl. Ehrenw. Hochwollw. Herl.
und Günstl. in glücklichen Regierung undt allem
wollergehen der getrewen Obagh Gotteß betreffen. Geben in
Lübeck d. 8. Aug. Ao 1656
Edel. Hochwollw. Herl.
undt -z. Unterdienstliche Sehl. Doctor Henrici Gichelini
Erben
Agneta (Agnes) von Wickede, geb. Köhler, *1640, † 1658, Tochter von Anton Köhler
1657: Testament des Dr. Anton Köhler zu Gunsten seiner Tochter
Agnes von Wickede, geborene Köhler, hatte ein Jahr zuvor Thomas Heinrich von Wickede auf Kastorf geheiratet. Ihr Vater Dr. Anton Köhler (*1585, † 1657), Bürgermeister und Bliestorfer Gutsherr, mittlerweile 72 jährig, scheint sein irdisches Ende zuerahnen und setzt ein Testament zu Gunsten seiner Tochter auf. Sein Sohn August Anton (*1628, † 1669) ist geistig zurückgeblieben und soll in Bliestorf untergebracht und versorgt werden. Den jungen Eheleuten soll aus Bliestorf 1500 ML und aus Rondeshagen 300 ML jährlich zufließen, wobei die von Todes, die das Testament ebenfalls unterzeichnen, Bliestorf als Vormünder verwalten sollen. Als August Anton 1669 verstirbt, kauft Thomas von Wickede Bliestorf und macht es ein Jahr später zu seinem Meierhof. 1658 wird die erste "Meyersche", (1666 Elsche Vieken) auf dem Bliestorfer Hof genannt, so das man wohl annehmen kann, dass der Bliestorfer Hof schon zu Köhlers Zeiten verpachtet war.1665: Braueraufstand s. Brauerei
1667: Vorbildliche Grenzmarkierungen
Aus dem Erdbuch des Amtes Steinhorst von 1667 geht hervor: "Die Grenzmale sind nicht näher erläutert. Eine rühmliche Ausnahme bildet die Siebenbäumer Grenze gegen das Gut Kastorf; sie ist eine richtige mit beiderseits Holzhammer beschlagene Scheide."