Forst und Jagd



Buschwindröschen im Neuhofer Busch 2009

Wie man an vielen Flurnamen noch deutlich ablesen kann, war die Kastorfer Feldmark ursprünglich fast gänzlich mit Wald bedeckt (Gr. u. Kl. Wulfsrott, Radeland, Radewisch, Radecamp; Sülfsteinbrook, Taxenwald, Tröndelbrook). Noch im 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts war soviel Holz vorhanden, dass man hier in Meilern Holzkohle (s. Fürstedt, Kahlen und Akte von 1580 und 1623) herstellte.

Die erste Nachricht über die Jagd in Kastorf geht aus dem Pachtvertrag zwischen Thomas von Wickede und Albrecht von Höhnen von 1616 hervor. Darin ist vereinbart, dass der Pächter die Hälfte des erlegten Wildes und der Vögel an den Gutsherrn von Wickede abliefern muss.

Schon 1649 empfiehlt die Lübecker Stadtkämmerei die Abschaffung der Ziegen. Diese äußerst genügsamen Tiere waren wegen ihrer leichten Haltung und ihrer Milch als Haustiere sehr beliebt, schädigten aber erheblich den nachwachsenden Wald. 

1736 geben die Lübecker Marstallherren dem Kastorfer Jäger die Vollmacht mit zwei Westerauer Schützen auf der Westerauer Feldmark zum Rebhuhnfang. Das Schießgeld sollen sie untereinander teilen.
AHL Marstallregister Nr. 629

Bei der Verkoppelung Kastorfs 1751 wurden die Hölzungen des Gutes, "Der Alte Hofbusch / Olangsbusch" sowie der Rönns Busch mit der Hölzung der 5 Hufner getauscht. Die Hufner nutzten vorher den Neuhofer Busch, vormals "Das große Holtz" zur Grenze nach Siebenbäumen.

Kastorf gehörte zwar schon seit 1747 wieder zum Herzogtum Lauenburg, doch traten die Gutsbesitzer von Rondeshagen, Bliestorf und Kastorf erst 1770 nach langwierigen Verhandlungen mit der Königlichen Regierung in Ratzeburg der Ritter- und Landschaft bei. So hatte man sich das Überfallsrecht (Aufsicht und Verfügungsgewalt über die Forsten) bewahren können.

Wie aus der Kastorfer Registratur von 1791 zu entnehmen ist, gab es auch einige Karten der Kastorfer Hölzungen (leider verschollen).

In Kastorf gab es sogar ein Holzvogthaus. Hier setzte der Kastorfer Töpfer C. Kolze 1826 einen Ofen auf. 1848/1862 gehören noch 60 Morgen Hölzung zum Gutshof, genannt Neuhofer Busch (ehemals das Große Holtz) und Kahlen. 1863 gibt es in gesamt Kastorf nur noch 25,6 ha Wald, das sind etwa knapp 4% der Kastorfer Flur.





Zur Jagd bei uns um 1600 erfährt man etwas aus der Lübecker Geschichtsschreibung. Bei Treibjagden, die meist mit Windhunden durchgeführt wurden, mussten die Grenzen zur benachbarten Lübecker (Düchelsdorf) und Steinhorster (Klinkrade, Siebenbäumen) Feldmark mit Schützen und Leuten besetzt werden, um zu verhindern, dass das Wild übertrat und damit nicht weiter bejagd werden konnte. Die Hasen trieb man in Netze. Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges  vermehrten sich in unserer Gegend die Wölfe so stark, dass auf Gesuch des Lübecker Rates extra Wolfsjagden veranstaltet wurden. Aus den Streitigkeiten mit Lübeck kann man wohl erschließen, dass der Kastorfer Gutsherr mit dem Bliestorfer und Rondeshagener Gutsherren ihre aneinander grenzenden Feldmarken gemeinsam bejagdten, um auch ein attraktiveres größeres Revier zu haben.

1770 jagen der Kastorfer (von Hammerstein) und der Rondeshagner Gutherr (von Tode) gemeinsam mit Hunden auf der Düchelsdorfer und Sierksrader Feldmark. Das gibt natürlich gleich Ärger mit der Lübecker Kammerei, die diese Dörfer für die Stadt Lübeck verwaltet und das nicht ungestraft durchgehen lassen kann. 1771 verstirbt Christian von Hammerstein und der Rondeshagener Gutsherr von Tode hat die Kastorfer Jagd für 10 Rthl. jährlich gepachtet. Er muss aber vertraglich  6 Deputat-Hasen an den Pächter abgeben und so nur 7 Rthl. in bar zahlen. Als von Tode 1785 verstirbt geht die Pacht auf den Pächter des Kastorfer Hofes Johann Friedrich Dencker über. 1804 jagen wieder Kastorfer auf Sierksrader Feld und es kommt erneut zum Streit mit Lübeck. 1798 ist nochmal ausdrücklich vermerkt: "alle Jagd und Fischerey ist den Erbpächtern untersagt und bleibt der Gutsherrschaft reserviert".

Mit der Gründung von Neu-Castorff 1796 muss auch der Förster umziehen und erhält dort eine neue Wohnung. Die Jagd war früher natürlich ein ausschließliches Privileg der Gutsherrschaft. Das änderte sich erst mit der Teilung Kastorf 1885 und dann der späteren Auflösung des Gutes 1931.

 
 Zeitraum  Name  Funktion
 1699  Tretau, Harm
 Schütze
 1741-1749  Carstens, Johann Nicolaus
 Jäger
 1775-1804  Dieckmann, Johann, Jacob
 Förster / Holzvogt
 1794-1800
 Körtje, Johann Christian
 Verwalter, Holzvogt, Förster
 1805-1807
 Decken
 Förster
 1811
 Kasten, NN
 Förster
 1814  Gerding, NN
 Förster
 1820  Kasten, NN
 Förster
 1861-1871
 Heitmann, Johann
 Holzvogt

Schon um 1540 gibt es in Schleswig-Holstein die ersten Holzvögte. Der Holzvogt hatte vornehmlich auf die Hölzungen acht zu geben und darauf zu sehen, dass niemand seinen Zaun weiter aussetzte und von der Freiheit etwas in sein Erbe zöge ( > Verkoppelung). Er hatte die Aufsicht über die Mast (Schweinemast mit Eicheln- und Bucheckern s.a. Knöcker). Sicherlich war er auch für die Organisation der Treibjagden zuständig. Über die Besoldung des Kastorfer Holzvogtes ist leider nichts überliefert, aber man kann wohl davon ausgehen, dass ihm, wie auch in benachbarten Ortschaften, ein Sonderlohn für angezeigte Holzdiebstähle winkte.

Über das Leben der einzelnen Holzvögte / Jäger / Förster ist leider nur wenig bekannt. Der Schütze Harm Tretau ist 1699 an der Festnahme der Plessenmörder beteiligt.

Von Johann Nicolaus Carstens ist  bekannt, dass er seit 1741 in Kastorf lebt, mit Rahel Elisabeth verheiratet ist und 1752 hier verstirbt. Er ist vermutlich der Vater des späteren Rondeshagener Försters Christian Heinrich Casten (*1745; † 1824) und des Kastorfer Försters Kasten, der 1811 und 1820 genannt wird; leider ohne Vornamen. Ein weiterer Sohn Melchior Thomas (* ca. 1730; † 1766)  erlernt 1746 in Labenz das Müllerhandwerk.  Carstens wird 1748 im Fall des Selbstmörders Lessel tätig. Da Carstens ja schon von den Wickedes angestellt wurde und einer seiner Söhne Thomas Melchior  (Pate vermutl. Thomas Melchior von Wickede) heisst, ist, wie auch bei der Familie Sauer, anzunehmen, dass Carstens hier schon um 1730 Jäger war.

Johann Heitmann ist auch gleichzeitig Gerichtsdiener des Adeligen Gerichts Kastorf.


Empfehlungsschreiben

Christian von Hammerstein, Gutsherr auf Kastorf an seinen Onkel Detlev Barthold von Schrader auf Culpin

Castorf, 12. Sept. 1805

Theuerster Oncle,
Ueberbringer ( Heinrich Rickmann (?)) dieses, vormahls Pferdearzt bey der Hannovers. Cavallerie, und der als Pferdearzt bisher für Castorf u. Rondeshagen zur großen Zufriedenheit engagiert gewesen, 2 Jahr zu Castorf gewohnt hat, u. seit kurzem zu Bliestorff etabliert ist – ambirt den Dienst den die zu Bliestorf zur Forstaufsicht und besetzen wollen. Er ist zwar nicht Jäger von Profeßion, aber ein ganz tüchtiger Schütze u. passionierter Jäger, der Forstaufsicht u. Cultur als solcher immer beachtet u.oft mit dabey geholfen hat. Daneben ists ein Mann von festem Character und auf Ambition begründeter Redlichkeit, schreibt u. rechnet auch gut genung, u. weiß sich in allen Vorkommenheiten zu helfen. Dieses beschreibende Zeugnis habe ich ihm auf sein Ansehen nicht versagen wollen, u. ich glaube daß es Sie nicht gereuen wird, wenn Sie ihn engagieren, zumahl er dadurch noch einst zu weitrer Beförderung zu kommen hatt Die Zuschläge wird er mit einer Aufmerksamkeit u. Strenge in Acht nehmen worin ihn  kein Jäger von Profeßion übertreffen wird. und das ist doch wohl zu Bliestorf Hauptsache.


Ab 1885 ist Kastorf in Gut und Dorf geteilt. So entstehen zwei Jagdbezirke die nun getrennt bejagt werden. Der Jagdbezirk des Gutes hat 460 ha, davon 44 ha Wald. Dieser wird weiterhin von der Gutsherrschaft genutzt.
In der Saison 1923 werden 3 Rehwild, 108 Hasen und 10 Fasanen erlegt.
1924: 1 Rehbock, 2 Ricken, 38 Hasen und 1 Ente
1926: 20 Karnickel, 9 Hasen, 1 Rehbock, 1 Katze und 1 Hund
1928 2 Rehböcke, 87 Hasen, 7 Fasanen, 1 Ente und 4 Karnickel.

Pächter der Jagd des Dorfes Kastorf:
1905-1911 Metelmann, Rentier, Oldesloe und Langemack, Gerichtsrat, Lübeck
1911-1917 Carl Vorwerk, Großkaufmann, Hamburg  (Bruder von Hermann Vorwerk)
1912 gibt Vorwerk die Pacht wieder ab, da er  nach Südamerika übersiedelt
1912-1917 Dr. Mandorpf, Lübeck (hat auch die Jagd in Düchelsdorf)
1917-1923 H.E. Bohlken, Bäckermeister, Altona und Joh. Stark, Kaufmann, Hamburg
1923-1929 Hermann Fürböter, Halbhufner Kastorf
1929-1935 Fa. Franz Koltze, Holzhändler
1929 stellt die Firma Franz Kolze ihre Zahlungen ein und Franz Kolze ist verschwunden
1929-1935 Hans Karnatz, Kaufmann, Lübeck
1931 bittet er um Pachtminderung, es tritt für ihn ein
1931-1935 Friedrich Buschmann, Hamburg




  Bauer Otto Willhöft 

Otto Dreyer, 1948 Jagdaufseher




Kastorfer Treibjagd am Bahndamm neben der Schule Ende der 1960er: v.l. Siemer, Otto Müller, Erich Dreyer, Grell, --, -Dreyer