Die Kastorfer Mühlen

Im Kastorfer Streit um die Landeshoheit von 1593 wird noch ausdrücklich vermerkt, dass die Kastorfer nicht zur Steinhorster Mühle zwangsverpflichtet sind, woraus man schließen kann, das es hier noch keine Mühle gab. Bis zur Umwandlung der Papiermühle 1685 werden die Kastorfer hauptsächlich die Brömbsenmühle in Krummesse zum Kornmahlen genutzt haben.

Die Kastorfer Mühlengeschichte beginnt aber schon um 1630 unter dem Lübecker Bürgermeister Gottschalk von Wickede. Dieser hatte das Gut Kastorf 1626 von seinem Vater geerbt und sah wie andere Lübsche Gutsbesitzer die Chance durch Ansiedlung von Handwerk außerhalb des Einflußbereichs der städtischen Zünfte einträgliche Geschäfte zu machen.

Die Investitionen von Wickedes müssen jedenfalls beträchtliche Ausmaße und einen starken Unternehmerwillen gehabt haben, denn auf Kastorfer Grund gab es keine natürliche Situation, die zur Anlage einer Wassermühle geeignet gewesen wäre. So ließ er einen Verbindungsgraben von fast einem Kilometer Länge, teilweise bis zu 8m tief von der Göldenitz zur Wümmelken graben. Die Göldenitz wurde im Karautschen Teich aufgestaut und versorgte nun mit der Wümmelken den neuentstandenen Kastorfer Mühlenbach und speiste so den Wümmelken Teich und den eigentlichen Mühlenteich. So sorgten letztendlich drei Teiche für die Wasserversorgung.

Wie auch später Nicolaus von Tode auf Rondeshagen, so lies von Wickede eine Papiermühle erbauen. Da das Gutsarchiv nur noch fragmentarisch vorhanden ist und die Siebenbäumer Kirchenbücher bis 1791 völlig fehlen, gibt es über die Papiermühle und Papiermacher kaum etwas zu berichten. Die erste urkundliche Nennung der Kastorfer Papiermühle finden wir in einer Lumpensammler-Verordnung aus dem Jahre 1636. Darin wird gesagt, dass die Kastorfer Papiermühle ein Geschirr (Stampfwerk) hat. Sie rechnet zu den fünf Lübecker Papiermühlen und soll jeweils am Sonnabend in der dritten Woche des Monats mit 350 Centner (ca. 17 t)  Lumpen beliefert werden. Die Papiermühle wird vermutlich in Pacht an einen Papiermacher vergeben gewesen sein. Die Pacht bestand meist aus einem vereinbarten Geldbetrag und einer größeren Menge Papier (in Ries (1 Ries = 480 Bogen)) zum Selbstbedarf des Verpächters. Der erste Papiermacher wird ein Jürgens gewesen sein, der hier spätestens ab 1632 wirkte. Denn sein Sohn Gottschalk wurde hier 1632 geboren und hatte höchstwahrscheinlich den Gutsherrn als Paten. Gottschalk Jürgens ertrinkt 14-jährig als Papiermacherlehrling 1646 in Siems.

Somit ist der 1640 im Siebenbäumer Kirchenrechnungsbuch aufgelistete Papiermacher auch Jürgens. 1664 wird dann noch einmal eine Papiermacherfrau von Kastorf im Krummesser Kirchenbuch als Patin genannt. Bei ihr handelt es sich vermutlich um die Wittwe Gertrude Wentorp deren Mann, 1659 in Westerau verstarb.

1654 erhält Gottschalk von Wickede, Erbgesessen auf Kastorf die kaiserliche Bestätigung der Allodialgerechtigkeit zu der auch das Recht und die Gerechtigkeit der Mühlen und Mühlen Lagen gehören.

1685 beschließen die Brüder von Wickede auf Kastorf und Bliestorf, die unrentable Papiermühle in eine Kornmühle umzuwandeln und die Bliestorfer und Kastorfer dahin zwangszuverpflichten. Der Papiermüller, der noch die Pacht schuldete, war mittlerweile heimlich geflohen. Vermutlich wird hier wie auch im nahegelegenen Westerau und Rondeshagen Rohstoffmangel (Lumpen) zu diesem Entschluss geführt haben. Aber der Streit mit den Krummessser Nachbarn kann ebenfalls ein Beweggrund gewesen sein.

Es liegt der Verdacht nahe, dass  die Umwandlung aber schon vor dem Vertrag von 1685 statt fand, denn aus einer Akte zur Krummesser Mühle von 1680 geht hervor, dass ein Labenzer Bauer auf dem Krummesser Mühlendamm angehalten wurde und man ihm anriet „er solte umbkehren und nach der Kastorfer Mühlen fahren“, oder war dies nur als ironischer Witz gemeint?

Der erste  Kornmüller wird Hans Hinrich(sen) († Krummesse 1701), Bruder des Grönauer Müller Hector Hinrichsen. Vermutlich hat er den Umbau ausgeführt, da er 1691 auf die Krummesser Bornmühle wechselt und die damalig übliche Pachtdauer 6 Jahre betrug. 1686 wird er im Krummesser Kirchenbuch auch erstmals als Kastorfer Müller gennant. Ihm folgt spätestens 1708 Claus Kron. Da es 1730 in einer Akte heisst: „wegen der Castorffer Kron Mühle“ dürfen wir wohl in diesem Müller den Namensgeber der Mühle sehen.

1713 ist Friedrich Schmidt Kastorfer Müller, der ab 1724 in Zecher wieder zu finden ist. Aus dem Jahr 1721 ist uns ein Rechtsstreit wegen „Verbalinjurien“ (Beleidigung) zwischen Jacob Kempe aus Behlendorf, dem Ankläger, und dem Kastorfer Müller Hans Claasen überliefert. Müller Claasen war mit seinem Gefährten, dem Ankerschen Müllerssohn [Hans Hinrich Averlin], am Gründonnerstag oder Karfreitag 1721 in der Fleuth-Mühle auf dem Mühlendamm in Lübeck erschienen. Dort, so bezeugte es der Müllerbursche Hans Jürgen Bahr, beleidigte er Berend Kempe bzw. dessen Vater Jacob Kempe und bezeichnete diesen als Pfuscher in der Annahme er sei der Göldenitzer Müller. Die Sache ging an die Lübecker Kämmerei und so auch an das Kastorfer Gericht. Müller Claasen wurde darauf ebenfalls verhört und entschuldigte sich für die nicht so gemeinten Äußerungen, wollte für die schon entstandenen Unkosten aufkommen und erhielt noch eine scharfe Verwarnung von seinem Gutsherrn Gotthard Gottschalck von Wickede, womit die Sache erledigt war. 1724 finden wir Müller Clasen dann auf der Rondeshagener Drögemühle wieder. Vermutlich ist er der Vater des späteren Kastorfer Müllergesellen Anton Thomas Clausen,  (1743-1752) bzw. Krummesser Müllers.

Ihm folgt 1736 Bendix Boye , ca. 1740 Carstens, NN und 1744 Caspar Lübke (auch Lübeck), vermutlich ein Sohn des gleichnamigen Göldenitzer Müllers.

Um 1720 wird in Bliestorf eine neue Windmühle in Betrieb genommen, die bei Wassermangel auch den Kastorfern dienen soll. 1730 wird dann der Mühlenkontrakt von 1685 mit dem Zusatz erweitert, dass, solange die Kastorfer noch keine eigene Windmühle haben, sie auf der Bliestorfer Windmühle mahlen dürfen.

Von 1750 bis 1757 ist Johann Köpke als Kastorfer Müller nachzuweisen. Die Pacht für die Wassermühle beträgt 1751 200 ML. Während dieser Zeit sind aber auch noch Marcus Berend (1754; identisch mit Marc Bahrt, 1721 RZ Sandmühle ?) und Siemen Boye (1756) als solche genannt. Müller Johann Simon Boye hatte 1728 sein Handwerk bei Müller Gottfried Kreutz auf der Ratzeburger Sandmühle erlernt und steht im Oktober 1756 vorm Kastorfer Gericht wegen Roggendiebstahls. Schon im Juli des selben Jahres stand ebenfalls sein Zimmergeselle, Heinrich Ludwig Diener aus Frankfurt/Main (33 J.) vor Gericht.

1751/52 läßt der neue Gutsherr, Christian von Hammerstein Kastorf verkoppeln. Das wohl ehemalige Angerdorf wird dabei in ein Straßendorf umkonzipiert, es entstehen eine neue Hofanlage, Aussiedlerhöfe und eine neue Windmühle auf halber Strecke zwischen dem Gut und der Wassermühle. Diese Windmühle war, wie der Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1776 zu entnehmen ist, noch eine Bockwindmühle. Von Hammerstein hatte diese Windmühle allerdings ohne Konsens der Regierung errichtet, wohl in dem Glauben, dass mit seiner Mühlengerechtigkeit auch der Bau einer Windmühle berechtigt sei. Doch das sah man in Hannover anders. Da es aber keine klaren rechtlichen Grundlagen zum Mühlenbau im Lauenburgischen gab und man diese Mühle in der Peripherie des Herzogtums als "unschädlich" für die Amtsmühlen erkannte, wurde der Bau nicht weiter beanstandet.

1758 wird dann nochmals der Zwang der Bliestorfer zur Kastorfer Mühle geregelt und festgelegt.

Aus einer Statistik von 1766 geht hervor, das die Kastorfer Mühle zu den „freien Höfen“ rechnete, d.h. dass der Müller „dienstfrei“ also nicht zu Hofdiensten herangezogen werden konnte.



"Castorffer Mühle" 1776, die Rote Linie kennzeichnet die Grenze zu Bliestorf

1777 soll der Mehlbalken der Windmühle durch einen Zimmermeister verstärkt. Kontukteur Anton Wilhelm Horst (*Schwalberg 1714; † Ratzeburg 1789) bestätigt der Frau von Hammerstein die Notwendigkeit.

1791 erfolgt eine Aufräumung des auch als Grenzscheide zwischen Kastorf, Bliestorf und Rondeshagen gelegen Mühlenbaches. 1794 ist Müller Nehls die Windmühlenwelle eingebrochen.

Um 1800 wird nun direkt an der Bliestorfer Scheide neben der Wassermühle ein neue Windmühle errichtet. Dieser mit strohgedeckte Erdholländer wird wohl ein Bau des Müllers Christoph Brand (s.a. Rondeshagen, Siebenbäumen) gewesen sein. Dieser sehr rührige Müller heiratet 1792 Sophia Sauer, Tochter des benachbarten Zolleinnehmers Hermann Sauer. Brand ist bis 1799 in Kastorf als Müller. Während dieser Zeit findet sich aber auch noch Johann Neels, der hier zwischen 1793 bis 1795 ebenfalls Müller ist.



Die Kastorfer Wassermühle gezeichnet von C.F. von Rumohr 1812

1799 haben wir es dann gleich mit zwei Müllern zu tun. Erstens mit Caspar Scheel, der 1798 noch als Pensionär bezeichnet wird und 1 Jahr später auch Pächter von Göldenitzer Weeden ist. Und zweitens mit David Niemann, der hier auch nur kurz Müller gewesen sein kann, denn 1803 ist er schon auf der Neritzer Mühle bei Bad Oldesloe. Um dem Wechselspiel noch einen oben drauf zu setzen, taucht dann noch 1800 Johann Petersen von der Schulenburger Mühle als Kastorfer Müller auf. Dieser verkauft die Mühle aber schon kurz darauf 1802 an den Mühlenmeister Johann David Leverenz, aus Holm/Meckl.. Müller Leverenz ist ein Sohn des Voigtshagener Müllers Dietrich Gottfried Leverenz und wird 1779 in das Grevesmühlener Mülleramt aufgenommen in dem er bis zu seinem Verschwinden 1816 auch bleibt. Von 1779 bis mindestens 1798 ist er Müller in Groß Voigtshagen/Meckl..

In dem Kaufvertrag heisst es im §1: ...1) die anstatt der hirbevorigen Erbpacht-Windmühle neu erbaute, und daher als Erbpachts-Windmühle wiederum eingetretenen Windmühle und die Wassermühle nebst der Staubmühle, der Grütz-Querre, den Sichtträgen und vier Seegeln...

6)... der in der Holzkoppel der Redder, genannt belegene vormals begrabene Platz, worauf die alte Windmühle gestanden, als welchen hierfür der Mühlenmeister Peters uhnlängst wieder käuflich an den Herrn Baron von Hammerstein überlassen hat...
Zwar ist die Flurbezeichnung Holzkoppel nicht mehr in der Katasterkarte von 1877 zu finden, aber Dank der Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1776 kann dieser Standort auf halber Strecke zwischen dem Zolln und dem Gut ausgemacht werden.

Über alle die obigermaßen gedachten Grundstücke ist von dem Herrn Lieutnant P.A. Kölzenberg im Jahr 1799 eine Charte und Vermeßregister entworfen, welche neben diesem Contrakte dem Käufer überliefert wird. ... Es folgt der Erbpacht-Contrakt.

1803 verunglückt Heinrich Stadtländer tötlich. Er wollte unter der Windmühle hindurchgehen und wird von einem Flügel getroffen. Kurz darauf erliegt seinen Verletzungen.

1806 wird Kastorf von den Truppen Napoleons geplündert. Der benachbarte Wegegeldeinnehmer Sauer macht eine genaue Aufstellung der entwendeten Dinge. So das anzunehmen ist, das auch Müller Leverenz nicht ungeschoren davon gekommen sein wird.

Müller Leverenz kann seine Wassermühle oft wegen Wassermangel nicht betreiben. Der Grund dafür sind seiner Meinung nach durch Baron von Hammerstein wohl neugezogene Gräben, die dem Mühlenbach im wahrsten Sinne das Wasser abgegraben haben. Aber eine unabhängige Kommission bestehend aus Amtmann Compe und Commissair Ziegler stellt 1807 fest, dass es nicht an dem ist. Doch von Hammerstein wird dazu verurteilt die Wasserleitung wieder herzustellen. Nebenbei erfahren wir aus dieser Akte, dass die Wassermühle ein oberschlächtiges Rad hatte.

1808 gerät Müller Leverenz in Rückstand mit seinen Pachtzahlungen, so dass 1809 der Kastorfer Gutsherr von Hammerstein gegen den Müller wegen nicht bezahlter Pacht klagt. Müller Leverenz ist verpflichtet halbjährlich eine Pacht von 62 Rthl. zu zahlen, doch die Zeiten sind schlecht, die französische Besatzung laugt das Land aus und Leverenz sieht nur einen Ausweg im Verkauf des Mühlenanwesens.

Hannoversche Anzeigen 3 April 1809
Adelich Gericht Castorf. Demnach der Erbpachtsmüller Leverenz zu Castorf nicht nur mit seinen Mühlenerbpachtgeldern in Rückstand geblieben ist, sondern auch angezeiget hat, daß er nicht bezahlen könne; wie dem auch von demselben darauf angetragen ist, seine Mühle zurückzunehmen; so ist zum öffentlich meistbietenden Verkauf dieser Wind- und Wassermühlen, welche zu Castorf, an der Landstraße, zwischen Lübeck und Hamburg belegen sind, und wobei nach dem Vermeß-Register, 3873 QR an Grundstücken befindlich seyn sollen, nach zu Grundlegung des darüber bestehenden Erbpacht-Contrakts, und der weiter festzusetzenden Bedingungen Termin auf den 19ten April d.J. Vormittags um 11 Uhr angesetzt, und können zu dem Ende sich die Kaufliebhaber zur bestimmten Zeit auf dem Hofe zu Castorf einfinden, wo selbst auch bei dem Herrn Actuarius Hering der Erbpachts-Contrakt und die nähern Bedingungen anzusetzen sind: so wie der Förster Decken den Auftrag hat die Grundstücke nachzuweisen. Auch werden diejenigen, welche berregte Wind- und Wassermühlen mit Zubehör, es sey aus welchem Grunde es wolle, hiermit peremtorie vorgeladen. Auswärtige unter Bestellung eines Procuratoris ad acta, mit abschriftlicher Zurücklassung ihrer in Händen habenden, die Forderung betreffenden Documente, binnen 12 Wochen a dato bei mir Unterschriebenen, oder bei dem Hrn. Actuarius Hering zu Castorf genau anzugeben, unter der Verwarnung, daß sie widrigenfalls mit ihren Forderungen an berregte Mühlen und Zubehör werden präcludirt, und davon auf immer werden abgewiesen werden. Decretum im adelichen Gerichte Castorf den 20ten März 1809.
Schnorr, Dr. p.t. Justitiarius.

1812 wird vor dem Lübecker Tribunal Gericht ( I. Instanz) die Klage des Gutsherrn und Eigners der Kastorfer Mühle Christian von Hammerstein wegen ausgebliebener Pacht gegen den Müller Johann David Leverenz verhandelt. Letztendlich wird Müller Leverenz Klage abgewiesen und er muss die Kosten des Rechtsstreits übernehmen. Doch zur Herstellung der Wasserleitung ist es bisher nicht gekommen, von Hammerstein meldet 1813 Konkurs an, so dass jetzt die Curatoren in der Verantwortung stehen. 1816 beginnt nun tatsächlich die Wiederherstellung der Wasserleitung. Doch der benachbarte Zolleinnehmer Sauer zeigt beim Ratzeburger Hofgericht an, wenn die Arbeiten fortdauren  und der Müller nicht vorher das schon verfallene Grundwerk und den Ablaufgraben wieder mache, würde sein Wohn- und Brauhaus mit Wasser überschwemmt.  Auch ist Müller Leverenz nicht bereit die Wasserleitung auf seinem eigenen Grund wieder herzustellen.

1815 werden dem Müller Johann David Leverenz zwei Pferde aus dem Stall gestohlen. Müller Leverenz macht 1816 (?) Konkurs und flieht aus Kastorf, so dass die Mühle wieder an das Gut fällt.

Ab 1809 ist ebenfalls Müller Ludwig Leverenz als Pächter aktenkundig. Er wird auch als 1/4-Hufner bezeichnet und bleibt hier ebenfalls bis 1816. 1810 leben in seinem Haushalt neben seiner Frau, der Magd Benthin, ein Geselle namens Huntermann. 1812 gehören zur Mühle: Mühlenhaus 8 Ruthen, Hof und Garten 112 Ruthen, Ackerland 24 Morgen, Wiesen und Weiden 5 Morgen (Mühlenkoppel, Erbenzins, Graskoppel).

So ist 1817 der Mühlenbach immer noch nicht aufgeräumt noch das Grundwerk wieder hergestellt. Was zwischen 1817 bis 1827 geschieht, läßt sich aus den Akten nicht erschließen. Vermutlich wird die Mühle vom Rondeshagener Müller Martin Friedrich Ahlers, der ab 1827 in Kastorf nachzuweisen ist ab 1824 mitbewirtschaftet. 1829 wird der folgende Mühlenpächter Möller zu Kastorf vom Bliestorfer Gutsgericht beschuldigt Bretter von der Ziegeleischeune zu Bliestorf, die gleich nebenan liegt, entwendet zu haben. Auch wird ihm vorgeworfen, das er unbefugt auf Bliestorfer Gebiet gefischt habe.

Anton Christian Dietrich Sauer kauft mit Vertrag vom 11. Mai 1831 die Kastorfer Mühle. Es wird eine Erbpachtsumme von 80 Rthl. jährlich ausgemacht. Sein Urgroßvater besaß schon seit 1730 die benachbarte Hofstelle, das Brantweinhaus oder auch Kastorfer Zolln genannt und war wie Anton auch Wegegeldeinnehmer an der hiesigen Zollstelle der Hamburg-Lübecker-Frachtstraße. Anton ist 1812 als Besitzer der Hofstelle (Zollen) nachgewiesen, die Mühlenhofstelle hat zu dieser Zeit noch der Müller Ludwig Leverenz in Erbpacht.

1842 wird Anton Sauers Frau Wilhelmine Magdalene geborne Karsten als Patin in Behlendorf bei der Taufe ihrer Nichte, der Müllerstochter Oltmann genannt. 1845 wird Anton in der Volkszählungsliste als Wegegeldeinnehmer, Hufner und Müller aufgeführt. Seinen Bruder, Peter Friedrich Christoph finden wir 1830 als Pächter auf der Labenzer Mühle, später als Mühleneigner in Behlendorf. Da Anton 1784 geboren, somit 1845 schon 59 Jahre alt ist, läßt er die Mühlen vermutlich durch Gesellen wie Friedrich Severin und Julius Blüher (1853) bewirtschaften.

Die Kastorfer Wassermühle wird vermultich von Anfang an unter Wassermangel gelitten haben, doch die Trockenlegung des Teiches in der Kahnschen Wiese, sowie des Wümmelken Teiches um 1800, haben den weiteren Betrieb schwer geschädigt. 1844/1852 ist nur noch der Mühlenteich gestaut. 1855 scheint die Wassermühle nicht mehr in Betrieb, denn sie wird in der Mühlenkarte aus dem selben Jahr nicht mehr aufgeführt.

Als 1862 der Müller Sauer verstirbt scheinen die Erben, die beiden Hofstellen und den Einnehmerposten an Carl Heinrich Köpke aus Mecklenburg verkauft zu haben. Dazu:

Wöchentliche Anzeigen des Fürstenthums Ratzeburg 10.April 1863
Mühlenverpachtung.
Es soll die zu Castorf belegene Kornmühle auf 6 nacheinander folgende Jahre von Maitag d. J. an öffentlich meistbietend verpachtet werden, und werden deßhalb Pachtliebhaber geladen, sich am Dienstag den 21. April d. J., Vormittags 11 Uhr, in der Wohnung des unterzeichneten Gerichtshalters in der Stadt Ratzeburg einzufinden.
Die Pachtbedingungen können ebendaselbst und auf dem Herrenhofe Castorf vom 11. April an eingesehen werden.
Gericht Castorf, Ratzeburg den 29. März 1863.  Sachau.


Müller Carl Heinrich Ludwig Köpke stammt aus Bantin in Mecklenburg und ist verheiratet mit Maria Caroline Friedericke geborene Röhr aus Klein Parin.  Müller Köpke läßt 1864 einen Lehrburschen, Carl Georg Ludwig Behrens, in die Ratzeburger Mülleramtsrolle eintragen und ist damit wohl auch der Käufer 1863. 1869 stellt er den Kastorfer Heinrich Klafak als Lehrling ein. 1867 findet sich dann ein Müller Christian Wischendorf auf der Mühle. Dieser scheint aber die Mühle schon im selben Jahr wieder zu verlassen und ist dann auf der Schleemer (HH-Billstedt) Färbeholz-Windmühle zu finden. 1879 bewirbt sich Müller Köpke um die Pachtung der Aumühle unter Fürst Bismark, wird aber vom Dassendorfer Müller Wilcken überboten.

Müller Köpke ist bis 1905 als Müller und Krüger in Kastorf. Die Mühle selbst ist nach wie vor in gutsherrlicher Hand und nur in Pacht vergeben. Ihm wird 1886 offiziell die Schankgerechtigkeit von Amtswegen zugestanden. 1880 zählen 7 Männer, 4 Frauen und 2 vorübergehend hier lebende Personen (wohl Gesellen) zum Haushalt von Müller Köpke. Er stirbt 1906 in Bliestorf.

1905 pachtet der aus Wittenburg stammende  Obermüller Johann Elvers die Mühle auf 10 Jahre. Außer der Müllerei und der Bäckerei möchte er, wie auch seine Vorgänger, eine Gastwirtschaft betreiben und beantragt deshalb schon vor Pachtantritt 1904 eine Konzession beim Amt. Er begründet seinen Antrag damit, dass in dem dortigen Mühlengebäude das Gastrecht schon seit „unerdenklicher Zeit bestanden“ habe, schon sein Vorgänger C. Köpke wie auch der Mühlenmeister Sauer hätten schon eine Gastwirtschaft dort betrieben. Müller Elvers wird 1907 durch Mülergeselle Wilhelm Ebell und ab 1910 durch Müllergeselle Ludwig Eggert unterstützt.

Müller Elvers hatte eine Tochter Paula (*1904) die später nach Schlagsdorf/Meckl. ging. Dies war eine Spielkameradin meiner im selben Jahr geborenen Großmutter, Elsa Büsing, geb. Tews, die sich noch gut daran erinnern konnte, dass es hier bei Elvers "immer ein Stück Kuchen extra gab".

Die Windmühle wird 1914 kurz vorm 1. Weltkrieg abgebrochen.



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