Aus der Siebenbäumer Kirchengeschichte

Mit dem Brand des Pastorats am Weihnachtstag 1791 sind fast alle schriftlichen Quellen über die Siebenbäumer Kirche und Gemeinde vernichtet worden. Dieser Totalverlust veranlasste damals das Konsistorium in Lauenburg, die Lauenburgischen Kirchen zukünftig zu Kirchenbuchkopien zu verpflichten.

Der Verlust der Kirchenbücher ist ebenfalls für alle Familienforscher besonders schmerzlich. Der damalige Pastor Johann Carl Müller (1778-1809) hat zwar einige Angaben aus dem Gedächtnis und Befragung ergänzt (die Kastorfer und Ahrensfelder sind zu diesem Termin nicht erschienen), aber es sind nur wenige und diese auch nicht immer zuverlässig. Bei meinen Besuchen im Landesarchiv in Schleswig stieß ich letztes Jahr zufällig auf ein Siebenbäumer Kirchenrechnungsbuch aus den Jahren von 1629-1691 (LAS Abt. 400.2 Nr. 84), so dass jetzt mit einigen anderen, bisher nicht veröffentlichten Quellen, die Kirchengeschichte vor 1791 weiter erhellt werden kann.

Im Rechnungsbuch sind die Abgabenpflichtigen des Kirchspiels der Jahre 1629, 1636 und 1640 namentlich aufgeführt. Dazu kommen Restanten, Pächter der Kirchenländereien und Handwerker, die für die Kirchengemeinde tätig waren, bis 1691. Weitere Quellen sind die Kirchenrechnungen (LAS Abt. 218 Nr. 1424 I + II), die ab 1742 lückenlos erhalten sind. Diese kann man u.a. als eine Art provisorisches Sterbere­gister betrachten, da zur Beisetzung die Glockengebühr fällig wurde und der jeweils Beigesetzte meist namentlich genannt wird. Als dritte Quelle seien die Kirchenvisitationsberichte (LAS Abt. 234 Nr. 741) von 1708-1879 genannt, darin z.B. im Jahr 1723 ebenfalls eine Komplettübersicht aller Ab­gabenpflichtigen.

Das Siebenbäumer Kirchspiel wird 1286 erstmals urkundlich genannt. „Wegen der Dürftigkeit“ der Siebenbäumer Pfarre wird der Nachbarort Kastorf von der Kirchengemeinde Berkenthin getrennt und zu Siebenbäumen gelegt. Von der Siebenbäumer Kirche, die erstmals 1304 als Marienkirche bezeichnet wird, erfahren wir aus einer Verkaufsurkunde von 1315 (Meckl. Urkundenbuch Nr. 139000 v. 28. Juli 1315), dass der damalige Priester Johann heißt. Außer Kastorf gehören nur noch das Dorf Klein-Klinkrade zu diesem Kirchspiel. Klein-Klinkrade ist allerdings schon 1458 wüst und nicht mit dem heutigen Kl. Klinkrade identisch. Im August 1319 werden die Einkünfte der Siebenbäumer Kirche mit Abgaben aus zwei Hufen und Naturalien angebeben. Als Pfarrer amtiert zum Zeitpunkt der Taxierung der am 28. Juli 1315 als Kaplan der Herren von Parkentin belegte Johannes. Diesem verkaufen Heinrich und Johannes von Parkentin eine Rente von 10 lüb. Mark aus dem Dorf Siebenbäumen. Da in der Taxe diese Rente nicht aufgeführt wird, muß Johannes im Jahre 1319 noch als Pfarrer in Siebenbäumen gewirkt haben. Möglicherweise handelt es sich bei ihm um den 1304 als Pfarrer von Siebenbäumen erwähnten Johannes von Mölln, dessen halbes Siegel ist noch erhalten ist und Maria darstellt.

1343 wird im Lübecker Niederstadtbuch ein Johann Walraven in Zusammenhang mit Siebenbäumen genannt (449,1).

Der Lübecker Bürger Thidemann Berbom vermacht 1361 der Kirche zu Siebenbäumen ein silbergefasstes Glas, eine silberne Schale und 6 silberne Löffel zu seinem und seiner Eltern Seelenheil. Im selben Testament wird bestimmt, dass sein „avunculus“ Hintzehe Sevenbomes Priester werden soll. Da nun avunculus Verwandter mütterlicherseits bedeutet, ist anzunehmen, dass zumindest Berboms Mutter aus Siebenbäumen stammte.

1296 gründen die Grafen Adolf und Johann von Holstein eine Kirche in Schönenborn mit den dazugehörigen Dörfern Riekenhagen (heute Boden), Wulmenau, Westerau und Wendisch-Tralau. Diese Kirche ist eine Wallfahrtskirche, die 1408 an die lauenburgischen Herzöge übergeht. 1472 besteht die Kapelle Schöneborn noch aber 1590 wird auch Schönenborn als wüst bezeichnet, so dass man annehmen muss, dass Schönenborn durch die Hungersnöte, Missernten, Seuchen und Pest zwischen 1546-1549 ausgelöscht wurde. 1590 findet dann eine Aufteilung dieses Kirchspiels zwischen Siebenbäumen, Klein Wesenberg und Oldesloe statt, die den heutigen Verhältnissen entspricht.

Die Siebenbäumer Kirche verfügte über eine sicher nachweisbare Glocke aus dem Jahr 1394 von Herzog Erich III. (1370-1401) (?) mit einem Durchmesser von 1,07 m und einem Gewicht von 1,5 t. Die Umschrift lautete: Judico divina dum pulsor ego Katharina MCCCLXXXXIV (1394), vielleicht ein Hinweis auf die nicht überlieferte Gemahlin Erich III.. Da im selben Jahr Siebenbäumen aus der Hand der Ritter von Parkentin in den Besitz des Herzogs von Lauenburg übergeht, ist anzunehmen, dass diese Glocke ein Geschenk des neuen Patrons ist.

Es könnte sich bei dieser Glocke allerdings auch um die Glocke der ehemaligen Schönenborner Kapelle gehandelt haben, da diese Katharina gewidmet war und deshalb gut zu dieser Kirche passen würde und erst später mit dem Abbruch der Kapelle zur Reformation um 1530 nach Siebenbäumen gelangte (Brief/Dokumentation des Deutschen Glockenmuseums). Unklar ist auch, wie das verhältnismäßig hohe Gewicht von ca. 1,5 t, welches wohl mit zur Instabilität des Turmes beitrug zu bewerten ist. Für "eine Dorfkirche" scheint das sehr hoch. Die Glocke könnte also auch ursprünglich aus einer größeren Kirche (Lübeck?) stammen. Sie soll in Siebenbäumen nicht schön geklungen haben und deshalb zur Einschmelze gegeben worden sein.

Doch bereits sieben Jahre später, 1401 tritt der sachsenlauenburgische Herzog seinen Besitz an den Lübecker Bürger Wigger Brekewold ab, der schon 1391 Klein-Klinkrade gekauft hatte. Das Patronatsrecht verbleibt allerdings beim Herzog, denn dieser, jetzt Bernhard II., beschwert sich 1460 beim Lübecker Rat. So hatte der  lübsche Diener Helmeke Visscher den Siebenbäumer Küster ergriffen und nach Sierksrade verschleppt ohne eine Klage erhoben zu haben.

Bereits 1518 zeigen sich die ersten Vorboten der Reformation. Der Siebenbäumer Priester Matthias Suke, noch katholisch, hält es lieber mit seinem Kirchenpatron und Landesfürsten Herzog Magnus, und erklärt sich am 1. März diesen Jahres gegen den Ratzeburger Bischof. Das sichert ihm auch für die nächsten Jahre sein Amt. Ob er selbst noch zum Protestantismus überwechselte ist nicht bekannt, aber am 25. Juni 1530 ist es dann soweit, auf dem Reichstag in Augsburg überreicht Philipp Melanchthon die 28 Artikel umfassende "Confessio Augustana"  und die Reformation hält offiziell Einzug in Deutschland. Der erste überhaupt überlieferte Pastor ist laut Kirchenvisitation von 1564 Arnt Kloch aus Lemgo. Dieser hatte in Rostock studiert, wurde in Lübeck ordiniert und ist ab 1553 in Siebenbäumen tätig. Da er alle Prüfungsfragen der Visitationskommission vorbildlich beantworten kann, werden seine fachlichen Kenntnisse äußerst positiv beurteilt. Wie der Sandesnebener Pastor bittet er die Kommission um eine christliche Kirchenordnung wegen vieler Unordnung in der Gemeinde.  1562 verkauft Pastor Kloch an den Steinhorster Vogt 14 Scheffel Gerste aus eigener Ernte für 7 Mark.

1557 beginnt eine herzogliche Kommission eine Kirchenre­vision in der auch Siebenbäumen berücksichtigt wird. In Siebenbäumen, dass am Schluss der Kommissionsreise besucht wird, stellt sich heraus, dass Heinrich Bonsack und Hans Kisten­macher seit 6 Jahren die Zinsen an die Kirchenkasse schuldig geblieben sind. Ein Kelch samt Patene, 3 Messgewänder, 2 Messingleuchten auf dem Altar u.a. werden inventarisiert.

Kloch folgt im Amt Hermannus vam Dham, der aber nur wenige Jahre in Siebenbäumen tätig gewesen sein kann, denn 1584 ist er schon Pastor in Genin (1584-1609) und ab 1610 in Hamburg.  1580/81 Gesuch des Pastors Hermann van Dam zu Siebenbäumen um Hilfe bei der Eintreibung seines Anteils aus einem Erbe. (AHL Kämmerei Sig. 2673).

1592 wird dann Henning Mylius (Müller) als Siebenbäumer Pastor genannt. Er stammte vermutlich aus Thüringen (s. Bartholomeus Mylius Pastor Gera 1563-1567; Joachim Baltasar Mylius Pastor in Greiz 1560-1564 ). In seine Amtszeit fällt die erste noch überlieferte Eheschließung in Siebenbäumen. Diese ist im Kirchenbuch von St. Petri Ratzeburg eingetragen und lautet: 1611 Jürgen Schweinschneider und Gretel Meßermachersche sind zu Siebenbäumen copuliert.

Aus dem Jahr 1588 liegt eine Aufstellung der Einkünfte der Siebenbäumer Pfarre vor. Danach erhält der Pfarrer von acht Siebenbäumer Bauern insgesamt 8 1/2 Mark Bargeld, 3 1/2 Scheffel Roggen und 9 Scheffel Hafer. Im selben Schriftstück wird dem Rat der Stadt Lübeck vorgeschlagen, dass Jürgen Bohnsack aus Siebenbäumen Karckschwor (Kirchengeschworener) werden soll, denn schon sein Großvater sei es gewesen und auch sein Vater Hinrich hätte dieses Amt die letzten 18 Jahre bis zu seinem Tod innegehabt. So scheint Siebenbäumen neben zwei Bauernvögten, dem Lübschen und dem Sächsischen auch, zwei Juraten gestellt zu haben.

1590 heisst es dann: "Wie es mit den Kirchengeschorenen daselbst zur Siebenbäumen gehalten, weil die r.. Lübeck itziger Zeitt keine Kirchengeschworenen zusetzen, sich unterstehen, das also ihn 30 Jharen der untertanen Berichte nach von ihnen nicht attentiret worden und ob das Jus patronatus derselben Kirchen, dem Hause Steinhorst allein zugehore oder nicht. (LAS Abt. 260 Nr. 3231).

 
 
Das Steinhorster Amtswappen aus der Kirche,
verschollen, Aufnahme 1927

Der Opferstock, genannt "de Block"
Aufnahme 1927, heute noch in Gebrauch



Als Bestandteil des ehemaligen Amtes Steinhorst gerät Siebenbäumen von 1575 bis 1738 teilweise unter holsteinische Verwaltung. So ist in Verwaltungssachen der Amtmann in Steinhorst bzw. in Tremsbüttel für Siebenbäumen zuständig. Dies hat auch zur Folge, dass statt der Lauenburger nun die holsteinischen Pröbste hier visitieren.

Holsteinisch ist es aber eben nur teilweise, denn ein gutes Drittel Siebenbäumens gehört nach wie vor bis 1747 zur Hansestadt Lübeck. Ähnlich gestaltet sich auch die Zugehörigkeit der einzelnen Dörfer, die nach Siebenbäumen eingepfarrt sind. Kastorf ist ein Lübsches Gut, in Sachsen-Lauenburg gelegen, Ahrensfelde und Wulmenau gehören zu Holstein. Schürensöhlen und Groß Boden sind wie ein Teil Siebenbäumens Bestandteil des Amtes Steinhorst.

Diese schwierige politische Lage führt stets zu Komplikationen, wenn es z.B. darum geht, Gelder für den Siebenbäumer Kirchenbau oder das Pastorat zu gewähren. Die Lübecker Ratsherren, der holsteinische Herzog sowie die adligen Gutsbesitzer schieben gern den schwarzen Peter unter sich hin und her. Aber auch in Rechtsfragen führt dies häufig zu Streitereien und sonderbaren Blüten, so 1603/1604 zwischen dem Amt Steinhorst und Lübeck. Über einen in Siebenbäumen erschlagenen Bauern hält das Amt Steinhorst das Fahrrecht (Leichenschau) ab und lässt diesen dann auf dem Siebenbäumer Friedhof beerdigen. Als die Beamten des Lübecker Marstalls davon Kenntnis bekommen, begeben sie sich nach Siebenbäumen und verfügen, dass der Leichnam wieder ausgegraben wird. Als dies geschehen ist, halten sie ihrerseits das Fahrrecht über ihn ab und befehlen dann, dass der Leichnam nach Nusse geschafft und auf dem dortigen Friedhof beigesetzt werde. Dadurch sollte verhindert werden, dass der Leichnam wiederum ausgegraben werde, und seitens der Holsteiner von Neuem das Fahrrecht über ihn abgehalten wird.

Aus einer Akte aus dem Jahr 1592 über den Streit um die Landeshoheit von Kastorf geht aus dem Schriftwechsel hervor, dass der holsteinische Herzog das Patronatsrecht über Siebenbäumen ausübt: „So haben wir auch das Jus Patronatus in der Kirchen zu den Siebenbäumen“, so dass offensichtlich mit dem Wechsel des Steinhorster Amtsinhabers auch die Siebenbäumer Patronatsrechte verbunden waren.

Dies wird 1667 im Steinhorster Erdbuch bestätigt. Dort heißt es über die Kirche Siebenbäumen: „In dieser Dorfschaft ist auch eine Schöne Neue in Holtz gebawte Kirche, worüber Ihro zu Schleswig Holstein etc. Regierende Hochfürstl. Durchl. dass Jus Episcopale et Patronatus alleine haben und dannenhero von keinen Contrapatronen wißen.“

Siebenbäumen hat 1667 also eine neue Fachwerkkirche. Dass es sich um eine Fachwerkkirche gehandelt hat, geht auch aus den Unterlagen zur geplanten Reparatur von 1860 hervor. Dieser Umstand bringt uns zwangsläufig zu der Frage, was mit dem Vorgängerbau geschah.

Zwischen den Berichten der holsteinischen  Kirchenvisitationen aus den Jahren 1643 bis 1764 findet sich lediglich nur ein einziger zu Siebenbäumen. Darin heißt es: 1643 „Sövenböhmen: Es ist mit dem Kirchengebäude noch im vorigen Stande, gehet sehr langsam fort, sind noch viele Restanten; dazu die Beambten die behülfliche Hand wenig bieten: viel weniger zu einer newen Collecten. Bleibt als der Boden ohngepflastert, der Böhn nicht unterstrichen. Altar, Gestühle da stehn noch wohl aus. Ist an des Hern Amtmann zu Tremsbüttel geschrieben.“

So ist dieser Kirchenbau also schon während des 30-jährigen Krieges entstanden. 200 Jahre später 1864 beim Abbruch dieser Fachwerkkirche wird laut Baubericht unter dem Kirchenboden in einer Tiefe von 0,5m ein zweiter Fußboden gefunden, und auf demselben viele Kohlen, so dass man von einen Kirchenbrand ausgehen muss. Beim Aufgraben des Fundaments konnte man deutlisch sehen, dass die Kirche früher bedeutend kleiner gewesen ist.


Das scheint die Frage schon zu beantworten, denn von Oktober 1625 bis Februar 1626 bezog die Mansfeldsche Reiterei im Lauenburgischen ihr Winterquartier. In den Schadensberichten des lübschen Amtes Ritzerau zu dem auch jenes Siebenbäumer Drittel gehörte, finden sich auch von Einquartierung, Raub und Plünderung betroffene Siebenbäumer Bauern.

Der Siebeneichner Pastor berichtet:
„Alss anno 1627 den 29. July das kayserliche Kriegsvolck über die Elbe gekommen, haben sie alssbalde den 29. July als des Abendts zuvor das königliche Dennemarcksche aus dem Dorff alhir gezogen, unsere Kirche gebrochen, allen Kirchenornat, geld und was sonsten vorhanden gewesen darauss geraubet. Nachmalss hatt der keiserliche General Tilli alhir 5 Wochen lang sein standliches Feldlager gehabt, dadurch denn ferners alles verwüstet. Und haben wir wegen des stetigen marchieren des kaiserl. Kriegsvolck mit unserem Kirchenwesende und ordnung uns in den 2 folgenden Jharen nicht können im weinigsten wiederumb erholen, deswegen folgende Rechnung sich von anno 1629 anfanget.“

Auch das Siebenbäumer Kirchenrechnungsbuch beginnt 1629. Zu dieser Zeit ist der 1589 aus Belgard/Pommern gebürtige Petrus Damerovius (1616-1665) in Siebenbäumen als Pastor tätig. Er berichtet 1629, dass die Soldaten 1627 die Kirchenkühe, den Kelch und einen weiteren Kelch aus Zinn gestohlen hätten. Unter den Ausgaben findet sich dann noch ein Posten „für fenstern, so das kriegesvolck ausgeschlagen in der kirchen und der küsterei“. Die Kirche ist also nur geplündert worden und nicht gebranntschatzt.

Die ausgeschlagenen Fenster sind nun nicht eine Tat sinnloser Zerstörungswut, sondern haben auch einen zweckdienlichen Hintergrund. Dazu ein Reim aus dieser Zeit:
    De Sweed is kamm,
    Hett all'ns wegnahm;
    Hett de Finstern in smeten
    Un dat Blie rut räten;
    Hett da Kugeln ut gaten
    Un hett all'ns verschaten.

1640 wird dann im Kirchenrechnungsbuch plötzlich eine Zulage des Kirchspiels zum Kirchenneubau erhoben. Mit den Zuwendungen der Obrigkeiten kommt eine Summe von 774Rthl. 54Sch. zusammen. Leider ist mit keiner Silbe erwähnt, was diesen plötzlichen Neubau verursacht hat. Aber die nachfolgenden Aufstellungen lassen keinen Zweifel, dass ab 1640, eine neue Kirche gebaut wird. Ausgaben für Segeberger Kalk, Bretter, Nägel, Dachsteine reihen sich an Windringen, Schlösser und eine Stange auf dem Turm. Darunter findet sich aber auch ein Posten „für den Gläser die alten Fenster auszunehmen“. So kann die alte Kirche kaum bis auf die Grundmauern niedergebrannt sein, denn nach einem Großbrand gäbe es wohl keine Fensterscheiben mehr zu bergen.

Zur selben Zeit sind auch starke bauliche Aktivitäten an der Sandesnebener Kirche nachzuweisen, sodass sich der Verdacht aufdrängt, das ein Zusammenhang zwischen den Bauvorhaben der einzigen beiden Kirchen der Herrschaft Steinhorst besteht.

Am 8. August 1642 findet zur Bauabnahme eine Generalvisitation in Siebenbäumen statt. So sind bis dato 3.496 M. verbaut worden. Wie wir aus dem Visitationsbericht von 1643 wissen, hat die Kirche noch keinen Fußboden, keinen Altar und kein Gestühl. Und so findet der Bau wohl erst 1646 mit der Anschaffung einer Glocke, die aus diesem Jahr datiert 12 Ztr. schwer und mit einem Durchmesser von 0,61 m, seine Vollendung (wird 1884 eingeschmolzen). Die Umschrift der Glocke lautet: M. Kordt Kleinmann Anno 1646 Mefizit. Die verkohlte Schicht im Boden erklärt das alles nicht. Aber die „Kayserlichen“ sind zumindest nicht dran schuld. So können wohl nur noch Radiocarbonuntersuchungen Aufschluss über das Brandjahr geben, welches offensichtlich vor 1629 liegen muss und damit den vierten Kirchenbau an dieser Stelle beweist.

Im Beginn des Kirchenrechnungsbuches von 1629 listet Pastor Damerow die Kirchenländereien mit Aussaat, Ertrag und Lage auf. Zusammen kommt er auf 12 Drömbt und 2 Scheffel Havern Land (ca. 20 ha) sowie Wiesen mit einem Ertrag von 14 1/2 Fuder Heu. Mehr als die Hälfte der genannten Anbaufläche ist erst kurz zuvor dazugerodet worden, denn er gibt immer den alten Stand und Zurodung an. Dazu kommen noch etliche Hölzungen, in denen der Kirche auch die Mast gehört. Obwohl der Kirche drei Kühe zustehen, die ja 1627 gestohlen wurden, will der Pastor sich jetzt auch mit einer zufrieden geben. Darauf folgen die Kirchenrenten sowie Ein- und Ausgaben der einzelnen Jahre, so dass man sich ein genaues Bild bis 1691 über die Vermögensverhältnisse der Kirche machen kann. Mit ehemals drei Kühen und diesem Grundbesitz gehört die Siebenbäumer Kirche zu den wohlhabenden in Lauenburg.

Der Kastorfer Hof ist verpflichtet dem Prediger zu Siebenbäumen jährlich 18 Lübsche Scheffel Hafer zu geben. Die fünf Kastorfer Hufner sind nach altem Herkommen verpflichtet einen Tag im Jahr die Offizialländereien des Predigers zu Siebenbäumen zu pflügen.

Am 20. Juli 1643 führt Frantz Burmeister auf Befehl des  J. Frantz Compoteller (Steinhorster/Tremsbütteler Amtmann) den Italiener D. Hieronymo Columne für 1 Schilling von Sandesneben nach Siebenbäumen. Columne selbst erhält ebenfalls vom Sandesnebener Pastor 3 Schilling. Wofür bleibt offen, auch wird leider kein Grund für diesen Besuch genannt.

Pastor Damerows Bildnis von 1661 ist noch heute in der Siebenbäumer Kirche zu sehen. Darauf wird er mit einer Blume in der Hand stehend vor dem Altar gezeigt. Als er 1665 stirbt, führt seine Witwe  die Bücher gewissenhaft bis 1666 fort.

Schon 1660, fünf Jahre vor Ableben Pastor Damerows, wird der Frau Pastorin Damerow vom Steinhorster Amtsbesitzer von Ahlefeld 150 Rthl. wohl als Pension versprochen. Da diese Summe nicht zur Auszahlung kommt, muss 1680 ihre Tochter Margarethe Witwe Cunradi, geborene Damerow, den holsteinischen Herzog um Durchsetzung ihres Erbanspruches bitten.

Zwischen 1665 und 1666 predigen die Pastoren von Eichede (Daniel Troja), Bargteheide (Friedrich Brandt) und Wesenberg als Vertretung in Siebenbäumen, darunter auch Magister Henricus Detharding. Detharding (1666-1677) wird ab 1666 neuer Siebenbäumer Pastor. Er ist vielleicht der Vater des 1701 verstorbenen Brunsdorfer Pastors Herman Detering (1690-1694). Weitere Kinder hat er jedenfalls gehabt, denn diese müssen 1708 noch immer abgefunden werden.

Über ihn und seine Amtszeit ist fast nichts bekannt. 1670 beschwert sich die Lübecker Kämmerei beim Herzog Christian Albrecht über Hauungen in der Hölzung der Kirche von Siebenbäumen durch die Käufer der Steinhorstischen Holzung. Als er am 14. September 1677 stirbt, hinterläßt er der Kirche 24 Rthl.

1676 werden im Küsterkaten größere Reparaturen ausgeführt. Allein die Ofenumsetzung inkl. neuer Kacheln kosten der Gemeinde 9 M. 6 Sch. Ein Jahr später baut dann der Glaser Paul aus Mölln neue Fenster für 2 M. 6 Sch. dort ein. Für das Flicken der Scheiben im Pfarrhaus berechnet er zusätzlich 14 Sch. 1677 heißt es im Kirchenrechnungsbuch:
„Wegen eines new erbauten Kirchenstuhls; für Reparierung des Kirchenthurms ao 1677 außgegeben für Bretter, Nägel, Sägen und Lohn gesamt 22 Mark 14 Schilling. Ebenfalls
„Allerhandt baukosten in der Kirchen-Pastorat haus“.

Im Juli 1678 übernimmt Pastor Magister Johannes Reimers (Reimari)  (1678-1708) die Siebenbäumer Pfarre. Am 7. Mai wurde er zusammen mit Martinus Borchers in der Steinbeker Kirche ordiniert worden. Wie über seinen Vorgänger wissen wir auch über ihn sehr wenig. Er wird 1646 in Lübeck als Sohn des gleichnamigen Lübecker Dompredigers und der Elisabeth geborene Hasse geboren. Er ist mit einer Margarethe verheiratet und wird neben seiner Frau 1697 im Berkenthiner Kirchenbuch genannt. Seine Tochter, Ann Liesch  ist 1701 Patin in Krummesse und heiratet den Berkentiner Pastor Albert Rodemann. 1697 beschwert sich Pastor Reimers vorm Ritzerauer Landgericht, dass die Lübschen Siebenbäumer Bauern "sich so wenig erzeigen den Kalk zur Ausstreichung der Kirche zu fahren, die Unterhanen wenden ein, Ehrn Pastor wolle die andern Holst.[einischen] Unterthanen verschonen und Ihnen die Last auflegen. Erbieten sich denn ihre Nachbahren das Ihrige gleichfalls thun, sich alßdann Ihr Schuldigkeit nicht zuentziehen."

Im Juni 1697 sendet Pastor Reimers dem Ritzerauer Landgericht eine Aufstellung der Schulden die die Lübschen Bauern Claus Bohnsack (39 M 12ß) und Goßel Malchow (19 M 12ß) bei ihm haben. So hatten sie u.a. schon seit 7-8 Jahren keine Abgaben an die Kirche geleistet.  Ebenfalls bittet er die Kämmereiherren um einen Baum, der ihm gewehrt wird.

1698 klagen die Lübschen Siebenbäumer Bauern vor dem Ritzerauer Landgericht, das sie den Holsteinischen Bauern gleichgestellt werden möchten, bei der Bezahlung des Holzes zum Bau des Pastorenhauses. Das Pastorat wird vom Tischler Jacob Ritter gebaut. 1701 reicht der Magister, Reimers beim Ritzerauer Landgericht ein Memorial ein worin er um Bauholz bittet und wird an die Waldherren verwiesen. 1703 klagt nun der Bauernvogt Claus Bohnsack gegen den Pastor, dass dieser ihn mit "ehrenrührigen Worten angegriffen".

1706 führt Pastor Reimers den Sandesnebener Pastor Johannes Melchior Kraft ins Amt ein. Er stirb 1707. Seine Wittwe führt mit Hilfe ihrers Schwiedersohns Rodemann die Bücher weiter und übergibt die Pfarre 1708 an Pastor Starke.

1699 werden in Kastorf die Mörder des Herrn von Plessen auf Damshagen festgenommen. Einer von ihnen, Herman Tretau wird dabei erschossen und auf dem Siebenbäumer Friedhof begraben. Die Kosten für den Sarg und das Ausheben der Grube, stellt man dem Herzog von Mecklenburg in Rechnung.

Zu den Küstern:

Die erste Nachricht über einen Siebenbäumer Küster liegt ja schon aus dem Jahr 1460 vor (s.o.), aber erst 170 Jahre später erfahren wir aus dem Steinhorster Amtsregister von 1634 auch einen  Namen: Hans Meyer. Der Küsterlohn beträgt laut Abrechnung von 1678 für 4 Jahre 14 Mark.
1699 wird im Eicheder Kirchenbuch Thomas Jürgen Grube als Siebenbäumer Küster genannt (auch Pate Genin 1723, oo NN, Maria Elis. Patin Genin 1721). Laut Hausbriefebuch der Lübecker Kämmerei bewirtschaftet er von 1694-1736 eine Katenstelle in Siebenbäumen, auf der vorher Hans Möller saß, so dass man annehmen kann, dass auch jener ein Küster war.  1701 klagt der Küster zu Siebenbäumen, Hinrich Grube, vor dem Ritzerauer Landgericht gegen Hans Bohnsack wegen 350 Mark Schulden und dem ihm dafür verpfändeten Katen und Erbe. Die Kämmerei gibt der Klage statt und erkennt Grube als neuen Besitzer des Katen an.

1705 heiratet in Klein Wesenberg der Siebenbäumer Küster Christian Grube die Tochter des Küsters und Organisten zu Bargteheide, Maria Isa Thießen aus Trenthorst. Zwischenzeitlich ist dann zwischen 1733 und 1741 Philip Wilhelm Siebold Küster in Siebenbäumen. Siebold klagt 1733 gegen die Wittwe Grube vor dem Ritzerauer Landgericht. 1744 beschwert sich Küster Siebold über die lübschen Siebenbäumer Bauern, dass diese ihre Kinder so sechs Jahre alt nicht zu Schule schicken.

Der in der Siebenbäumer Chronik 1754 genannte Küster Grube, (Johann Gottfried) wohl ein Sohn des Vorangegangenen, wird schon 1743 als Pate im Berkenthiner Kirchenbuch genannt. Mit ihm scheint dann aber auch die Küsterära der Familie Grube ein Ende gefunden zu haben, denn 1756 heiratet in Sandesneben der Junggeselle und Küster zu Siebenbäumen Caspar Suse. 1778 heiratet ebenfalls in Sandesneben die Siebenbäumer Küstertochter Catharina Margerethe Suse einen Halbhufner aus Schiphorst.

 
 
Portrait des Pastors Damerow von 1661
 Portrait des Pastors Caspar Hinrich Starke



Ausschnitt aus dem Portrait des Pastors Damerow von 1661
Im Hintergrund Pastor Damerows Portrait ist ein Altarbild zu erkennen, das vom Aufbau sehr an das Bülowsche Epitaph in der Gudower Kirche und zwei weitere Bilder in der Katharinen Kirche  in Lübeck erinnert. Dieses für die Spätrenaissance typische Bild zeigt drei Frauen und zwei Mädchen auf der rechten Seite des Kreuzes und drei Männer und einen Jungen auf der linken. Dahinter noch weitere unbestimmbare Personen. Vermutlich handelt es sich um die Stifterfamilie bei der es sich wohl mit höchster wahrscheinlichkeit um die Familie von Wickede handelt. Wo dieses Gemälde allerdings verblieben ist, ist bisher ungeklärt.

Pastor David Christian Starke (* Lübeck 6. Nov. 1677), Sohn des Lübecker Bürgers und Tanzmeisters David Starke, vormals Hauslehrer bei von Höveln auf Niendorf/HL, tritt sein Amt im Februar 1708 an und verstirbt schon am 16. Juli desselben Jahres. Pastor Starke war verheiratet mit Dorothea Honstede, des Pastors Thomas Honstede Tochter. Die Ehe blieb kinderlos.

Bei der Übergabe der Pfarre Ende April 1708 an ihn ergeben sich einige Komplikationen. Die noch in Siebenbäumen lebende Wittwe des Pastor Reimers wird aufgefordert, die der Pfarre zugehörigen 4 Kirchenkühe an den neuen Pastor abzutreten. Wittwe Reimers behauptet allerdings, dass sie nur 3 Kühe übernommen hätten, von denen sogar eine gestorben sei und sie somit nur zwei Kühe schuldig wäre. Auch wenn die Kirchengeschworenen etwas anderes behaupten würden und es angeblich im Kirchenbuch stünde, seien es trotzdem nur 3 gewesen. Außerdem sei der Silberne Vogel ebenfalls nicht im Kirchenbuch vermerkt und sie sei trotzdem bereit, diesen wieder an die Kirche zu geben. Sie beschreibt diesen wie folgt: „Es seye von Alters ein Fogell in 7-bäumen geschoßen worden, davon währ er her, und ist den Herren Predigern daselbst, der Kirch zu gute, gelaßen und einen dem andern überliefert worden, es hangen unterschiedl. kleine silbern schilde und eine große Kette, daran.“


Der Beschreibung nach handelt es sich scheinbar um eine Schützenkette wie den Ratzeburger oder Möllner Goy (Papagei).  Mit dieser Schützenkette wurde alljährlich der Sieger des Gojenschießens (Papageienschießens) ausgezeichnet. Das Gojenschießen war einVolksfest, dass am 3. Pfingsttag stattfand und im Lauenburgischen schon seit Anfang des 16. Jahrhunderts bekannt ist und offenbar auch in Siebenbäumen schon lange begangen wurde.

In Sandesneben ist eine Schützengilde 1665 nachzuweisen und auch 1645 findet in Behlendorf das sogenannte "Vogelschießen" sattt, also durchaus möglich, dass es soetwas ebenfalls in Siebenbäumen gab. Das Papageienschießen fand am dritten Pfingsttag statt und war berühmt und berüchtigt als Saufgelage (s.dazu Aufgehobener Glaube: Kirchengeschichte des Hzgt. Niedersachsen im ..,  von Wichmann von Meding, 2009).

Da sich die Wittwe noch im Mai beharrlich weigert die 4 Kühe herauszugeben, werden 7 ihrer  privaten Kühe nach Steinhorst zum Amtmann hinweggeführt und sie gebeten den Vogel herauszugeben.


Im Gegenzug fordert Wittwe Reimers im Oktober beim Amtmann in Steinhorst Entschädigung für die noch ausgebrachte Saat, sie möchte zumindest die 3 Kühe nebst Kalb zurück und endlich von der Kirchenrechnungsführung entbunden werden. Auch beklagt sie sich über den Bodener Müller, Hinrich Schnor, der sich weigert seiner Pflicht nachzukommen, das Mehl der Siebenbäumer Pfarre Mattenfrei zu mahlen.

Im selben Bericht werden auch noch drei Siebenbäumer Kirchengeschworene genannt: Erstens der 1708 verstorbene Jürgen Martens, dann der für ihn als Ersatz gewählte Hinrich Bentien und der noch zu Dethardings Zeiten amtierende (Jürgen) Tegeler (auch Tögeler), der mit dem Kastorfer Juraten und Bauernvogten Lüttgen Kop 1678 für Pastor Reimers nach Hamburg fuhr.

Pastor David Christian Starke folgt sein am 15. Mai 1681 in Lübeck geborener Bruder, Pastor Caspar Hinrich Starke (1708-1750), dessen Portrait ebenfalls noch in der Kirche hängt. Seine Schwester, Catharine Margarethe, war mit dem Sandesnebener Pastor Melchior Kraft verheiratet.

Mit Pastor David Christian Starke haben wir es mit dem bedeutendsten Siebenbäumer Pastor zu tun. Starke ging 1698 an die Akademie in Wittenberg und studierte ab 1701 in Leipzig. 1709 ehelicht er Dorothea Magdalena Koch, Tochter des Trittauer Hausvogts Herman Koch.

1728 stirbt Dorothea Magdalena, aber schon ein Jahr später, am 11. November 1729 läuten wieder die Hochzeitsglocken in Siebenbäumen und Starke heiratet nun Margarethe Hedwig Kriechbaum geborene Haberkorn nachgelassene Wittwe des Bramstedter Pastors Johann Peter Kriechbaum.

1730 gibt es dann wieder etwas zu feiern. Seit 200 Jahren ist Siebenbäumen nun evangelisch und aus diesem Grund ordnet der Steinhorster Amtsinhaber Gottfried von Weddderkop an, wie die Feierlichkeiten zur Reformation in Sandesneben und Siebenbäumen zu begehen sind.

1741 droht der Kirchturm umzustürzen. Die Beitragszahlungen zur veranschlagten Reparatur/Neubau führen wie gewohnt zum Streit zwischen Lübeck, Hannover und den Landadligen. Man entschließt sich letztlich, die Turmspitze abzureißen und eine Spanische (oder Welsche) Haube aufzusetzen.

Diese Haube wird dann 1742 mit einem Wetterhahn gekrönt. So erklärt sich die Jahreszahl 1742 auf dem noch heute erhaltenen Hahn. Im heutigen Bau ist noch der alte Turm von 1742 enthalten und das Achteck der Spanischen Haube führte 1864/65 zu der heutigen Turmform. Deshalb kann man davon ausgehen, dass die damalige Fachwerkkirche der Eicheder Kirche von 1757 sehr ähnelte. Der neue Turm hat selbst schon eine Turmuhr besessen, die 1746 reparaturfällig ist. Der Kirchenbau von 1865 dagegen erhält erst 1927 eine Uhr.

Ebenfalls 1741 berichtet Pastor Starke über die Gebühren für die Kirchenstühle. Bisher waren die Kirchenstühle erblich und es musste bei Übernahme eine Gebühr von 1 Rthl. entrichtet werden, wenn man den Kirchenstuhl behalten wollte. Dies entsprach aber wohl nicht mehr dem Landesgebrauch. Um die Einnahmen der Kirche zu verbessern, wird Pastor Starke angewiesen, eine Gebühr von 8 Sch. pro Stuhl jährlich zu erheben. Die Kastorfer allerdings weigern sich beharrlich noch 1755/57 mit Rückendeckung ihrer Gutsherrschaft diese Gebühr zu entrichten, so dass die Angelegenheit an höhere Stelle weitergegeben werden muß und alles erstmal beim Alten bleibt.

Ab 1742 sind die Siebenbäumer Kirchenrechnungen vollständig erhalten. Die Kirchenrechnungen von 1742-1788 sind nebenbei auch ein Totenregister. Zur Beisetzung werden je nach Stand und Vermögen die Glocken geläutet. Die große Glocke meisst bei Erwachsenen und Kindern Vermögender, die kleine bei Kleinkindern und Totgeburten. Es wird nach gewünschten Puls (Glockenschlägen) abgerechnet. Ab 1761 sind allerdings zur kleinen Glocke keine Personenangaben mehr gemacht. Der Jahrgang 1769 und die Jahrgänge nach 1788 sind gänzlich ohne Namensangaben. Dazu kommen Personenangaben zu Bußen, Erlassungen, Schenkungen und Kirchenstuhlgebühren /-käufen. Die dritte Siebenbäumer Kircheglocke datiert aus dem Jahr 1769.

Am 1. September 1748 wird Pastor Starkes 40-jähriges Amtsjubiläum begangen, dazu aus der Rede seines Freundes Henrich von Seelen, Gymnasial Direktor am Lübecker Katerineum: „ ...solcher Gestalt verursachte es bloß die bey herannahendem Alter sich mehrende Schwachheit (welche ihn zu verschiedenen mahlen in der Kirchen, auf der Cantzel, beym Altar, mit solcher Heftigkeit überfallen, daß er nieder gesuncken, und fast todt nach Hause getragen worden), daß er in den letzten Jahren durch geschickte Candidatos Ministerii im Predigen sich müssen helfen lassen, doch so, daß, wenn es sein Zustand nur immer litte, er die Cantzel zu besteigen nicht unterließ. Liebete ihn nun seine Gemeine, und hatte auch die grössere Ursache dazu, so liebte er sie nicht weniger, und wollte diese ihm so threue, wie er in einem eigenhändigen Aufsatz schreibet, recht ans Hertz gewachsene Gemeine nicht verlassen, ob sich gleich Gelegenheit gefunden, in grössern und vornehmern Oertern ansehnlicher befordert zu werden...“

Zwei Jahre später am 17. Februar 1750 stirbt Pastor Starke und seine Freunde wie Henrich von Seelen setzen ihm mit Oden ein Denkmal.

Starke hinterläßt 38 verschiedene Schriften: Hauptsächlich zur Lübecker Kirchengeschichte, Erbauliches, zu Glaubensfragen und die „Sachsen-Lauenburgische Prediger-Historie „zur continuation der davon gedrucken Nachricht bis auf gegenwärtige Zeit hinausgeführet“. Große Teile Starkes umfangreicher Korrespondens sind in der Lübecker Stadtbibliothek erhalten. Seine große hinterlassene Bibliothek inkl. Bildern füllt 366 Seiten des Catalogus Librorum von Stollbraker. Ebenso findet sich das Testament seiner Witwe Margaretha Hedwig geb.
Haberkorn von 1763 noch in den Steinhorster Amtsakten.


Kirche Innenraum Aufnahme von 1928, hier noch mit den Priechen (Kirchenstühlen) der beiden adeligen Güter Kastorf (rechts) und Trenthorst/Wulmenau (links).

Als 1751 Herr Pastor Rodemann aus Berkenthin die Vertretung bei der Beerdigung des Hufners Asmus Bentin aus Siebenbäumen übernimmt, kommt es zu Auseinandersetzungen mit der Ahrensfelder Bauernschaft. Auf Geheiß des Ahrensfelder Bauernvogtes, hatten einige Ahrensfelder das schon ausgehobene Grab kurz vor der Beisetzung wieder zugeworfen. Von Ahrensfelder Seite bestand die Ansicht, dass diese Stelle auf dem Friedhof ausschließlich Ahrensfeldern vorbehalten sei. Um den Streit beizulegen, wurde der Steinhorster Amtmann bemüht, der dann den Friedhof in Parzellen für jede Dorfschaft unterteilte.

Die vakante Stelle wird 1751-1754 mit Johann Jacob Elfeld besetzt. Dieser ist ein Sohn des Krummesser Pastors. Ihm folgt von 1755-1777 Johann Gottfried Ladewig aus Lübtheen.

1761 liegt wieder ein Inventarium der Siebenbäumer Kirche vor. Es wird sehr schnell deutlich, dass die Ausstattung schon damals äußerst protestantisch spartanisch ausfiel. Kurz 3 alte Leuchter, 1 silberner, vergoldeter Kelch, 2 Patenen, 1 Oblaten-Schachtel, 1 Altarlöffel, 1 Krandenkelch mit Patene, 1 Krandenflasche, 1 Krandenoblatenschachtel ebenfalls alles silbern, vergoldet, dazu ein großes und ein kleines Taufbecken aus Messing, 1 Gießkanne, 1 Kelch und 2 Leuchter aus Zinn, ein silberngestilter Klingelbeutel, 1 eiserne Kirchenbüchse mit zwei Schlössern für das Klingelbeutelgeld, 1  Schleswig-Holsteinisches Kirchenbuch, 2 geschriebene Kirchenbücher in Folio Rotpergament, 1 Kirchenbuch Quarte Rotpergament und ein paar Laken.

Aus dem 1769 datiert eine weitere Siebenbäumer Glocke, die aber leder ebenfalls 1884 eingeschmolzen wurde.

1771 lässt die Wittwe Caroline von Hammerstein geb. von Schrader, Erbherrin auf Kastorf eine Erbgruft südlich des Altars in der Kirche einrichten. Darin werden zunächst Ihr im selben Jahr an den Blattern verstorbener Mann Hans Christian von Hammerstein, Erbherr auf Kastorf sowie der sechsjährige Sohn Otto und der schon 1768 verstorbene zweijährige Sohn Friedrich Dietrich Carl beigesetzt.

Caroline von Hammerstein berichtet in ihrer Niederschrift zum Tode ihres geliebten Mannes und zweier Kinder 1772: Auf meines Mannes Sarg sind folgende Innschriften gewesen, welche ich mir aufzeichne, um alles was ihm anbetrifft, mir immer gegenwärtig zu erhalten. Castorff, 17ten Dec. 1772; Der Sarg ist von schwartz gebeitzten Eichenholtz mit Zinn beschlagen, oben mit dem doppelten Wappen, und dieser Inschrift: Hier ruhet in Gott Der Weyland Hochwohlgeborener Freyherr Hans Christian von Hammerstein, Erbherr auf Castorff. Gebohren den 10ten May 1741 Gestorben den 14ten May 1771 im 30ten Jahr seines Alters. Ich weiß daß mein Erlöser lebt, und er wird mich hernach aus der Erden auferwecken. Die Gruft der Familie von Hammerstein soll sich rechts vom Altar, heute unter der Kanzel befunden haben.

Von weiteren Erbbegräbnissen vor 1792 ist nichts bekannt. Die Familie von Wickede auf Bliestorf und Kastorf hatte sich schon 1684 zu einem Erbbegräbnis in der Krummesser Kirche entschlossen. Und da Wulmenau bereits 1555 mit dem Gut Trenthorst vereinigt wurde und Trenthorst zur Klein Wesenberger Kirche gehört, ist auch nicht anzunehmen, dass jene Gutsherrn in Siebenbäumen begraben wurden. Somit dürften zumindest bis zurück ins 14. Jahrhundert die von Hammerstein, die einzigen Adligen sein, die hier ihre Ruhe gefunden haben.



Die Siebenbäumer Kirche von Westerau kommend. Feuerwehrübung  1962??


Die Marienkirche im Mai 2009

Quellen:

Literatur:
Beiträge zur Kirchengeschichte des Hzgt. Lbg., Burmeister, Ratzeburg 1882
Die Reformation in Lauenburg Teil I+II, Pastor Fischer-Hübner, Ratzeburg 1931/1933
Soveneken, Kirche und Kirchspiel Siebeneichen im Wandel der Zeiten, P. Kurt Kroll, 1953
Nusser Kirchspielbuch, Dietrich Uter und Horst Weimann, Nusse 1958
Regesten der Lübecker Bürgertestamente Bd. 2 Nr. 910, Lübeck
Land, höre des Herren Wort, Probst Dr. Hermann Augustin, Lauenburg 1984
Siebenbäumer Chronik, Hans-Georg Kaack, Siebenbäumen 1987
Benefizientaxierungen an der Peripherie, Stefan Petersen 2001

Archivalien:
Stadtarchiv Lübeck (AHL)
Dienstbibliothek Nr. LXIII 2947
ASA Ext.     Nr. 2351 vom 21. April 1460
Nr. 3909 Lübeck an Herzog Christian Albrecht: Beschwerde über Hauungen in der Holzung der Kirche zu Siebenbäumen durch die Käufer der Steinhorstischen Holzung. 1670
ASA Int. Landgüter Sachsen 6/2 Gefälle des Pastors zu Siebenbäumen 1588,  mit Nennung der 8 Bauern.
Käm. Nr. 1246 Verzeichnis der durch die Mansfeldschen Reiter erwachsene Kosten, 1625-1626

Kirchenarchiv (KA) Sandesneben
Nr. 150 Kirchenrechnungsbuch 1634-1721

Landesarchiv Schleswig Holstein (LAS)
Abt. 7     Nr. 1262/Akte verloren!; s. AHL Mitteilungen des Vereins für Lübeckische Geschichte und Alterthumskunde Heft 4
Abt. 65.3     Nr. 75 Kirche Siebenbäumen
    Nr. 109 Kirche Siebenbäumen
    Nr. 636 Kirchenvisitationen Holstein 1643-1764
Abt. 218     Nr. 380 Kirche zu Siebenbäumen 1740-1875
    Nr. 448 Grabgewölbe v. Hammerstein 1771
    Nr. 1158 Kirchenstuhlgebühren 1741-1836
    Nr. 1424 I + II Kirchenrechnungen 1742-1800
Abt. 234     Nr. 189;  s. auch HL Stadtbücherei Ms. Lub 2° 694a, Bibliogr. 8° Nr. 7237
    Nr. 741 Visitation der Kirche zu Siebenbäumen 1708-1879
    Nr. 744 Kirchenstühle div. 1777-1876
    Nr. 758 Anschaffung einer Orgel 1799-1800
    Nr. 760 Neubau der Kirche zu Siebenbäumen. 1860-1866
    Nr. 769 Erdbuch des Amtes Steinhorst. 1667
Abt. 400.2    Nr. 84 Kirchenrechnungsbuch Siebenbäumen 1629-1691
    Nr. 95 Streit zwischen dem Holsteiner Herzog und der Hansestadt Lübeck über die Landeshoheit von Kastorf. 1592 s. dazu auch LAS Abt. 7 Nr. 1261

Kreisarchiv Ratzeburg Gutsarchiv Kastorf
Criminalia     Nr. 39


weitere alte Postkarten von Siebenbäumen

Bäckerei und Conditorei Johann Bohnsack um 1900




Manufaktur und Colonialwaren Julius Meyer




Gelegenheitsfunde

Vier Wochen nach der Eroberung von Plau schlug der Herzog Erich von Lauenburg das Heer des Herzogs Albrecht von Mecklenburg, in welchem wohl 150 Ritter und Knappen kämpften; Detmar sagt zum J. 1360 [muss 1358 sein!]:

"In demesuluen iare wan hertoge Erik van Sassen [II. reg. s. 1340, † 1368] enen stryd up deme Yellande deme van Mekelenborch af, wol anderhalf hundert riddere unde knapen , unde was binnen verweken darna, als he Plawe wunnen hadde."

Zugleich wurden die Holsteiner von den Lauenburgern bei Siebenbäumen geschlagen:

"In deme suluen iare leghen de Holsten vor Krumesse; des hertoghen man van Sassen togen to en unde venghen en wol LXX ghewapent af; dit schach bi den Sevenbomen".

Aus dem Lübecker Niederstadtbuch
Anno domini 1378 Elisabth [Nov. 19.]
1) Sciendum, quod Martinus de villa Luchowe, Nicolaus Dithardie de villa Zouenbomen [Siebenbäumen] et Mechtildis uxor Longi Johannis de Wuluenowe recognoverunt se a Copekino Brugghemakere recepisse et penitus sublevasse completam et sufficientem hereditatis separacionem ex parte Elizabeth predicti Kopekini uxoris quondam amite predictorum; dimittentes eum ab omni ulteriori impeticione penitus quitum et solutum.


1394, 21. September
Eckhard von Parkentin überläßt die Güter, die er von Detlef Parkentin ererbt hat, nämlich Siebenbäumen und Rondeshagen dem Herzog Erich von Sachsen-Lauenburg.

Lüneburger Urkundenbuch Bd. 9 Nr. 32.5

Herzog Franz von Sachsen-Lauenburg [I. *1510, †1581] belehnt Hartwich von Parkentin wegen seiner treuen Dienste auf Lebenszeit mit dem Dorf Siebenbäumen (Szovenbohmen) mit allen Gerechtigkeiten und Zubehör, wie das sein verst. Vater Bertold Parkentin und er nach ihm gehabt hatte, aber erst dann, wenn des Herzogs Vater verstorben ist.

1540 April 13 Lauenburg (Dienstag nach Misericordia domini)

Ausfertigung: Pergament; anhängendes Siegel erhalten

Hauptstaatsarchiv Hannover Dep. 37 A Nr. 40

Engelke Brunsberg, genannt Burmester, gibt eine Hufe in Siebenbäumen, die er bisher, früher sein Vater, bewirtschaftet hat, dem Rate zurück, da er sich anderswo niederzulassen beabsichtigt, und bekennt, die von dem Vater dafür bezahlten 30 Mk. von den Kämmereiherren wieder erhalten zu haben. 1541 Mai 25.

AHL Interna Appendix 168a

1578: Jochim Dene Paurvogt zu Siebenbäumen wert beklage das er durch Herman Moller hatt es Eichen baume auf einem Platz abhauwen lassen welches genugsam mit seinem Nachbarn zubeweisen. Das er -r zu --holtz seh grutzen haben. Daruf ist bruchen, das man solchet fleissig in -he haben. auch ferner dadurch erkunden solle.

1583: Hans Möller, Herman Möllers Burvagedes tho Sövenbömen Söhne klagt, dat he, nademe de Sachsischen underthanen darsülvest sinen Vader Herman Möller up sinen eigenen Acker etlich vehe affgepandet, solch gepandet vehe umb gebürlichen pandtschilling wedder umb hedde lösen willen, hedde sich Aßmus Titke darsüvest mit den Sachsischen Nabern verbunden geht, und enen dergestalt bigepleget, dat he eine barde genommen, mit dersülvigen mehrgemelten Möllers lincker schulder und blaw geschlagen, ock thon dele blot wundet, unangesehen dat he sülvest des Erb. Rathman ist. Darump es gefunden, dat he verbraken dem heren 3 Mark.

1583: Herman Möller Buhrvogt tho Sovenbomen klagt, dat in siner behüsinge Hinrich Martens Hans Titken darsülvest denstknecht, einen mit namen Tijes Voß tho Westerau wohnhafftig mit rosses eigenem spöte in den kop geschlagen, und blot wundet, ist vorschoben biß zum nechstern rechtstage.

AHL Käm.  Nr. 496 Ritzerauer Landgerichtsbuch


Wilhelm Carl Johann Haack, geb. 1852 April 27 zu Seedorf i. Lauenb., Sohn des dortigen Schmiedemeisters Friedrich, Bruder des Oberkirchenrats D. theol. Ernst in Schwerin, stud. Erlangen, Rostock und Leipzig Ost. 1872-75, Hauslehrer in Feldberg beim Drosten von Oertzen, P.adj. in Siebenbäumen 1877 Juli 8, P. in Warbende 1878 Mai 26, † 1888 Aug. 10. - Cop. 1878 Aug. 28 Agnes Sander, Tochter des P. Hermann zu Gr.=Varchow. 3 Kinder.



Der Pastor in Siebenbäumen bei Lübeck, Kaspar Heinrich Stark, als Historiker wohl bekannt, wurde zum Polemiker. Er warf in den Streit hinein: "Die gottlob vergeblich bestürmte ev.-lutherische Kirche in dem Punkte vom h. Abendmahl und begegnete dann dem "Herostraten" noch einmal: "Abgedrungene Ehrenrettung wider den unnützen calvinischen Lästerer Sturm".

aus: Leonhard Christian Sturms religiöse und kirchliche Stellung.
Nach Briefen in der Staatsbibliothek Berlin
von Theodor Wotschke