1747: Reunion mit dem Herzogtum Lauenburg
Nach
über 200 Jahren Rechtsstreit um die "Möllner
Pfandschaft" zu der auch Kastorf als ehemaliges Dorf
in der Vogtei Mölln rechnet, kommt Kastorf nach
einem Vergleich mit Hannover am 30. Januar / 4.
Februar 1747 (Übergabe im Oktober) wieder zurück an
das Herzogtum Lauenburg. In diesem Zusammenhang
beginnt Hannover seine neuen Territorien
insbesondere die Grenzen zu kartieren. Die neue
Staatsgrenze zu Lübeck wird vom Ingenieur-Capitain
Pierre Joseph du Plat 1748 vermessen und kartiert.
Du Plat fertigt ebenfalls 1751 noch eine "kleine
Charte vom adeligen Guthe Castorf" an, welche wohl
auch die Grundlage für die Verkoppelung von
1750/1751 und das Vermessungsregister ist. Leider
ist diese Karte verschollen. |
Ingenieur-Capitain Pierre Joseph du Plat (auch Duplat) wurde 1691 in Namur als ältester Sohn des gleichnamigen Gardeleutnants geboren. Er heiratete 1721 in Löhrstorf (Ostholstein) die dortige Gutsverwalterstochter Engel Justina Janus. Ab 1731 lebt er in Ratzeburg, von wo er als hannoverscher Ingenieur viele Kartierungen im Lauenburgischen vornimmt (s. Kartensammlung Kreisarchiv). Hier verstirbt er auch 1753.
Die Grenze zu Lübeck wird 1757 durch Grenzsteine eindeutig fixiert (s.o. Kartenauschnitt Grenzsteine Nr. 1 und 54-62) Zwei dieser Steine wurden 2001 gesichert, der eine (Nr. 55) wurde am Kastorfer Kultur- und Freizeitzentrum, der andere (Nr. 58) am ehemaligen Bahndamm aufgestellt.
Der Grenzstein Nr. 55 vor dem Gemeindezentrum
Aber noch 1758/1759 streitet man sich mit Lübeck wegen
des genauen Grenzverlaufs an der Ohlenhofsbuschwiese und
der Steinry. So musste der Düchelsdorfer Bauernvogt Tretau
über das Land des Kätners Gotthard Gatermann, um an sein
Land an der Steinrie (zwischen Grenzstein 53 + 54) zu
kommen. Doch dieser verwehrt ihm jetzt den Durchgang.
Die Zeit der Familie von Hammerstein
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Wappen des Kastorfer Gutsherren Christian Ludevig von Hammerstein aus seinem Todesjahr 1759 an einer der alten Gutsscheunen auf dem Alten Hof |
1749: Kastorf kommt zum Verkauf
Am 29. März 1748 steht das Gut Kastorf zum Verkauf an. Bereits für Juli und September 1747 ist es vor dem Königlichen Hofgericht zu Ratzeburg zum Verkauf an den Meistbietenden ausgeschrieben gewesen. Das Mindestgebot sollte auf 42.000 Reichstaler lauten. Das lauenburgische Land wird jedoch gerade von einer Viehseuche heimgesucht. Darum findet sich nicht gleich ein Käufer. Ein Verkauf unter der Hand bleibt verboten.
Für 46.050 Taler wird das Gut Kastorf am 6. November 1749
im öffentlichen Verkauf durch das Hofgericht in Ratzeburg
an den Hannoverschen Adligen General-Leutnant Christian
von Hammertein verkauft. Er richtet hier für seine
Descendenz ein Fideikomiß von 15.000 Taler ein. Mitbieter
sind der Regierungssekretär Steding, der Steuereinnehmer
C.A. Trautmann und Hofrat von Döring. Hammerstein hatte
zuvor die Güter Krummendieck und Campen verkauft, welche
er 1720 vom Grafen von Dernath gekauft hatte.
Christian Ludwig von Hammerstein *1682, † 1759
|
Christian Ludwig von
Hammerstein-Loxten
*Gut Loxten 1682, † Kastorf 22.12.1759 Gutsherr auf Kastorf, Generallieutenant und Gouverner der Stadt und Festung Lüneburg ∞ Holm (Jesteburg) 1717 von Ahlefeldt, Maria Elisabeth *1699, † 1743 Kinder: Agnesa Dorothea * 1718, † 1724 Anna Henrietta * 1720, † 1722 To. * /† 1722 Georg Wilhelm *1723, † 1724 Benedicta Sophia Louisa * Crummediek 1725, † Eisbergen 1781, oo 1739 Paul Andreas von Schellersheim Hans Christian * Hasbergen 1741, † Kastorf 1771 ff an unehelichen Kindern mit Sophie Catharine Schröder † 1801 s. Kate 4 Marie Louise *?, oo Deecken, Förster Kastorf 1807 Caroline Louise *? Johanna Philippina *?, oo Gülzow 1780 Kast, Joh. Xian, Küster u. Organist in Gülzow Charlotte *? genannt Hornstädt , oo 1786 Johann Friedrich Steccius (Streccing) Chirurg in Stendal, *1755 Kleinich/Rheinl.-Pfalz, † Stendal 1814 Carl Ludwig Christoph *1759 ~ Krummesse, genannt Hornstädt, Cornette im Hammersteinschen Regiment (1758 u. 1759 mit einem unehelichen Kind niedergekommen s. Kirchenbuße 1760 GA KA Nr. 42) |
Aus dem Leben von Hans Christian von Hammerstein gibt es folgendes zu berichten:
Christian Ludwig von Hammerstein wurde als dritter Sohn
des Christian Günther von Hammerstein am 18. November 1682
auf Gut Loxten bei Quackenbrück geboren. Im Herbst 1699
wurde der Siebzehnjährige nach Halle geschickt, wo er
unter anderen schönen Künsten das Lautespielen lernte. Im
Herbst 1700 ging er nach Straßburg im Zuge seiner
militärischen Ausbildung. Während seiner militärischen
Laufbahn brachte er es am 16. August 1747 bis zum
Generallieutenant und Gouverner der Stadt und Festung
Lüneburg. Sein vollständiger Werdegang ist Lückenlos
in der Hammersteinschen Familienchronik dokumentiert. Am
2. Juli 1747 nahm er als Kommandeur der gesammten Hannov.
Cavallerie an der Schlacht bei Laefeld teil.
Am 4. August 1717 heiratete er in Holm Maria Elisabeth von Ahlefeldt
(*1699, † 1743) aus dem alten Holsteinischen Geschlecht.
Mit ihr hat er sechs Kinder, darunter den Erben von
Kastorf Hans Christian.
1750/1751 läßt von Hammerstein Kastorf verkoppeln
(genaueres s. Verkoppelung). Die
damit einhergehende Umgestaltung des Dorfes und der
gesamten Feldmark verändern Kastorf grundlegend. Dies ist
aber für Lauenburg eine bisher nicht gewürdigte
Pioniertat, denn die Amtsdörfer folgen erst 20-40 Jahre
später.
Die letztem Jahre seines Lebens verbringt
er mit seiner Haushälterin, Sophie Catharine Schröder
in "Concubibat" (Unzucht) und hat auch mit dieser fünf
Kinder. Wer diese Schröder war, ließ sich bisher noch
genau ermitteln, vermutl. eine Tochter des Kastorfer
Kätners Thomas
Hinrich Schröder. Sie starbt 1801 in
Kastorf.
Der Sohn aus dieser Beziehung, Carl Ludwig Christoph
wird später an die Universität Kiel geschickt (s. dazu
auch KARZ GA Nr. 43 Schreiben von 1775 wegen Allimente)
und nennt sich später Hornstädt.
Er dient danach als Cornette im Hammersteinschen Regiment.
Neben diesem ältesten unehelichen Sohn gab es noch vier
weitere Töchter von denen eine den Küster Kast in Gülzow
heiratete. Dazu folgeder Traueintrag aus dem Gülzower
Kirchenbuch: 21.9. (1780) "der hiesige Organist Johann
Christian Kast mit Jungfer Johanna Philippina Hammerstein.
Ersterer hat sich zuletzt in Hannover, letztere zu Hoya
aufgehalten.“ Eine andere Schwester heiratet den Chirurg Steccing in Stendal.
Unter dem 2. Januar 1759 schreibt der Generallieutenant
an seine Tochter in Eisbergen: "Da ich auch seither
beinahe zwei Jahren aus der Unruhe wieder allen Anschein
hier in der Stille der Sache nachdenke, So halte mich in
meiner Eremitage weit glücklicher als auf dem ungestümen
Weltmeer, um so mehr mein Alter und durch viele Fatiguen
[Beschwerden] geschwächter Körper bis jetze ruden
Campagnen nicht würde ausgehalten haben. Wie leicht kann
eine unglückliche Viertelstunde allen Ruhm vernichten,
wonach man 50 Jahre äußerst nachgestrebt hat. Am Ende
seiner Carrière urtheilet man ganz anders als wenn man
lange darin fortgeirret hat. Ich wünsche nur daß mich zum
rechten ewigen Ziel bereiten möge." Er meldet auch, seinen
Sohn habe er noch 1/2 Jahr von Kiel auf eine Zeitlang
wieder zu sich nehmen müssen, "damit er von dem
angenommenen Schulstaub mehlig sich entledigen und hernach
wieder eine Universität beziehen könne." - Ferner schreibt
er, er habe noch wegen seines Guts viel mit enormen
Gisten, Capital und Zinsen der von Schenk zu kämpfen, so
daß beinahe nur die Possession [Besitz] eines
verschuldeten und ruinierten Guts übrig bleibe.
Der Generallieutenant verstirbt am 22. Dezember 1759 in
Kastorf und wird in der Hammersteinschen Familiengruft in
der Siebenbäumer Kirche beigesetzt. In seinem Testament
ist u.a. festgelegt, dass die Schröder einen Brilliantring
(Wert 800 Rthl.), den von Hammerstein von der Kaiserin und
Königin von Ungarn selbst geschenkt bekommen hatte, und
ihr bereits verehrt hatte, behalten soll. Zudem darf Sie
das freiadlige Gut Hoya bewohnen bis es für 2000 GM
verkauft wird. Die unehelichen Töchter sollen jeweils 500
Gold Mark, der uneheliche Sohn 800 Gold Mark erhalten.
Sein legitimer Sohn Hans
Christian ist erst 18 Jahre alt und damit noch
nicht geschäftsfähig. Aus diesem Grund wird der
Rondeshagener Gutsherr Christian
Friedrich von Tode als Vormund bestimmt und
dieser verwaltet Kastorf bis 1766. Seine Schwester
Benedicta Sophia Louisa von Schellersheim wird 1766
mit 4400 Rthl. Erbe aus Kastorf abgefunden.
1750/1751: Kastorf wird verkoppelt
In Eckardt Opitz Abhandlung über die Geschichte des Herzogtum Lauenburgs von 2003 ist auch ein Kapitel der Lauenburgischen Verkoppelung gewidmet. Hier, wie auch in allen vorangegangenen Werken anderer Autoren, findet die konkrete Umsetzung der Verkoppelung im Amt Steinhorst 1764 ihren Anfang. Dabei wurde leider übersehen, dass es durchaus frühere Verkoppelungsbeispiele im Lauenburgischen gibt. Das mag daran liegen, dass, wie ich in meiner langjährigen Forschungtätigkeit feststellen durfte, die ehemals lübschen Besitzungen in der Lauenburgischen wie in der Lübschen Geschichtsschreibung leider nur ein Stiefkinddasein führen. Nichts desto trotz gehören die Dörfer Bliestorf und Kastorf seit 1747 wieder zum Herzogtum und sollten sich dann auch in dessen Geschichte wiederfinden.So wurde Bliestorf schon in den Jahren zwischen 1735-1744 und Kastorf 1750/1751 „verkoppelt“, wobei der Begriff selbst einen inhaltlichen Wandel vom 16. bis zum 18. Jahrhundert durchzog. Als „verkoppelt“ soll hier jetzt gelten, eine dörfliche Flur die neu vermessen und verteilt wurde, unter Aufgabe der Gewannflur und des Flurzwangs (mehr s. Verkoppelung).
1754/1755: Bau der Scheunen und Änderung des Straßenverlaufs
Gutsscheune aus der Zeit von Hammerstein gebaut 1754 (ursprüngliches Aussehen mit Fachwerk und Strohdach s. Gemälde von Oesterley
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1754 und 1755 läßt von Hammerstein die großen Kastorfer Gutsscheunen erbauen. Ihr ursprüngliches Aussehen mit Fachwerk und Strohdach ist noch auf dem Gemälde von ca. 1870 gut zu erkennen.
1754/1756 läßt er als Gutsherr von Kastorf einen Schlagbaum auf dem Weg nach Düchelsdorf und Sierksrade zur Abhaltung der Frachtfuhren anlegen. Mit der Verkoppelung sind wohl auch kleine Veränderungen des Straßenverlaufs verbunden, doch sind diese mangels Kartenmaterial nicht mehr rekonstruierbar. Eine Veränderung der Kreuzung nach Ratzeburg ist jedenfalls erst nach 1776 zu erkennen und hängt wohl mit dem Bau des neuen Herrenhauses 1801/1803 zusammen.
1757 werden im ganzen Herzogtum Hannoversche Truppen einquartiert. Kastorf kommt dabei wohl recht glimpflich davon. Da hier der Stab der Kavallerie des Herrn General Lieutnant von Hammerstein untergebracht wird.
KARZ R+L 10 Nr. 1050
1766: Die nächste Generation von Hammerstein übernimmt das Gut
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Hans Christian von
Hammerstein-Loxten
* Hasbergen 1741, † Kastorf 1771 Gutsherr auf Kastorf ∞ Ratzeburg 28.05.1763 von Schrader, Caroline Louise Agnes *1744, † Lüneburg 1801, V: Regierungsrat Otto Christoph auf Kulpin und Marg. Eleonore von Wackerbarth Kinder: Hans Otto * RZ 1765, † 1771 "Ottgen" Fried. Dietr. Carl * RZ 1766, † Kastorf 1768 Eleon. Sab. Soph. * RZ 1767, † 1771 "Nörchen" Hans Detlef * Kastorf 1768, † 1826 Christian * Kastorf 1769, † 1850 Fried. Jul. Hedw. * Kastorf 1770, ∞ 1794 Otto von Qualen, † Kiel 1804 |
Aus Hans Christian von Hammerstein Leben gibt es folgendes zu berichten: Seine Mutter Marie Elisabeth geborene von Ahlefeldt starb etwa ein Jahr nach seiner Geburt. Als er 1759 auch seinen Vater verlor, war er noch minderjährig. Sein Vater hatte testamentarisch Friedrich von Hammerstein auf Bruche als seinen Vormund bestimmt, wo er sich auch 1747 befand. Nur unglücklicherweise war dieser schon 1755 verstorben, so dass der nachbarliche Gutsbesitzer Christian Friedrich von Tode auf Rondeshagen an dessen Stelle trat und das wohl teilweise bis 1766.
Hans Christian besuchte von 1752 bis 1756 das Königliche Pädagogium in Ihlfeld. Das Programm des Pädagogiums von 1853 hat über ihn folgende Nachricht aufgezeichnet: Anno 1752. Hans Christian de Hammerstein osnabrugenis, pension, – juvenis ingenii felicitate nemini secundus animique praeterea et corporis dotibus egregiis ornatus discessit d. 30. September 1756. Trotz dieser Auszeichnung befand er sich während seiner Schulzeit dennoch oft in Geldverlegenheit und machte einige Schulden, wegen deren Abtragung er sich mehrmals an seine Schwester, Frau von Schellersheim zu Eisbergen, wandte, da der strenge Vater ihn sehr knapp hielt und solche Abweichungen vom regelmäßigen Leben nicht duldete.
Nach vollendeten Schuljahren ging er an die Universität Göttingen. Hier hatte er das Unglück, den nachherigen Generalpostmeister Grafen E. F. von Platen aus Hannover im Duell durch einen die Blase verletzenden Stich zu verwunden, daß an des letztern Aufkommen gezweifelt wurde und er Zeit seines Lebens dadurch hinkend und unfähig wurde, sich der Geselligkeit zu erfreuen.
Um den ersten Verfolgungen, welche vorzugsweise von mächtigen Verwandten des Grafen von Platen ausgegangen zu sein scheinen, zu entgehen, mußte Hammerstein gleich nach dem Vorfall fliehen; er ging nach Süddeutschland und fand ein augenblickliches Asyl in einem Bayrischen Kloster. Nach einiger Zeit verschafften ihm jedoch seine Verwandten und sein Vormund freies Geleit, und ein Verwandter, ein Herr von Schenk von Winterfeldt, holte ihn aus dem Kloster ab und brachte ihn ins Land zurück. Hier scheinen die Verläumdungen über den Vorfall mit Graf Platen noch nicht aufgehört zu haben; denn wir finden, daß er sich selbst an Platen wandte, um von dem eine Erklärung über sein Benehmen bei dem Duell und über dessen Ursache zu erhalten. Beim Grafen Platen wurde dieselbe in einer Hammerstein völlig rechtfertigenden Weise ausgestellt ( Antwortbrief Platens de dato Helmstädt, den 12. may 1761).
Hammerstein vollendete darauf seine Studien zu Kiel, die gewünschte Anstellung im Hannoverschen wurde ihm aber nicht zu Theil; man konnte ihm in Hannover die Verwundung des Grafen Platen anscheinend nicht vergessen.
Er tröstete sich darüber in einem Brief an seine
Schwester. Schon vor seinem Aufenthalt in Kiel hatte er
1762 sich mit Caroline von Schrader, der sehr
liebenswürdigen Tochter des Regierungsraths Otto Christoph
von Schrader auf Kulpin damals zu Ratzeburg verlobt. Die
Verheiratung fand am 28. Mai 1763 statt.
Hans
Christian von
Hammerstein * 1741, † 1771 |
Caroline von
Hammerstein * 1744, † 1801 |
Hans Christian von Hammerstein hat vermutlich ab 1766
sein Gut Kastorf selbst bewirtschaftet. Es gab von ihm
Verbesserungsentwürfe zur Kastorfer Wirtschaft und er
hatte ein neues Herrenhaus geplant, zu dem schon Anschläge
und Entwürfe vorlagen. Ebenfalls war der Kauf des
benachbarten Gutes Bliestorf vorgesehen, um die
Gutswirtschaft zu erweitern. Diese ganzen Verbesserungen
des Kastorfer Gutes fanden aber 1771 ein abruptes Ende:
1771: Die Pocken machen auch vorm Gutsherrn nicht halt
Niederschrift von Caroline von Hammerstein geb. von Schrader über den Tod ihres Mannes Hans Christian von Hammerstein. Beschreibung der traurigen Blattern-Krankheit (Pocken) meines lieben Mannes und meiner lieben Kinder im Frühjahr 1771.
Castorf, 1771. Ende May geschrieben.
Den 6. April kamen die
erwarteten Freunde (Familie von der Knesebeck, Frl.
Fieken, deren Tochter Sophie) von Gresse hier.
Den 10. Den Mittewochen fieng Frl. Fieken an zu klagen.
Den 13. schlugen die Blattern bey ihr aus.
Den 20. wurden erst Nörchen (Eleonore), hernach Ottgen
(Otto) krank.
Den 1. May schlugen bey beyden die Blattern stark aus,
mein Mann gieng zu Fuß nach Rondeshagen.
Den 2. May fieng
Detgen (Detlef) an wenig krank zu seyn, mein lieber Mann
war noch den Vormittag nach Köldnitz, den nachmittag bekam
er einen fieberhaften Frost, schlief die Nacht wenig und
nahm Medicin so der Doct. Trendelburg in Vorrath geschickt
ein, wonach er sich ein wenig übergab.
Den 3. May, war er
etwas doch leidlich krank, hatte keinen Appetit, etwas
Hitze und Unruhe, rasirte sich jdoch noch selbst, und war
den Nachmittag gantz munter, an diesen Tag bekam Detgen
einige Blattern-Flecke, und Christian schien Hitze zu
haben.
Den 4. May, war
mein bester Mann kränker, doch wie er sagte leidlich,
außer daß er außerordentlich matt war, als ob er lange
krank gewesen wäre, fantasirte hin und wieder, und blutete
aus der Nase. Am Abend kam der Doctor Trendelburg, der
unschlüßig war, ob es Blattern oder ein faul Fieber werden
würde. Doch 2 Stunden nach seiner Ankunft, etwa gegen 11
1/2 Uhr Nacht, zeigten sich für den Kopf unter die Mütze
Flecken. Die Nacht vergieng erträglich, und auch diese
Nacht schlugen Cristel (Christian, der Großvater) die
Blattern so glücklich als möglich aus, und Detgen, der nur
12 im Gesicht und sonst wenig hatte, blieb immer im umher
Gehen. Der kleine Plato bekam auch den 4. die Blattern.
den 5. May rieth der Doctor, alle Kranke sollten in die
Luft gehen,die Art der Blattern zu verbessern, mein lieber
Mann ward ohnmächtig wie er aufstand, erholte sich doch
bald, ließ sich rasiren und war den gantzen Tag mit allen
seinen kranken Kindern viel draußen, den Nachmittag
schrieb er mit eigener Hand, ohne es mir sagen zu wollen,
eine Disposition zu meinem Vortheil, die seine
Zärtlichkeit für mich ihn machen hieß.
An diesem Tag schlugen auch Friedgen (Friederike) die
Blattern aus, welche sie glücklich überstand.
Den 6. May waren sie bey
meinem besten Mann fast alle ausgeschlagen, er war wol,
hatte etwas Apetit, gieng umher.
Den 7. und 8. ebenfalls, außer daß er etwas Heisrigkeit und halsweh, auch zumahl den 9. eine außerordentliche Salivation und einen Diarhée bekam. welches ihn abmattete, doch war er noch immer so bey Kräften, daß er täglich ausfuhr, allein gieng und fast den gantzen Tag auf war. Allein die Blattern wollten nicht schwären, waren, da er unbeschreiblich viel hatte, in einander geflossen, und gar im Gesicht nicht erhaben, auf den Füßen aber Theils blau, auf den Händen wie kleine Wasserblasen, während dieser zeit wurden die beiden ältesten Kinder sehr krank, welche gantz unglaublich voll Blattern waren und da zumahl am Freitag den 10. Ottgen heftig krank war, immer schlummerte, kurtzen Othem und eine sehr volle Brust hatte, ward der Doctor wieder gehohlt. Er fand die Art der Blattern bey meinem Mann schlecht, hoffte jedoch, seine gute Constitution würde sie überstehen helfen. Ottgen war ein klein wenig besser, allein er bemerkte mehr Gefahr bei Nörchen, welche doch schon auf der Rückkehr zu seyn schien, und schon mit Blumen auf dem Bett gespielt hatte, auch dieses Urtheil war sehr richtig, da dies Kind den 11. eine Art von innerlichen Schwärden bekam, wovon sie sich zwar wieder erholte, jedoch etwa 3 Stunden hernach um 5 Uhr abends aus dem Bett gieng, vermuthlich da der unglaubliche Schleim in der Brust und im Halse fest ward. Sie war 4 Jahr und 1 Monat alt. Ein Kind, welches außerordentlich viel Verstand, und eine ihrer Jugend wenig gewöhnliche Sittsamkeit und Standhaftigkeit hatte, und welches sich bey ihrer schmertzhaften Krankheit bewundernswerth geduldig bewiesen; doch dieser Verlust war nur der Anfang, die Vorbereitung zu meinen größten Leiden, und mein Hertz sagte es mir bey dem Todes des Kindes, daß noch größere Unglücksfälle mich kränken würden. Auch von diesen Tage an ward mein lieber Mann übler, er war noch ausgefahren gewesen, allein die Nacht bekam er um 1 uhr einen Frost und da der Doctor gesagt, so bald das Fieber einträte, welches man das Abtrocknungsfieber nenete, möchte man ihn holen laßen, so schickte ich den 12. Sonntag hin, an diesen tag war mein lieber Mann unruhiger, die Blattern im Gesicht waren mehrentheils schwartz, die Salivation nahm sehr ab, der Diarhée continuirte, das Halsweh ließ nach, und er schlummerte mehr. H. u. fr. von Toden waren hier und schienen mir schon sehr besorgt zu seyn. Um 9 uhr kam der Doctor, er erklärte gleich das Fieber sey zu früh gekommen, und komme ihm sehr zweydeutig vor, wie er ihn sahe erschrak er, da die Blattern im Gesicht schwartz und trocken waren, die auf den Händen weiß, die an den Beinen und Füßen blau und roth, und gar nicht geschworen. Er erklärte mir, wie ich ihn mit Thränen bat zu helfen, die Art der Blattern sey sehr schlecht, er wüßte jedoch Exemple, daß welche davon gekommen wären, und hoffte viel von seinen Naturkräften, er hätte Campfer Mixtur und bat sehr ihn zu bereden, daß er solche fleißig einnehme. Dies that er auch, wenn Du, sprach er zu mir, es mir nur preparirst dann nehme ich es gern, diese Medicin war ihm etwas zuwieder und wenn er sie einnahm, mußte ihm sein Bedienter und ich den Rücken immer gantz fest halten. Er wolte gern ich solte die Nacht bey ihm bleiben, aber ich mag es Dir nicht an Sinne seyn sprach er, wie gerne that ich es. Ich mußte mich an der Seite auf seinem Bette legen damit es mich nicht zu viel fatigirte da ich erst die vergangene Nacht bey ihm gewacht hatte, so sorgsam, so liebreich war er noch gegen mich. er schlief wenig, doch war er ziemlich ruhig. Der Docter fand ihm den Morgen nichts besser.
Den 13. gegen 8 uhr bekam er Beängstigungen und hertzklopfen, und der Docter hatte den übrigen erklärt wie er wenig Hoffnung hätte, auch heftige Zufälle zu befürchen wären, deswegen wolte man mich nicht immer da laßen, doch gien ich so oft als möglich zu ihm, ich kannte mich genug um zu wissen, daß ich es aushalten konte und ich standhafter bei seinen Bette, als von ihm entfernt war, doch ihn zu schonen wolte man es nicht. Er war auch denselben Morgen noch in seiner Stube gewesen, wo ich ihn allein hingeführt hate. Die Beängstigungen waren abwechselnd, er fantasirte dann und wann jedoch nicht ängstlich, das Fieber ward stärker. Wenn er mich nannte ward ich gerufen, doch wie ich den Nachmittag kam, wie klopfte ihm das Hertz, wie seufzte er, und gab mir die Hand. Man bat mich ihn nicht zu beunruhigen, ich verließ ihn aus Liebe für ihn, nicht um meine Empfindlichkeit zu schonen. Gegen Abend kam meine Mutter mit den Ratzeb. Dokt. Lenthien, hierzu schien er sich zu freuen; was sagen sie von diesen Zustand meine liebe Frau Mutter, waren seine ersten Worte gewesen, und hatte ihr so krank er war die Hand küssen wollen. Der Doct. Lenth. hatte ihm Umschläge vom Campfer und Mandelöhl verordnet um Hände und Füße, auch Spanische Fliegen (Cantharides) und Lavemens, er gebrauchte alles. Um 7 Uhr hatte er mich genannt, ich eilte zu ihm, da fand ich ihn gesetzter, da sprach er gleichgültiger mit mir, sagte noch, wie er hörte daß ich ihn beklagte: Glaubst du daß ich so krank bin? ich bin ganz leidlich, und das Hertzklopfen hält nicht lange an. Wolte den Abend auch etwas essen so ihm ziemlich schmeckte, doch fantasirte er hin und wieder. Fr. v. Toden die den Morgen schon gekommen war und ihn nicht verließ, wachte bey ihm diese Nacht, um 2 Uhr ward er mehr beängstigt, dies dauerte abwechselnd, den Morgen kam der Prediger (Johann Gottfried Ladewig) , und wie man ihn gefragt ob er communiciren wolle, hatte er es mit größter Ruhe des Geistes gethan, auch gesagt wo ich wäre? Man hatte ihn aber gebeten, um sich nicht aus seiner Ruhe zu bringen, mich nicht kommen zu laßen, wovon ich nicht zufrieden bin, gleich hernach rief man mich. Bist du da Lienchen sprach er, weißt du was ich vorgenommen habe? du aprobirst es doch? Ich beantwortete dies so standhaft wie ich konnte. Hierauf sprach er gleichgültiger. Frug ob ich Briefe von unseren guten freunden Knesebecks hätte. Sind sie noch in Strelitz frug er, und schien ganz gesetzt. Den Mittag aß er ein wenig Suppe, ich schlug vor ihm ein wenig Rheinwein zu geben, es ward ihm elaubt, und es schmeckte ihm so gut, daß er noch ein wenig begehrte, er bekam noch eine halbe Tasse, war ziemlich ruhig, dies war etwa gegen 3 uhr, um 1/2 4 uhr hat er im Bett geseßen, ist gantz ruhig gewesen, und sein mir ewig theures Leben geendigt, indem er sich in den Arm seines Bedienten zurückgelegt. Welch eine Erinnerung für mich, die ich in seinen Umgang, Ruhe, Glück und Freude so sehr genoß, die ich bey seinen eben seit den 10. May 30 jährigen Alter und dauerhafte Gesundheit mich mehr als zu fest geschmeichelt hatte ihm nicht zu überleben; und doch riß ihn die hand des Todes von meiner Seite, doch mußte flehen, beten und weinen umsonst seyn, und mit ihm auch die Hofnung einer ruhigen Zufriedenheit für mich auf Erden verschwinden. Keine Unruhe, keine ängstliche Furcht machten ihm den Tod schrecklich, da nach allen Umständen seines Lebens ihm die Welt ohnmöglich gleichgültig seyn konte. Seine standhafte Ergebung in den Willen Gottes beruhigte ihn, seine Überzeugung von der Gnade Gottes, den er gewiß nie vorsätzlich beleidigt hatte, ließ ihn ohne Schrecken in die Ewigkeit schauen, und sein Vertrauen zu der Gnade des Höchsten, seine Liebe zu diesen höchsten wesen, die nach seinen öftern Bekänntniß das vornehmste Stück der Religion war, gaben ihm allein allein die wundervolle Kraft bey der Vorstellung mich zu verlaßen, nicht alles zu fühlen was die menschliche Empfindung seinen sonst so zärtlichen Hertzen würde eingeflößt haben. Kein ungeduldig Wort in allen 13 Tagen seiner schwerzhaften Krankheit von ihm gehört, welches um so viel mehr zu bewundern ist, da er niemals krank gewesen war. Ließ ihn seine Zärtlichkeit für mich nicht zu, viel von den Ausgang seiner Krankheit, den er sich gewiß so wie er es ward vorgestellt, zu reden, so geben doch unterschiedene Worte seine Gelaßenheit und Zufriedenheit zu Gott zu erkennen. Wie ich mich in den 4 ersten Tagen mit der Hofnung hinhielte, die mir seine guten Kräfte gaben, und es ihm selbst äußerte, sprach er: "es komt noch schlimmer; doch sage ich dies nicht, mich zu beschweren, da ich so viele Ursache habe Gott zu danken, der mich diese so heftige Krankheit mit so gelinden Zufällen anfangen läßt". Einige Tage für seinen Ende, etwas den Sonnabend, sprach er, da ich auf seinen Bette saß: "Was meynst du wird hieraus werden? Solte es wol gut werden?" Ach! Antwortete ich mit furchsamen Hertzen, ich erwarte es gewiß von Gott, du bist so gut, du bist mir so werth; Gott kan es mich nicht zu leiden thun dich mir zu nehmen. "Ich denke auch, sprach er; doch, hat er es denn beschloßen, so will ich unverdroßen an mein Verhängnis gehn." "Nun" setzte er hinzu "Sag mahl das übrige des Verses". Mit stammelnden Worten that ich es, und sagte, kein Unfall unter allen, kan mir zu schwerlich fallen, mit Gott werd ich ihn überstehn. "Dies ist nun für Lienchen", sprach er, und sahe mich sehr gerührt an. Den letzten Sonntag laß meine liebe Freundin, die Platen, eine Predigt, worin von den Nutzen der Trübsale für die Menschen gehandelt wurde; ich saß und hielte ihm den Rücken, da klopfte er mich auf den Arm, und sagte: "Lienchen höre ja recht zu!" Nur auf solche Weise hat er sich gegen mich geäußert, außerdem seine Standhaftigkeit bey den Gedanken des Todes dadurch gezeigt, daß er den Sontag wie die Blattern ausschlugen, ein Codicill mit eigner Hand schrieb, worin er für mich sorgte, auch hernach an unsern würdigen Freund Hr. v. Toden gesagt hatte, wie es wohl, wenn er aus der Welt gienge, mit Castorff gehen würde, ob es wohl müßte verpachtet werden. Jedes der Worte, die ich von ihm weiß, sey mir stehts heilig, und nie müßte mein durch ihn so oft gebeßertes Hertz den Eindruck seiner Liebe, seiner Tugend, und seiner Verdienste verlieren. Durch den härtesten Fall so zu allen abgehärtet, ward es mir nicht so schwer, meine größte nachbleibende Hofnung noch zuletzt den 21. May am 2. Pfingsttage, Abends um 8 uhr, durch den Tod meines ältesten Sohnes Otto zu verlieren. Die Länge, in welche sich bey diesen die Krankheit zog, ließ es erwarten, daß er durch kommen könte; doch ich verwehrte meinen Hertzen es zu glauben, um mich zu diesen auch äußerst harten Stoß des Schicksals zu bereiten, der mir ein hofnungsvolles Kind entriß in einem Alter von 6 Jahren und 4 Monath. Ein Kind, daß seinen würdigen Vater unbeschreiblich glich, daß ein nur wenig gewöhnlich sanftes und folgsames Hertz besaß, daß aus Liebe für seine Eltern, sich zu allen überreden ließ. Und wie stark sprach schon bey ihm die Macht der Religion, wie andächtig betete er nicht oft zu Gott, wie ermunterte er nicht andere für ihm zu beten. "Ach", sprach er in eine Nacht, "ich sage Ach! weil ich so krank bin, beten sie doch für mich, daß Gott mich hilft." Wie man um ihm die Zeit zu vertreiben frug, ob man ihm in einen Fabelbuch was vorlesen solte, sprach er, in einem Gebetbuch, wer wolte Fabeln lesen, wenn man so krank ist. Er litt unbeschreiblich, bekam eine Art der Auszehrung mit einem beständigen Durchfall, und immer anhaltenden Ekel gegen dem Essen, war so voll von Blattern, daß man ihm nicht anzufassen wußte, doch war er immer geduldig und folgsam, nahm alle Medicin, und erinnerte es stets selbst. Wie sein Ende herannahete betete er fast immer, ein Vaterunser und Sprüche nach dem anderen, und wie er nicht mehr sprechen konte, so hob er seine kleinen schwachen Hände immer gefaltet in die Höhe. So verließ er eine Welt, für die er vielleicht zu gut gewesen wäre. Jetzt kan ich diesen Verlust fühlen, jetzt kan ich ihn beweinen. Doch tadle ich Gott nicht, der sein biegsames Herz dem Verderben der Verführung früh entzogen hat und mich aus der Versuchung gesetzt, ihn vielleicht mit zu vieler Nachsicht zu erziehen, da keine starke Gleichheit mit seinen würdigen Vater, mir ihn würde vorzüglich werth gemacht haben.
So endigte die Geschchte
meiner leiden; da in 21 Tagen Zeit ich den besten Mann und
von 5 Kindern zwei verloren habe.
Wenn mein Herz nicht von der Welt Liebe frey geworden, so
müßte es empfindlich gegen die größten Unglücksfälle seyn,
so müßte es nie in häuslichen Freuden, im vertraulich und
besten Umgang sein Glück gefunden haben. Den Tag des Todes
meines besten Mannes ward meine liebe kleine Nörchen des
Morgens früh beerdigt, und so wenig ich den schreckhaften
Tag wissen solte, an welchen ich auch die gäntzliche
Hofnung, meinen besten Freund wieder sehen zu können,
missen solte, so bat ich doch, nachdem da Gott mir auch 6
Tage nach ihm den lieben Otto entriß, man möchte sie
zusammen in die Ruhe bringen lassen, da mein Mann das Kind
so sehr liebte. Dies geschah den 26ten May Abends, da
beide in die Kirche gefahren wurden. O! möchte ich erst an
ihre Seite ruhen, und den Platz einnehmen, den ich mir
selbst eingerichtet habe. Hieran stets mit ruhig und
freudigen Hertzen zu gedenken, dies sei mein Trost, und
mein Bestreben. O! Gott laß meinen Gang sich richten nach
deinen Wegen, so kan nie die Stunde des Todes mir
fürchterlich seyn. Sie bringt mich zu Dir, sie bringt mich
meinen besten Freund der nun verklärt vollkommen ist,
meinen den Engeln gleichen Kindern zu. Welch eine
Erwartung! Nur wenn ich strafbar hier wandle, kan ihre
entzückende Freude mir genommen werden. Bis dahin, da
meine Seele von ihren irdischen Banden befreyet wird, sey
das Andenken der vorigen Zeiten noch mein Trost, bis dahin
sollen alle diese Worte mir mein Schicksal unvergeßlich
machen. Sie sind mit eiserne Griffel in mein Hertz
geschrieben, und meine öftere Thränen sollen zeugen meines
innern Kummers seyn. Durch diesen will ich nicht Gott
beteiligen, aber ich will dadurch den werth meines besten
Mannes ein ewiges Denkmahl in meinen Hertzen aufrichten.
Ich will an seine
Tugend denken
Ich will darnach mein Hertze lenken
Es sol dem seinen ähnlich seyn.
Ich will an seinen Tod gedenken
Dies wird zwar meine Seele kränken
Doch wenn ich sterbe mich erfreuen.
Castorff, vom 29ten April bis
14ten May 1772
Als eine erinnerung der vorigjährigen traurigen Begebnheit
zusammen getragen
Caroline v. Hammerstein
Auf meines Mannes Sarg sind
folgende Innschriften gewesen, welche ich mir aufzeichne,
um alles was ihn anbetrift, mir immer gegenwärtig zu
erhalten. Castorff, 17ten Dec. 1772
Der Sarg ist von schwartz gebeitzten Eichenholtz mit
Zinnbeschlagen, oben mit den doppelten Wapen, und dieser
Inschrift:
Hier ruhet in Gott
Der Weyland Hochwohlgebohrner Freyherr
Hans Christian von Hammerstein, Erbherr auf Castorff.
Gebohren den 10ten May 1741
Gestorben den 14ten May 1771 im 30ten Jahr seines Alters.
Ich weiß daß mein Eröser lebt, und wird mich
hernach aus der Erden aufwecken.
Wie man aus vorangegangenem schließen kann, bestanden
sehr enge freundschafliche Bande zu Christian Friedrich
von Thode († 1785), Gutsherr auf Rondeshagen und
seiner Frau Eleonore Hedwig Esther geborene von Zastrow (†
1788). Die Ehe der Thodes blieb kinderlos und das erklärt
vielleicht auch die innige Anteilnahme, so dass man
glauben mag, dass man Christian von Hammerstein fast als
einen Sohn betrachtete. Christian von Thode unterstützte
die Wittwe Hammerstein bei der Verwaltung des Gutes bis zu
seinem Tod, davon zeugen diverse Akten. Sie selbst zog mit
ihren drei verbliebenen Kindern Hans Detlef, Christian und
Friederike vorübergehend nach Ebstorf und später nach
Lüneburg.
1771 bis 1791: Wittwenschaft von Caroline von
Hammerstein
Auch wenn während dieser Zeit das Gut "nur von einer
Frau" bewirtschaftet wird, geht es doch stetig voran. 1774
wird ein neues Holländerhaus gebaut.
1777 wird die Windmühle verbessert und im selben Jahr
fertigt der Landbaumeister Otto Heinrich von Bonn ein
Gutachten über den Zustand der Brücke in Kastorf an (s.
Karte "Dorfmitte" nördl. der
Schmiede). 1777/1778 ist wieder die Viehseuche in
Kastorf und damit sind wohl herbe Verluste in der
Gutswirtschaft verbunden. 1787 nutzt der Wegegeldeinnehmer
Herman Gotthard Gottschalk Sauer die vermeintliche
Schwäche und Abwesenheit der Gutsherrschaft, um seinen
Grundbesitz zu erweitern (s. Kastorfer
Zoll).
1791 sendet Baronin von Schrader alle Kastorfer Akten an Ihren Sohn, Hans Detlef, in Stade, der dort zu dieser Zeit als Hofgerichtassessor tätig ist. Das Aktenverzeichnis dazu ist noch erhalten und es wird darin unter anderem angeben, dass sich darunter auch ein "Convolut [Bündel von Schriftstücken] Schriften bis ins 14. Saeculum [Jahrhundert]" befindet. Dies sind vermutlich die Akten, die der Lübecker Stadtarchivar Wehrmann um 1895 auf dem Gut Niendorf/St. abschreibt und Auszüge daraus in "Die Lübschen Landgüter" 1898 veröffentlicht.
So wird am 22., 23. und 31. Dezember 1791 ein Receß [Vergleich] zu Lüneburg, Stade und Bahnsen, unter Assistens des nachherigen Landdrosten Detlef Barthold von Schrader errichtet, worin sich Hans Detlef mit seinem Bruder Christian, seiner Schwester Friederike und seiner Mutter über das väterliche Vermögen auseinandergesetzt und Hans Detlef u.a. Besitzer von Kastorf wird.
1776: Landesaufnahme
Während der Wittwenschaft von Caroline von Hammerstein finden zwei topographische Vermessungen Kastorfs statt. Die erste durch Offiziere des Hannoverschen Ingineurkorps 1776/1777. Chef dieses Ingenieurkorps ist Georg Josua du Plat (*Löhrsdorf 17722), Sohn des oben genannten Landvermessers, der 25 Jahre zuvor Kastorf schon vermessen hatte. Dieser noch erhaltenen Kurhannoverschen Landesaufnahme im Maßstab 1:21 333 1/3 (Blatt Nr. 55 Steinhorst) verdanken wir detaillierte Einblicke in die damaligen Verhältnisse von Bebauung, Natur und Nutzflächen. Zu Kastorf gehören laut dieser Karte von 1776 24 Feuerstellen.
Unsere freundliche Willfahrung
zuvor Ehrbar wohlgelahrte Ehrsame und weise gute Freunde!
Es haben Seine Majestät Unser allergnädigster Herr
die Vermeß- und Encartierung dieses Herzogtums befohlen.
Und da die dazu benannte Ingenieur-Offiziere, nämlich die
Hauptleute Hogreve und Benoit und der Fähnrich von
Walthausen die Aufgetragene Arbeit bereits angefangen, so
hat jedes Amt und Gericht ersagten Offiziers bei
Ausrichtung dieses Geschäftes, besonders zur Ausfindung
der eigentlichen Grenzen und Scheiden allen Vorschub zu
leisten und ihnen mit den nötigen Nachrichten und
allenfalls vorhandenen Karten an die Hand zu gehen. Und
wir bleiben Euch zu freundlciher Willfahrung geneigt.
Ratzeburg, den 30ten April
1776
Königl. Großbrit. zur Kurfürst. Braunschw.-Lüneb.
Regierung im
Herzogtume Lauenburg verordnete Landdrost und
Regierungsräte
v. Kielmansegge.
Die zweite, holsteinische Vermessung durch Vahrendorf zwischen 1789-96 fällt offensichtlich nicht so genau aus, denn z.B. der Verlauf des Kastorfer Mühlenbaches ist im Gegensatz zur o.g. Vermessung nicht richtig wiedergegeben.
|
Das
Kastorfer Gerichtssiegel zur Zeit der von
Hammerstein |
44: Gräfin Sophie v. Holck oo Hans Detlef v. Hammerstein
45: Christian v. Hammerstein + Dorothea v. Plato
28: Hans Christian v. Hammersten + Caroline v. Schrader
17: Christian Ludwig von Hammerstein
Hans
Detlef von
Hammerstein-Loxten * Kastorf 1768, † 1826 Gutsherr auf Kastorf 1791-1797, Rondeshagen 1803-1805 ∞ 1792 Gräfin von Holck, Sophie *1774, † 1863 Kinder: Julie Car. Fried. J. * Kastorf 1793, † Preetz 1866 Car. Agnes Hildeb. * Kastorf 1794, † Uetersen 1866 Agnes Xiane Ben. * Kastorf 1795, Sandberg 1824, ∞ 1815 Reventlow L. D. Eug. Erich Otto C. *Rondeshagen 1804, † 1852, ∞ 1840 Gernlein, M.L.D. Anna Caroline * 1805, † 1867 Ina Lucie * Preetz 1807, † 1877, ∞ 1835 Lempfert, C.G.H. Emilie Henriette * Eutin 1810, † Uetersen 1896 |
1797 verkauft Hans Detlef von Hammerstein das Gut Kastorf an Friedrich von dem Busche. 1803 kauft er das benachbarte Gut Rondeshagen und verkauft es wieder im Jahre 1805 an seinen Bruder Christian.
Hans Detlef von HammersteinIm November 1787 schreibt er sich als Student an der Christian Albrechts Universität zu Kiel ein. Später trat er in den hannoverschen Justizdienst, 1789 Auditor des Hofgerichts Stade, 1791 Hofgerichtsassessor in Stade, dann Reichskammergerichts-Assessor in Wetzlar. Danach stand er in dänischen Diensten bis er Minister des Herzogs von Oldenburg wurde. Er nahm am Erfurter Fürstenkongress (1808) teil und wurde anschließend Präsident der Regierung zu Eutin. 1812 schied er aus den oldenburgischen Diensten aus. Er ging nach England, wo er durch Vermittlung von Ernst Friedrich Herbert zu Münster als Oberstleutnant 1813 den Kronprinzen von Schweden Graf Bernadotte nach Deutschland begleitete. Er sollte diesen zur energischen Kriegsführung antreiben und die Interessen Hannovers vertreten. Danach trat er 1813 in hannoversche Dienste, zunächst als Geheimer Kriegsrat, später als Geheimer Rat. 1822 wurde er zum Bundestagsgesandten in Frankfurt am Main ernannt. Wegen zerrütteter Vermögensverhältnisse (durch Spielschulden) beging er 1826 bei Rüdesheim im Rhein Selbstmord.
Clamor Friedrich Ernst
August von
dem Busche (Ippenburger Linie) * 24.08.1776, † Krummesse 30.06.1816 Vice-Oberstallmeister, Gutsherr auf Kastorf 1797-1801, Gr. Schenkenberg 1813 V: Ernst August Wilhelm v.d. Busche *1727, † 1789; M: Soph. Antoinette geb. v.d. Decken *1746, † 1786 ∞ 1805 von Rumohr, "Emmy" Caroline Philipine *1783, † 1855 Kinder: Ernst Friedrich Albert *Krummesse 24.09.1814, † Verden 12.04.1856, Herr auf Völksen (1862 verkauft) ∞ v. Blum, Antoinette 1787 heiraten in Sandesneben Claus Otto von der Decken, Drost zu Steinhorst und Louise von dem Busche, Tochter des Johann Friedrich von dem Busche, Obrist beim 4. Reg. Cavallerie |
Wie es zum Verkauf an
von dem Busche kam, ist leider nicht mehr
rekonstruierbar. Busches Tante, Jeanette Agnese,
verheiratet mit Albert Ludwig von dem Busche, war eine
geborene von Hammerstein. Vermutlich durch die
verwandschaftlichen Beziehungen zu den von Hammersteins
oder durch die gemeinsame Tätigkeit am Hofgericht in
Stade, Hammerstein war der Nachfolger des 1791 zum
Justizrat erhobenen Clamor Friedrich Adolf von dem Busche,
war man eng miteinander verbunden.
Von dem Busche wurde 1793 mit dem Gut Dötzingen und 1806
mit dem Gut Völksen (Landkreis Hannover) belehnt, dass
später sein Sohn erbte.
Gutachten des Lehnsfiskals Kestner zur Einlösung des Geldlehens in Höhe von 40.000 Reichstaler des Vize-Oberstallmeisters von dem Bussche für einen Teil des von ihm erkauften Allodialguts Castorff im Herzogtum Lauenburg. 1798
Cal. Br. 15 B
Nr. 615
1799 verkauft von dem Busche "Alt-Castorff" für 74.500 Rthl. an Christian von Hammerstein, 1802 dann auch "Neu-Castorff" an den selben. Die Graskoppel wird 1799 allerdings an den Pächter von Scheel verkauft.
Dep. 52 B IVd
Nr. 11
Christian von
Hammerstein-Loxten * Castorf 18.6.1769, † Uelzen 11.4.1850 Kgl. hann. Oberst, Gutsherr auf Kastorf 1801-1812/1820, Rondeshagen 1805-1812 und Hülseburg 1795-1823 ∞ Plathe 2.4.1793, von Plato, Dorothea * 1771, † 7.2.1858 Kinder: Elis. Car. Eleon. A. * Grabow 1794, † Ebsdorf 1869 Car. Dor. Fried. W. * Hülseburg 1795, † 1849 Alex. Hans Berth. * Grabow 1797, † 1876, ∞ von Wangenheim, C.S. Otto Wilh. Xian Detl. * 1799, ∞ 1829 Halkett, Clara Aug. Soph. Marie * Hülseburg 1800, † 1867 Friederike * Bliestorf 1802, † 1880 Anne Sophie * Kastorf 1804, † 1839 Anna Henr. Anto. * Kastorf 1806, † 1859, ∞ 1834 von Schulzen, C.J. Wilh. Carl. Conr. * Kastorf 1808, † Neustrelitz 1872, ∞ von dem Knesebeck, J.L., ∞ Schlüer, Catharina Rebecka Detl. Fried. * 1810 |
Christian Freiherr von Hammerstein, wurde 1769 auf Gut Kastorf geboren. Er ging in früher Jugend zum Militär (1783-1791) und wurde 1790 auf Gut Bahnsen im Amt Bodenteich Gutsbesitzer. 1792 quittierte er als Kapitain der Hannoverschen Kavallerie den Militärdienst und ließ sich als Gutsherr auf dem inzwischen erworbenen Gut Goldberg nieder, um es 1795 gegen das Gut Hülsebusch in Mecklenburg einzutauschen. Das väterliche Gut Kastorf erwarb er 1799/1802 von von dem Busche zurück. 1805 kaufte er zusätzlich das benachbarte Gut Rondeshagen. 1806 muss er sein Gut Lancken/Meckl. verkaufen, das er von seinem Schwager Otto von Qualen 1800 erworben hatte.
1812/1815 ging er auf Grund der schweren Belastungen aus der Franzosenzeit in Konkurs und musste Kastorf und Rondeshagen wieder abstoßen; 1823 ging auch das Gut Hülsebusch verloren und die Familie zog auf das von Lenthesche Gut nach Wrestedt. Seit 1814 war von Hammerstein bis zu seinem Ausscheiden als Oberst 1833 wieder im Militärdienst tätig. Ab 1830 gehörte er zu den Gründern des landwirtschaftlichen Provinzialvereins für das Fürstentum Lüneburg in Uelzen, einer Lese- und Vortragsgesellschaft, die seit 1836 auch „Landwirtschaftliche Mittheilungen" herausgab. 1838 zog von Hammerstein nach Uelzen, wo er 1850 starb.
Entwurf für das Kastorfer
Herrenhaus von Christian von Hammerstein 1801
1801: Bau des neuen Herrenhauses
Schon Hans Christian von Hammerstein hatte den Plan ein neues Herrenhaus zu errichten, doch wurde dies durch seinen frühen Tod 1771 vereitelt. So ist die Reihe nun an seinem Sohn Christian von Hammerstein. Dieser beschließt 1801 ein neues Herrenhaus nach dem Geschmack der Zeit im klassizistischem Stil zu erbauen. Als Architekt bestimmt er keinen geringeren als den bedeutenden königlich dänischen Landbaumeister Christian Frederik Hansen (*1756, † 1845). Zu diesem Zweck läßt von Hammerstein das alte Herrenhaus, einen Schweinestall sowie das alte Viehhaus abreissen. Die Baumaterialien (Balken und Steine) sollen im Neubau wiederverwendet werden. Die Familie von Hammerstein wohnt, "etabliert" wie Hammstein formuliert, währenddessen auf ihrem Gut Hülseburg, ab 1803 in dem benachbarten ungenutzten Bliestorfer Herrenhaus der Familie von Rumohr.Von Hammerstein bringt seine Vorstellungen vom neuen Herrenhaus selbst zu Papier und sendet diese an Hansen. Unmittelbares Model für das Kastorfer Herrenhaus ist das 1795 errichtete Landhaus Thornton an der Elbchaussee, damals "bei Altona". Aus von Hammersteins Brief vom 11. August 1801 an Hansen läßt sich schließen, dass Hansen zumindest einmal vorher in Kastorf gewesen ist. Als Bauleiter setzt er den späteren Lübecker Stadtbaumeister, Joseph Christian Lillie (*1760, † 1827) ein. Lillie wohnt zuerst in dem bisherigen Zimmer des Herrn von dem Busche in Neu-Castorff. Als Steinhauer ist der Maurermeister Reuter aus Mölln angestellt. Der Bau geht leider nicht so schnell voran, wie es sich der Bauherr wünscht. Im Oktober 1802 hat man noch nicht mal die Höhe der Kellerbalken erreicht, doch 1803 wird dann alles vollendet.
Vor dem Bau des neuen Herrenhauses wird auch die Straßenkreuzung in Richtung Ratzeburg leicht verändert. 1776 führte die Ratzeburger Straße noch in einem Bogen in Richtung der Kreuzung nach Siebenbäumen aber schon auf der Karte von 1801 ist diese dann direkt im spitzen Winkel auf das alte Herrenhaus zugeführt.
Hansens Entwurf von 1801
Auch läßt von Hammerstein den Park um das Herrnhaus
im englischen Stil umgestalten und legt hierin ein
Herbarium ("Baumsammlung") an. Vorbild für diesen Park,
die Kastorfer Hofwirtschaft und auch von Hammersteins
späteres Interesse an der Landwirtsschaft ist sicherlich
das Schaffen von Freiherrn Caspar von Voght,
Reichsfreiherr und dänischer Etatsrat, Gutsherr von Klein
Flottbek bei Hamburg. Dieser hatte hier ein Mustergut als
"ornamented farm" angelegt, das bahnbrechend für
landwirtschaftliche Reformen in Schleswig-Holstein war.
Christian
von
Hammerstein * 1769, † 1850 |
Dorothea
von
Hammerstein * 1771, † 1858 |
Ein Gutsherr mit romantischer Ader?
Aus den Briefen August Ludwig Hülsen (*1765, † 1809) an August Wilhelm Schlegel:Premmnitz, 8. Juli 1803
... "Weißt Du ein Haus, wo ich auf die Weise den Winter bleiben könnte, oder überhaupt solange, bis ich ein Amt im Staate übernähme, so siehe zu, wie es wiklich zu machen ist. Ich wäre vielleicht zu einem wackern Mann im Lauenburgischen, einem Baron von Hammerstein gegangen, der es so sehr wünschte. Aber die Umstände sind dazu nicht günstig."...
Premmnitz, 14. Oktober 1803
... "Solltest Du mich früher sprechen wollen, Lebens oder Sterbens wegen, so findest Du mich in Seekamp bei Kiel, und in Kastorf bei Lübeck. Ewig dein brüderlicher Freund."
August Ludwig
Hülsen |
August Wilhelm Schlegel |
Hülsen (Pseudonym Hegekern) war ein deutscher Philosoph der Frühromantik und Pädagoge. Von Friedrich Schlegel wurde er in den höchsten Tönen gelobt. Hülsen war ebenfalls befreundet mit Johann Georg Rist (*1775, † 1847), der wiederum einen regen Briefwechsel mit dem auf dem benachbarten Gut Bliestorf beheimateten Kunsthistoriker Carl Friedrich von Rumohr pflegte.
Sein o.g. Briefpartner August Wilhelm von Schlegel (* 1767, † 1845) war ein deutscher Literaturhistoriker, Übersetzer, Schriftsteller, Indologe und Philosoph. Mit seinem berühmteren Bruder Friedrich Schlegel gilt er als Mitbegründer der deutschen Romantik.
1808 werden 12 Zugpferde und 8 Zugochsen gezählt.
1809: Gründung des Meierhofes Christianshöhe
Was Christian von Hammerstein dazu bewog 1809 neben dem schon bestehenden Vorwerk "Neu-Castorff" einen Meierhof auf den "Lübschen Bergen" anzulegen kann nur spekuliert werden. Zumindest ist er als Gründer auch der Namensgeber. Diese Hofanlage ist Ende des 19. Jahrhunderts verfallen und wird 1898 abgerissen. So ist diese leider nur als Grundriss auf der Katasterkarte von 1877 erhalten. ( s.a. Christianshöhe )
1813: Hammerstein macht Konkurs
Die Französische Besetzung (s.a. De
Franzosentied), zweimalige Plünderung seiner Güter,
dreimalige Feuerschäden (darunter das Pächterhaus 1803)
und ein schwerer Hagelschlag, der die Ernte vernichtet,
treiben Christian von Hammerstein 1812 in den Konkurs. Er
selbst hat später das Geflecht der Ursachen schriftlich
zusammengefaßt, das zu dieser Entwicklung geführt hatte
(NHStA Dep. 52, IV d, Nr. 28). Soweit die etwas
undeutlichen Ereignisse rekonstruierbar sind, zeigt sich,
dass einerseits einzelne Ereignisse während der Kriegszeit
Schuld am Zusammenbruch trugen, andererseits auch
strukturelle Änderungen des wirtschaftlichen Umfeldes, die
durch die französische Besatzungsmacht verursacht wurden.
Beim französischen Feldzug 1806 gegen Lübeck wurde Kastorf
geplündert, dreimal wurde das Gut in den folgenden Jahren
von Feuer- und Hagelschäden heimgesucht. Von 1813 hatte
das Gut ungeheuer große Einquartierungen zu bewältigen,
von Hammerstein errechnete 13.000 Soldaten, die im Laufe
weniger Jahre untergebracht und versorgt werden mußten.
1813 wurde der gesamte Viehstapel weggeführt. Zu diesen
meist kriegsbedingten Schäden kam eine Verschlechterung
der wirtschaftlichen Möglichkeiten für Kastorf. Das
ursprünglich steuerfreie Gut Kastorf wurde nun besteuert.
Dienstgelder durften von den Bauern nicht mehr erhoben
werden. Durch Aushebungen wurde die Zahl der
Gutsbediensteten dezimiert. Schwerwiegend war, dass die
Wirtschaft des Gutes sinkende Preise für Produkte erlöste,
Arbeitskräfte hingegen knapp wurden und teuer bezahlt
werden mußten. Absatz hatte Kastorf nur noch nach Hamburg,
denn ein Besuch der Märkte in Schleswig-Holstein und
Mecklenburg war verboten. In Hamburg mußten die Anbieter
von landwirtschaftlichen Produkten aber fixierte Preise
hinnnehmen, die um 25% unter denen der verbotenen Märkte
lagen.
1814 errichtet er das Ratzeburger Landwehrbataillon und
zieht als Major in die Befreiungskriege nach Belgien und
Frankreich und kehrt Kastorf den Rücken.
1816 wird Alt- und Neu-Castorf auf 90.035 Rthl. taxiert.
Es sind danach noch von seinem ältesten Sohn Alexander,
von seines Bruders Sohn Eugen und von den Vettern
auf Loxten vergebliche Versuche gemacht worden das Gut als
Familien-Fideikomiß geltend zu machen. Als namentlich die
Loxtener Vettern Phillip, August und Hans Georg ihre
Ansprüche meldeten, wurden sie wegen des Vergleich von
1796 am 13. November 1819 vom Hofgericht in Ratzeburg
abgewiesen. Eine Appelation nach Glückstadt wurde wegen
versäumter Fatalien 1820 ebenfalls abgewiesen.
Die Adelsfamilie der Barone von Hammerstein hat einen
Familienverband als rechtsfähigen Verein gegründet. Am 24.
September 1943 besucht mitten im Zweiten Weltkrieg der in
Hannover- Ost in der Leisewitzstrasse 55 wohnhafte
familienälteste Freiherr den aufgesiedelten Gutsbezirk in
Kastorf. Er trifft den dort ansässig gewordenen Bauern
Otto Müller und dessen Mutter und befragt sie freundlich
nach Überbleibseln und Unterlagen aus der Kastorfer Zeit
seiner Vorfahren. Er erhält einige Abschriften aus Büchern
und „zwei hübsche Bilder“, für die er sich am 2.12.1943
handschriftlich in einem Brief bedankt: „Sie sind eine
wertvolle Bereicherung unseres Archivs“. Hannover ist
gerade zum wiederholten Male von angloamerikanischen
Bomberverbänden angegriffen worden. Der Freiherr schreibt:
„Leider hat uns der Angriff am 8./9.11. hart getroffen.
Unsere Wohnung ist total ausgebrannt, und wir haben leider
nur wenig retten können, da auch noch Stabbrandbomben auf
das Haus fielen, nachdem schon ein ziemlicher Schaden
durch Sprengbomben entstanden war... Wir sind bei unseren
Kindern, die auch hier wohnen, notdürftig untergekommen.
Das weitere muss die Zukunft ergeben. Abschließend bemerkt
Oberst Frhr. V. Hammerstein nunmehr aus der
Leisewitzstraße 53a in Hannover, die dortige Innenstadt
sei „vollständige vernichtet, eigentlich alle historischen
Gebäude zerstört“.
Das Hammerstein-Denkmal
wurde im Jahre 1850 zum Andenken an Christian Freiherr
von Hammerstein errichtet. Es steht am Hammersteinplatz
in Uelzen. Der Obelisk besteht aus Sandstein. Die
Inschrift auf dem Block lautet: "Dem Andenken des
Freiherrn Christian von Hammerstein der
landwirtschaftliche Verein der Provinz Lüneburg" Auf der
rechten Seite des Blocks ist ein offener Eichenkranz zu
sehen.
Mehr zur Familie von Hammerstein auf Kastorf s.a.
Denkwürdiger und
nützlicher rheinischer antiquarius, welcher die
wichtigsten und angenehmsten geographischen,
historischen und politischen merkwürdigkeiten des ganzen
Rheinstroms, von seinem ausflusse in das meer bis zu
seinem ursprunge darstellt.
Christian von Stramburg; Anton Joseph Weeidenbach
Coblenz, R.F. Hergt, 1845-71. Bd. 6, Teil 3
Die Freiherren von
Hammerstein Seite 545 ff