Aus der Siebenbäumer Kirchengeschichte
Mit dem Brand des Pastorats am Weihnachtstag 1791 sind
fast alle schriftlichen Quellen über die Siebenbäumer
Kirche und Gemeinde vernichtet worden. Dieser Totalverlust
veranlasste damals das Konsistorium in Lauenburg, die
Lauenburgischen Kirchen zukünftig zu Kirchenbuchkopien zu
verpflichten.
Der Verlust der Kirchenbücher ist ebenfalls für alle
Familienforscher besonders schmerzlich. Der damalige
Pastor Johann Carl Müller
(1778-1809) hat zwar einige Angaben aus dem Gedächtnis und
Befragung ergänzt (die Kastorfer und Ahrensfelder sind zu
diesem Termin nicht erschienen), aber es sind nur wenige
und diese auch nicht immer zuverlässig. Bei meinen
Besuchen im Landesarchiv in Schleswig stieß ich letztes
Jahr zufällig auf ein Siebenbäumer Kirchenrechnungsbuch
aus den Jahren von 1629-1691 (LAS Abt. 400.2 Nr. 84), so
dass jetzt mit einigen anderen, bisher nicht
veröffentlichten Quellen, die Kirchengeschichte vor 1791
weiter erhellt werden kann.
Im Rechnungsbuch sind die Abgabenpflichtigen des
Kirchspiels der Jahre 1629, 1636 und 1640 namentlich
aufgeführt. Dazu kommen Restanten, Pächter der
Kirchenländereien und Handwerker, die für die
Kirchengemeinde tätig waren, bis 1691. Weitere Quellen
sind die Kirchenrechnungen (LAS Abt. 218 Nr. 1424 I + II),
die ab 1742 lückenlos erhalten sind. Diese kann man u.a.
als eine Art provisorisches Sterberegister betrachten, da
zur Beisetzung die Glockengebühr fällig wurde und der
jeweils Beigesetzte meist namentlich genannt wird. Als
dritte Quelle seien die Kirchenvisitationsberichte (LAS
Abt. 234 Nr. 741) von 1708-1879 genannt, darin z.B. im
Jahr 1723 ebenfalls eine Komplettübersicht aller
Abgabenpflichtigen.
Das Siebenbäumer Kirchspiel wird 1286
erstmals urkundlich genannt. „Wegen der Dürftigkeit“
der Siebenbäumer Pfarre wird der Nachbarort Kastorf von
der Kirchengemeinde Berkenthin getrennt und zu
Siebenbäumen gelegt. Von der Siebenbäumer Kirche, die
erstmals 1304 als Marienkirche bezeichnet wird, erfahren
wir aus einer Verkaufsurkunde von 1315 (Meckl.
Urkundenbuch Nr. 139000 v. 28. Juli 1315), dass der
damalige Priester Johann
heißt. Außer Kastorf gehören nur noch das Dorf
Klein-Klinkrade zu diesem Kirchspiel. Klein-Klinkrade ist
allerdings schon 1458 wüst und nicht mit dem heutigen Kl.
Klinkrade identisch. Im August 1319 werden die Einkünfte
der Siebenbäumer Kirche mit Abgaben aus zwei Hufen und
Naturalien angebeben. Als Pfarrer amtiert zum Zeitpunkt
der Taxierung der am 28. Juli 1315 als Kaplan der Herren
von Parkentin belegte Johannes. Diesem verkaufen Heinrich
und Johannes von Parkentin eine Rente von 10 lüb. Mark aus
dem Dorf Siebenbäumen. Da in der Taxe diese Rente nicht
aufgeführt wird, muß Johannes im Jahre 1319 noch als
Pfarrer in Siebenbäumen gewirkt haben. Möglicherweise
handelt es sich bei ihm um den 1304 als Pfarrer von
Siebenbäumen erwähnten Johannes von Mölln, dessen halbes
Siegel ist noch erhalten ist und Maria darstellt.
1343 wird im Lübecker Niederstadtbuch ein Johann Walraven
in Zusammenhang mit Siebenbäumen genannt (449,1).
Der Lübecker Bürger Thidemann
Berbom vermacht 1361 der Kirche zu Siebenbäumen
ein silbergefasstes Glas, eine silberne Schale und 6
silberne Löffel zu seinem und seiner Eltern Seelenheil. Im
selben Testament wird bestimmt, dass sein „avunculus“
Hintzehe Sevenbomes Priester werden soll. Da nun avunculus
Verwandter mütterlicherseits bedeutet, ist anzunehmen,
dass zumindest Berboms Mutter aus Siebenbäumen stammte.
1296 gründen die Grafen Adolf und Johann von Holstein eine
Kirche in Schönenborn mit den dazugehörigen Dörfern
Riekenhagen (heute Boden), Wulmenau, Westerau und
Wendisch-Tralau. Diese Kirche ist eine Wallfahrtskirche,
die 1408 an die lauenburgischen Herzöge übergeht. 1472
besteht die Kapelle Schöneborn noch aber 1590 wird auch
Schönenborn als wüst bezeichnet, so dass man annehmen
muss, dass Schönenborn durch die Hungersnöte, Missernten,
Seuchen und Pest zwischen 1546-1549 ausgelöscht wurde.
1590 findet dann eine Aufteilung dieses Kirchspiels
zwischen Siebenbäumen, Klein Wesenberg und Oldesloe statt,
die den heutigen Verhältnissen entspricht.
Die Siebenbäumer Kirche verfügte über eine sicher
nachweisbare Glocke aus dem Jahr 1394 von Herzog Erich
III. (1370-1401) (?) mit einem Durchmesser von 1,07 m und
einem Gewicht von 1,5 t. Die Umschrift lautete: Judico
divina dum pulsor ego Katharina MCCCLXXXXIV (1394),
vielleicht ein Hinweis auf die nicht überlieferte Gemahlin
Erich III.. Da im selben Jahr Siebenbäumen aus der Hand
der Ritter von Parkentin in den Besitz des Herzogs von
Lauenburg übergeht, ist anzunehmen, dass diese Glocke ein
Geschenk des neuen Patrons ist.
Es könnte sich bei dieser Glocke allerdings auch um die
Glocke der ehemaligen Schönenborner Kapelle gehandelt
haben, da diese Katharina gewidmet war und deshalb gut zu
dieser Kirche passen würde und erst später mit dem Abbruch
der Kapelle zur Reformation um 1530 nach Siebenbäumen
gelangte (Brief/Dokumentation des Deutschen
Glockenmuseums). Unklar ist auch, wie das verhältnismäßig
hohe Gewicht von ca. 1,5 t, welches wohl mit zur
Instabilität des Turmes beitrug zu bewerten ist. Für "eine
Dorfkirche" scheint das sehr hoch. Die Glocke könnte also
auch ursprünglich aus einer größeren Kirche (Lübeck?)
stammen. Sie soll in Siebenbäumen nicht schön geklungen
haben und deshalb zur Einschmelze gegeben worden sein.
Doch bereits sieben Jahre später, 1401 tritt der
sachsenlauenburgische Herzog seinen Besitz an den Lübecker
Bürger Wigger Brekewold
ab, der schon 1391 Klein-Klinkrade gekauft hatte. Das
Patronatsrecht verbleibt allerdings beim Herzog, denn
dieser, jetzt Bernhard II., beschwert sich 1460 beim
Lübecker Rat. So hatte der lübsche Diener Helmeke
Visscher den Siebenbäumer Küster ergriffen und nach
Sierksrade verschleppt ohne eine Klage erhoben zu haben.
Bereits 1518 zeigen sich die ersten Vorboten der
Reformation. Der Siebenbäumer Priester Matthias Suke, noch
katholisch, hält es lieber mit seinem Kirchenpatron und
Landesfürsten Herzog Magnus, und erklärt sich am 1. März
diesen Jahres gegen den Ratzeburger Bischof. Das sichert
ihm auch für die nächsten Jahre sein Amt. Ob er selbst
noch zum Protestantismus überwechselte ist nicht bekannt,
aber am 25. Juni 1530 ist es dann soweit, auf dem
Reichstag in Augsburg überreicht Philipp Melanchthon die
28 Artikel umfassende "Confessio Augustana" und die
Reformation hält offiziell Einzug in Deutschland. Der
erste überhaupt überlieferte Pastor ist laut
Kirchenvisitation von 1564 Arnt Kloch aus Lemgo.
Dieser hatte in Rostock studiert, wurde in Lübeck
ordiniert und ist ab 1553 in Siebenbäumen tätig. Da er
alle Prüfungsfragen der Visitationskommission vorbildlich
beantworten kann, werden seine fachlichen Kenntnisse
äußerst positiv beurteilt. Wie der Sandesnebener Pastor
bittet er die Kommission um eine christliche
Kirchenordnung wegen vieler Unordnung in der
Gemeinde. 1562 verkauft Pastor Kloch an den
Steinhorster Vogt 14 Scheffel Gerste aus eigener Ernte für
7 Mark.
1557 beginnt eine herzogliche Kommission eine
Kirchenrevision in der auch Siebenbäumen berücksichtigt
wird. In Siebenbäumen, dass am Schluss der
Kommissionsreise besucht wird, stellt sich heraus, dass Heinrich Bonsack und Hans Kistenmacher seit
6 Jahren die Zinsen an die Kirchenkasse schuldig geblieben
sind. Ein Kelch samt Patene, 3 Messgewänder, 2
Messingleuchten auf dem Altar u.a. werden inventarisiert.
Kloch folgt im Amt Hermannus
vam Dham, der aber nur wenige Jahre in
Siebenbäumen tätig gewesen sein kann, denn 1584 ist er
schon Pastor in Genin (1584-1609) und ab 1610 in
Hamburg. 1580/81 Gesuch des Pastors Hermann van Dam
zu Siebenbäumen um Hilfe bei der Eintreibung seines
Anteils aus einem Erbe. (AHL Kämmerei Sig. 2673).
1592 wird dann Henning
Mylius (Müller) als Siebenbäumer Pastor genannt.
Er stammte vermutlich aus Thüringen (s. Bartholomeus
Mylius Pastor Gera 1563-1567; Joachim Baltasar Mylius
Pastor in Greiz 1560-1564 ). In seine Amtszeit fällt die
erste noch überlieferte Eheschließung in Siebenbäumen.
Diese ist im Kirchenbuch von St. Petri Ratzeburg
eingetragen und lautet: 1611 Jürgen Schweinschneider und
Gretel Meßermachersche sind zu Siebenbäumen copuliert.
Aus dem Jahr 1588 liegt eine Aufstellung der Einkünfte der
Siebenbäumer Pfarre vor. Danach erhält der Pfarrer
von acht Siebenbäumer Bauern insgesamt 8 1/2 Mark
Bargeld, 3 1/2 Scheffel Roggen und 9 Scheffel Hafer. Im
selben Schriftstück wird dem Rat der Stadt Lübeck
vorgeschlagen, dass Jürgen
Bohnsack aus Siebenbäumen Karckschwor
(Kirchengeschworener) werden soll, denn schon sein
Großvater sei es gewesen und auch sein Vater Hinrich hätte
dieses Amt die letzten 18 Jahre bis zu seinem Tod
innegehabt. So scheint Siebenbäumen neben zwei
Bauernvögten, dem Lübschen und dem Sächsischen auch, zwei
Juraten gestellt zu haben.
1590 heisst es dann: "Wie es mit den Kirchengeschorenen
daselbst zur Siebenbäumen gehalten, weil die r.. Lübeck
itziger Zeitt keine Kirchengeschworenen zusetzen, sich
unterstehen, das also ihn 30 Jharen der untertanen
Berichte nach von ihnen nicht attentiret worden und ob das
Jus patronatus derselben Kirchen, dem Hause Steinhorst
allein zugehore oder nicht. (LAS Abt. 260 Nr. 3231).
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Das
Steinhorster Amtswappen aus der Kirche, verschollen, Aufnahme 1927 |
Der Opferstock, genannt
"de Block" Aufnahme 1927, heute noch in Gebrauch |
Als Bestandteil des ehemaligen Amtes Steinhorst gerät
Siebenbäumen von 1575 bis 1738 teilweise unter
holsteinische Verwaltung. So ist in Verwaltungssachen der
Amtmann in Steinhorst bzw. in Tremsbüttel für Siebenbäumen
zuständig. Dies hat auch zur Folge, dass statt der
Lauenburger nun die holsteinischen Pröbste hier
visitieren.
Holsteinisch ist es aber eben nur teilweise, denn ein
gutes Drittel Siebenbäumens gehört nach wie vor bis 1747
zur Hansestadt Lübeck. Ähnlich gestaltet sich auch die
Zugehörigkeit der einzelnen Dörfer, die nach Siebenbäumen
eingepfarrt sind. Kastorf ist ein Lübsches Gut, in
Sachsen-Lauenburg gelegen, Ahrensfelde und Wulmenau
gehören zu Holstein. Schürensöhlen und Groß Boden sind wie
ein Teil Siebenbäumens Bestandteil des Amtes Steinhorst.
Diese schwierige politische Lage führt stets zu
Komplikationen, wenn es z.B. darum geht, Gelder für den
Siebenbäumer Kirchenbau oder das Pastorat zu gewähren. Die
Lübecker Ratsherren, der holsteinische Herzog sowie die
adligen Gutsbesitzer schieben gern den schwarzen Peter
unter sich hin und her. Aber auch in Rechtsfragen führt
dies häufig zu Streitereien und sonderbaren Blüten, so
1603/1604 zwischen dem Amt Steinhorst und Lübeck. Über
einen in Siebenbäumen erschlagenen Bauern hält das Amt
Steinhorst das Fahrrecht (Leichenschau) ab und lässt
diesen dann auf dem Siebenbäumer Friedhof beerdigen. Als
die Beamten des Lübecker Marstalls davon Kenntnis
bekommen, begeben sie sich nach Siebenbäumen und verfügen,
dass der Leichnam wieder ausgegraben wird. Als dies
geschehen ist, halten sie ihrerseits das Fahrrecht über
ihn ab und befehlen dann, dass der Leichnam nach Nusse
geschafft und auf dem dortigen Friedhof beigesetzt werde.
Dadurch sollte verhindert werden, dass der Leichnam
wiederum ausgegraben werde, und seitens der Holsteiner von
Neuem das Fahrrecht über ihn abgehalten wird.
Aus einer Akte aus dem Jahr 1592 über den Streit um die
Landeshoheit von Kastorf geht aus dem Schriftwechsel
hervor, dass der holsteinische Herzog das Patronatsrecht
über Siebenbäumen ausübt: „So haben wir auch das Jus
Patronatus in der Kirchen zu den Siebenbäumen“, so dass
offensichtlich mit dem Wechsel des Steinhorster
Amtsinhabers auch die Siebenbäumer Patronatsrechte
verbunden waren.
Dies wird 1667 im Steinhorster Erdbuch bestätigt. Dort
heißt es über die Kirche Siebenbäumen: „In dieser
Dorfschaft ist auch eine Schöne Neue in Holtz gebawte
Kirche, worüber Ihro zu Schleswig Holstein etc. Regierende
Hochfürstl. Durchl. dass Jus Episcopale et Patronatus
alleine haben und dannenhero von keinen Contrapatronen
wißen.“
Siebenbäumen hat 1667 also eine neue Fachwerkkirche. Dass
es sich um eine Fachwerkkirche gehandelt hat, geht auch
aus den Unterlagen zur geplanten Reparatur von 1860
hervor. Dieser Umstand bringt uns zwangsläufig zu der
Frage, was mit dem Vorgängerbau geschah.
Zwischen den Berichten der holsteinischen
Kirchenvisitationen aus den Jahren 1643 bis 1764 findet
sich lediglich nur ein einziger zu Siebenbäumen. Darin
heißt es: 1643 „Sövenböhmen: Es ist mit dem Kirchengebäude
noch im vorigen Stande, gehet sehr langsam fort, sind noch
viele Restanten; dazu die Beambten die behülfliche Hand
wenig bieten: viel weniger zu einer newen Collecten.
Bleibt als der Boden ohngepflastert, der Böhn nicht
unterstrichen. Altar, Gestühle da stehn noch wohl aus. Ist
an des Hern Amtmann zu Tremsbüttel geschrieben.“
So ist dieser Kirchenbau also schon während des
30-jährigen Krieges entstanden. 200 Jahre später 1864 beim
Abbruch dieser Fachwerkkirche wird laut Baubericht unter
dem Kirchenboden in einer Tiefe von 0,5m ein zweiter
Fußboden gefunden, und auf demselben viele Kohlen, so dass
man von einen Kirchenbrand ausgehen muss. Beim Aufgraben
des Fundaments konnte man deutlisch sehen, dass die Kirche
früher bedeutend kleiner gewesen ist.
Das scheint die Frage schon zu beantworten, denn von
Oktober 1625 bis Februar 1626 bezog die Mansfeldsche
Reiterei im Lauenburgischen ihr Winterquartier. In den
Schadensberichten des lübschen Amtes Ritzerau zu dem auch
jenes Siebenbäumer Drittel gehörte, finden sich auch von
Einquartierung, Raub und Plünderung betroffene
Siebenbäumer Bauern.
Der Siebeneichner Pastor berichtet:
„Alss anno 1627 den 29. July das kayserliche Kriegsvolck
über die Elbe gekommen, haben sie alssbalde den 29. July
als des Abendts zuvor das königliche Dennemarcksche aus
dem Dorff alhir gezogen, unsere Kirche gebrochen, allen
Kirchenornat, geld und was sonsten vorhanden gewesen
darauss geraubet. Nachmalss hatt der keiserliche General
Tilli alhir 5 Wochen lang sein standliches Feldlager
gehabt, dadurch denn ferners alles verwüstet. Und haben
wir wegen des stetigen marchieren des kaiserl. Kriegsvolck
mit unserem Kirchenwesende und ordnung uns in den 2
folgenden Jharen nicht können im weinigsten wiederumb
erholen, deswegen folgende Rechnung sich von anno 1629
anfanget.“
Auch das Siebenbäumer Kirchenrechnungsbuch beginnt 1629.
Zu dieser Zeit ist der 1589 aus Belgard/Pommern gebürtige
Petrus Damerovius
(1616-1665) in Siebenbäumen als Pastor tätig. Er berichtet
1629, dass die Soldaten 1627 die Kirchenkühe, den Kelch
und einen weiteren Kelch aus Zinn gestohlen hätten. Unter
den Ausgaben findet sich dann noch ein Posten „für
fenstern, so das kriegesvolck ausgeschlagen in der kirchen
und der küsterei“. Die Kirche ist also nur geplündert
worden und nicht gebranntschatzt.
Die ausgeschlagenen Fenster sind nun nicht eine Tat
sinnloser Zerstörungswut, sondern haben auch einen
zweckdienlichen Hintergrund. Dazu ein Reim aus dieser
Zeit:
De Sweed is kamm,
Hett all'ns wegnahm;
Hett de Finstern in smeten
Un dat Blie rut räten;
Hett da Kugeln ut gaten
Un hett all'ns verschaten.
1640 wird dann im Kirchenrechnungsbuch plötzlich eine
Zulage des Kirchspiels zum Kirchenneubau erhoben. Mit den
Zuwendungen der Obrigkeiten kommt eine Summe von 774Rthl.
54Sch. zusammen. Leider ist mit keiner Silbe erwähnt, was
diesen plötzlichen Neubau verursacht hat. Aber die
nachfolgenden Aufstellungen lassen keinen Zweifel, dass ab
1640, eine neue Kirche gebaut wird. Ausgaben für
Segeberger Kalk, Bretter, Nägel, Dachsteine reihen sich an
Windringen, Schlösser und eine Stange auf dem Turm.
Darunter findet sich aber auch ein Posten „für den Gläser
die alten Fenster auszunehmen“. So kann die alte Kirche
kaum bis auf die Grundmauern niedergebrannt sein, denn
nach einem Großbrand gäbe es wohl keine Fensterscheiben
mehr zu bergen.
Zur selben Zeit sind auch starke bauliche Aktivitäten an
der Sandesnebener Kirche nachzuweisen, sodass sich der
Verdacht aufdrängt, das ein Zusammenhang zwischen den
Bauvorhaben der einzigen beiden Kirchen der Herrschaft
Steinhorst besteht.
Am 8. August 1642 findet zur Bauabnahme eine
Generalvisitation in Siebenbäumen statt. So sind bis dato
3.496 M. verbaut worden. Wie wir aus dem
Visitationsbericht von 1643 wissen, hat die Kirche noch
keinen Fußboden, keinen Altar und kein Gestühl. Und so
findet der Bau wohl erst 1646 mit der Anschaffung einer
Glocke, die aus diesem Jahr datiert 12 Ztr. schwer und mit
einem Durchmesser von 0,61 m, seine Vollendung (wird 1884
eingeschmolzen). Die Umschrift der Glocke lautet: M. Kordt
Kleinmann Anno 1646 Mefizit. Die verkohlte Schicht im
Boden erklärt das alles nicht. Aber die „Kayserlichen“
sind zumindest nicht dran schuld. So können wohl nur noch
Radiocarbonuntersuchungen Aufschluss über das Brandjahr
geben, welches offensichtlich vor 1629 liegen muss und
damit den vierten Kirchenbau an dieser Stelle beweist.
Im Beginn des Kirchenrechnungsbuches von 1629 listet
Pastor Damerow die Kirchenländereien mit Aussaat, Ertrag
und Lage auf. Zusammen kommt er auf 12 Drömbt und
2 Scheffel Havern Land (ca. 20 ha) sowie Wiesen mit einem
Ertrag von 14 1/2 Fuder Heu. Mehr als die Hälfte der
genannten Anbaufläche ist erst kurz zuvor dazugerodet
worden, denn er gibt immer den alten Stand und Zurodung
an. Dazu kommen noch etliche Hölzungen, in denen der
Kirche auch die Mast gehört. Obwohl der Kirche drei Kühe
zustehen, die ja 1627 gestohlen wurden, will der Pastor
sich jetzt auch mit einer zufrieden geben. Darauf folgen
die Kirchenrenten sowie Ein- und Ausgaben der einzelnen
Jahre, so dass man sich ein genaues Bild bis 1691 über die
Vermögensverhältnisse der Kirche machen kann. Mit ehemals
drei Kühen und diesem Grundbesitz gehört die Siebenbäumer
Kirche zu den wohlhabenden in Lauenburg.
Der Kastorfer Hof ist verpflichtet dem Prediger zu Siebenbäumen jährlich 18 Lübsche Scheffel Hafer zu geben. Die fünf Kastorfer Hufner sind nach altem Herkommen verpflichtet einen Tag im Jahr die Offizialländereien des Predigers zu Siebenbäumen zu pflügen.
Am 20. Juli 1643 führt Frantz
Burmeister auf Befehl des J. Frantz Compoteller
(Steinhorster/Tremsbütteler Amtmann) den Italiener D. Hieronymo Columne
für 1 Schilling von Sandesneben nach Siebenbäumen. Columne
selbst erhält ebenfalls vom Sandesnebener Pastor 3
Schilling. Wofür bleibt offen, auch wird leider kein Grund
für diesen Besuch genannt.
Pastor Damerows Bildnis von 1661 ist noch heute in der
Siebenbäumer Kirche zu sehen. Darauf wird er mit einer
Blume in der Hand stehend vor dem Altar gezeigt. Als er
1665 stirbt, führt seine Witwe die Bücher
gewissenhaft bis 1666 fort.
Schon 1660, fünf Jahre vor Ableben Pastor Damerows, wird
der Frau Pastorin Damerow vom Steinhorster Amtsbesitzer
von Ahlefeld 150 Rthl. wohl als Pension versprochen. Da
diese Summe nicht zur Auszahlung kommt, muss 1680 ihre
Tochter Margarethe Witwe Cunradi, geborene Damerow, den
holsteinischen Herzog um Durchsetzung ihres Erbanspruches
bitten.
Zwischen 1665 und 1666 predigen die Pastoren von Eichede (Daniel Troja),
Bargteheide (Friedrich
Brandt) und Wesenberg als Vertretung in
Siebenbäumen, darunter auch Magister Henricus Detharding.
Detharding (1666-1677) wird ab 1666 neuer Siebenbäumer
Pastor. Er ist vielleicht der Vater des 1701 verstorbenen
Brunsdorfer Pastors Herman
Detering (1690-1694). Weitere Kinder hat er
jedenfalls gehabt, denn diese müssen 1708 noch immer
abgefunden werden.
Über ihn und seine Amtszeit ist fast nichts bekannt. 1670
beschwert sich die Lübecker Kämmerei beim Herzog Christian
Albrecht über Hauungen in der Hölzung der Kirche von
Siebenbäumen durch die Käufer der Steinhorstischen
Holzung. Als er am 14. September 1677 stirbt, hinterläßt
er der Kirche 24 Rthl.
1676 werden im Küsterkaten größere Reparaturen ausgeführt.
Allein die Ofenumsetzung inkl. neuer Kacheln kosten der
Gemeinde 9 M. 6 Sch. Ein Jahr später baut dann der Glaser
Paul aus Mölln neue
Fenster für 2 M. 6 Sch. dort ein. Für das Flicken der
Scheiben im Pfarrhaus berechnet er zusätzlich 14 Sch. 1677
heißt es im Kirchenrechnungsbuch:
„Wegen eines new erbauten Kirchenstuhls; für Reparierung
des Kirchenthurms ao 1677 außgegeben für Bretter, Nägel,
Sägen und Lohn gesamt 22 Mark 14 Schilling. Ebenfalls
„Allerhandt baukosten in der Kirchen-Pastorat haus“.
Im Juli 1678 übernimmt Pastor Magister Johannes Reimers
(Reimari) (1678-1708) die Siebenbäumer Pfarre. Am 7.
Mai wurde er zusammen mit Martinus Borchers in der
Steinbeker Kirche ordiniert worden. Wie über seinen
Vorgänger wissen wir auch über ihn sehr wenig. Er wird
1646 in Lübeck als Sohn des gleichnamigen Lübecker
Dompredigers und der Elisabeth
geborene Hasse
geboren. Er ist mit einer Margarethe verheiratet und wird
neben seiner Frau 1697 im Berkenthiner Kirchenbuch
genannt. Seine Tochter, Ann Liesch ist 1701 Patin in
Krummesse und heiratet den Berkentiner Pastor Albert Rodemann. 1697
beschwert sich Pastor Reimers vorm Ritzerauer Landgericht,
dass die Lübschen Siebenbäumer Bauern "sich so wenig erzeigen den
Kalk zur Ausstreichung der Kirche zu fahren, die
Unterhanen wenden ein, Ehrn Pastor wolle die andern
Holst.[einischen] Unterthanen verschonen und Ihnen die
Last auflegen. Erbieten sich denn ihre Nachbahren das
Ihrige gleichfalls thun, sich alßdann Ihr Schuldigkeit
nicht zuentziehen."
Im Juni 1697 sendet Pastor Reimers dem Ritzerauer Landgericht eine Aufstellung der Schulden die die Lübschen Bauern Claus Bohnsack (39 M 12ß) und Goßel Malchow (19 M 12ß) bei ihm haben. So hatten sie u.a. schon seit 7-8 Jahren keine Abgaben an die Kirche geleistet. Ebenfalls bittet er die Kämmereiherren um einen Baum, der ihm gewehrt wird.
1698 klagen die Lübschen Siebenbäumer Bauern vor dem
Ritzerauer Landgericht, das sie den Holsteinischen Bauern
gleichgestellt werden möchten, bei der Bezahlung des
Holzes zum Bau des Pastorenhauses. Das Pastorat wird vom
Tischler Jacob Ritter gebaut. 1701 reicht der Magister,
Reimers beim Ritzerauer Landgericht ein Memorial ein worin
er um Bauholz bittet und wird an die Waldherren verwiesen.
1703 klagt nun der Bauernvogt Claus Bohnsack gegen den
Pastor, dass dieser ihn mit "ehrenrührigen Worten
angegriffen".
1706 führt Pastor Reimers den Sandesnebener Pastor Johannes Melchior Kraft
ins Amt ein. Er stirb 1707. Seine Wittwe führt mit Hilfe
ihrers Schwiedersohns Rodemann die Bücher weiter und
übergibt die Pfarre 1708 an Pastor Starke.
1699 werden in Kastorf die Mörder des Herrn von Plessen auf
Damshagen festgenommen. Einer von ihnen, Herman Tretau
wird dabei erschossen und auf dem Siebenbäumer Friedhof
begraben. Die Kosten für den Sarg und das Ausheben der
Grube, stellt man dem Herzog von Mecklenburg in Rechnung.
Zu den Küstern:
Die erste Nachricht über einen Siebenbäumer Küster liegt
ja schon aus dem Jahr 1460 vor (s.o.), aber erst 170 Jahre
später erfahren wir aus dem Steinhorster Amtsregister von
1634 auch einen Namen: Hans Meyer. Der
Küsterlohn beträgt laut Abrechnung von 1678 für 4 Jahre 14
Mark.
1699 wird im Eicheder Kirchenbuch Thomas Jürgen Grube als
Siebenbäumer Küster genannt (auch Pate Genin 1723, oo NN,
Maria Elis. Patin Genin 1721). Laut Hausbriefebuch der
Lübecker Kämmerei bewirtschaftet er von 1694-1736 eine
Katenstelle in Siebenbäumen, auf der vorher Hans Möller saß, so
dass man annehmen kann, dass auch jener ein Küster
war. 1701 klagt der Küster zu Siebenbäumen, Hinrich Grube, vor dem
Ritzerauer Landgericht gegen Hans Bohnsack wegen 350 Mark
Schulden und dem ihm dafür verpfändeten Katen und Erbe.
Die Kämmerei gibt der Klage statt und erkennt Grube als
neuen Besitzer des Katen an.
1705 heiratet in Klein Wesenberg der Siebenbäumer Küster
Christian Grube die
Tochter des Küsters und Organisten zu Bargteheide, Maria Isa Thießen aus
Trenthorst. Zwischenzeitlich ist dann zwischen 1733 und
1741 Philip Wilhelm
Siebold Küster in Siebenbäumen. Siebold klagt
1733 gegen die Wittwe Grube vor dem Ritzerauer
Landgericht. 1744 beschwert sich Küster Siebold über die
lübschen Siebenbäumer Bauern, dass diese ihre Kinder so
sechs Jahre alt nicht zu Schule schicken.
Der in der Siebenbäumer Chronik 1754 genannte Küster Grube, (Johann Gottfried)
wohl ein Sohn des Vorangegangenen, wird schon 1743 als
Pate im Berkenthiner Kirchenbuch genannt. Mit ihm scheint
dann aber auch die Küsterära der Familie Grube ein Ende
gefunden zu haben, denn 1756 heiratet in Sandesneben der
Junggeselle und Küster zu Siebenbäumen Caspar Suse. 1778
heiratet ebenfalls in Sandesneben die Siebenbäumer
Küstertochter Catharina Margerethe Suse einen Halbhufner
aus Schiphorst.
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Portrait des Pastors
Damerow von 1661 |
Portrait des Pastors
Caspar Hinrich Starke |
Ausschnitt aus dem Portrait des Pastors Damerow von 1661
Im Hintergrund Pastor Damerows Portrait ist ein Altarbild zu erkennen, das vom Aufbau sehr an das Bülowsche Epitaph in der Gudower Kirche und zwei weitere Bilder in der Katharinen Kirche in Lübeck erinnert. Dieses für die Spätrenaissance typische Bild zeigt drei Frauen und zwei Mädchen auf der rechten Seite des Kreuzes und drei Männer und einen Jungen auf der linken. Dahinter noch weitere unbestimmbare Personen. Vermutlich handelt es sich um die Stifterfamilie bei der es sich wohl mit höchster wahrscheinlichkeit um die Familie von Wickede handelt. Wo dieses Gemälde allerdings verblieben ist, ist bisher ungeklärt.
Pastor David Christian
Starke (* Lübeck 6. Nov. 1677), Sohn des Lübecker
Bürgers und Tanzmeisters David
Starke, vormals Hauslehrer bei von Höveln auf
Niendorf/HL, tritt sein Amt im Februar 1708 an und
verstirbt schon am 16. Juli desselben Jahres. Pastor
Starke war verheiratet mit Dorothea Honstede, des Pastors
Thomas Honstede Tochter. Die Ehe blieb kinderlos.
Bei der Übergabe der Pfarre Ende April 1708 an ihn ergeben
sich einige Komplikationen. Die noch in Siebenbäumen
lebende Wittwe des Pastor Reimers wird aufgefordert, die
der Pfarre zugehörigen 4 Kirchenkühe an den neuen Pastor
abzutreten. Wittwe Reimers behauptet allerdings, dass sie
nur 3 Kühe übernommen hätten, von denen sogar eine
gestorben sei und sie somit nur zwei Kühe schuldig wäre.
Auch wenn die Kirchengeschworenen etwas anderes behaupten
würden und es angeblich im Kirchenbuch stünde, seien es
trotzdem nur 3 gewesen. Außerdem sei der Silberne Vogel
ebenfalls nicht im Kirchenbuch vermerkt und sie sei
trotzdem bereit, diesen wieder an die Kirche zu geben. Sie
beschreibt diesen wie folgt: „Es seye von Alters ein
Fogell in 7-bäumen geschoßen worden, davon währ er her,
und ist den Herren Predigern daselbst, der Kirch zu gute,
gelaßen und einen dem andern überliefert worden, es hangen
unterschiedl. kleine silbern schilde und eine große Kette,
daran.“
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Der
Beschreibung nach handelt es sich scheinbar um eine
Schützenkette wie den Ratzeburger oder Möllner Goy
(Papagei). Mit dieser Schützenkette wurde
alljährlich der Sieger des Gojenschießens
(Papageienschießens) ausgezeichnet. Das
Gojenschießen war einVolksfest, dass am 3.
Pfingsttag stattfand und im Lauenburgischen schon
seit Anfang des 16. Jahrhunderts bekannt ist und
offenbar auch in Siebenbäumen schon lange begangen
wurde. In Sandesneben ist eine Schützengilde 1665 nachzuweisen und auch 1645 findet in Behlendorf das sogenannte "Vogelschießen" sattt, also durchaus möglich, dass es soetwas ebenfalls in Siebenbäumen gab. Das Papageienschießen fand am dritten Pfingsttag statt und war berühmt und berüchtigt als Saufgelage (s.dazu Aufgehobener Glaube: Kirchengeschichte des Hzgt. Niedersachsen im .., von Wichmann von Meding, 2009). Da sich die Wittwe noch im Mai beharrlich weigert die 4 Kühe herauszugeben, werden 7 ihrer privaten Kühe nach Steinhorst zum Amtmann hinweggeführt und sie gebeten den Vogel herauszugeben. |
Im Gegenzug fordert Wittwe Reimers im Oktober beim Amtmann
in Steinhorst Entschädigung für die noch ausgebrachte
Saat, sie möchte zumindest die 3 Kühe nebst Kalb zurück
und endlich von der Kirchenrechnungsführung entbunden
werden. Auch beklagt sie sich über den Bodener Müller,
Hinrich Schnor, der sich weigert seiner Pflicht
nachzukommen, das Mehl der Siebenbäumer Pfarre Mattenfrei
zu mahlen.
Im selben Bericht werden auch noch drei Siebenbäumer
Kirchengeschworene genannt: Erstens der 1708 verstorbene Jürgen Martens, dann
der für ihn als Ersatz gewählte Hinrich Bentien und der
noch zu Dethardings Zeiten amtierende (Jürgen) Tegeler (auch
Tögeler), der mit dem Kastorfer Juraten und Bauernvogten Lüttgen Kop 1678 für Pastor Reimers
nach Hamburg fuhr.
Pastor David Christian
Starke folgt sein am 15. Mai 1681 in Lübeck
geborener Bruder, Pastor Caspar
Hinrich Starke (1708-1750), dessen Portrait
ebenfalls noch in der Kirche hängt. Seine Schwester,
Catharine Margarethe, war mit dem Sandesnebener Pastor Melchior Kraft
verheiratet.
Mit Pastor David
Christian Starke haben wir es mit dem
bedeutendsten Siebenbäumer Pastor zu tun. Starke ging 1698
an die Akademie in Wittenberg und studierte ab 1701 in
Leipzig. 1709 ehelicht er Dorothea
Magdalena Koch, Tochter des Trittauer Hausvogts Herman Koch.
1728 stirbt Dorothea Magdalena, aber schon ein Jahr
später, am 11. November 1729 läuten wieder die
Hochzeitsglocken in Siebenbäumen und Starke heiratet nun Margarethe Hedwig Kriechbaum
geborene Haberkorn
nachgelassene Wittwe des Bramstedter Pastors Johann Peter Kriechbaum.
1730 gibt es dann wieder etwas zu feiern. Seit 200 Jahren
ist Siebenbäumen nun evangelisch und aus diesem Grund
ordnet der Steinhorster Amtsinhaber Gottfried von Weddderkop an,
wie die Feierlichkeiten zur Reformation in Sandesneben und
Siebenbäumen zu begehen sind.
1741 droht der Kirchturm umzustürzen. Die
Beitragszahlungen zur veranschlagten Reparatur/Neubau
führen wie gewohnt zum Streit zwischen Lübeck, Hannover
und den Landadligen. Man entschließt sich letztlich, die
Turmspitze abzureißen und eine Spanische (oder Welsche)
Haube aufzusetzen.
Diese Haube wird dann 1742 mit einem Wetterhahn gekrönt.
So erklärt sich die Jahreszahl 1742 auf dem noch heute
erhaltenen Hahn. Im heutigen Bau ist noch der alte Turm
von 1742 enthalten und das Achteck der Spanischen Haube
führte 1864/65 zu der heutigen Turmform. Deshalb kann man
davon ausgehen, dass die damalige Fachwerkkirche der
Eicheder Kirche von 1757 sehr ähnelte. Der neue Turm hat
selbst schon eine Turmuhr besessen, die 1746
reparaturfällig ist. Der Kirchenbau von 1865 dagegen
erhält erst 1927 eine Uhr.
Ebenfalls 1741 berichtet Pastor Starke über die Gebühren
für die Kirchenstühle. Bisher waren die Kirchenstühle
erblich und es musste bei Übernahme eine Gebühr von
1 Rthl. entrichtet werden, wenn man den Kirchenstuhl
behalten wollte. Dies entsprach aber wohl nicht mehr dem
Landesgebrauch. Um die Einnahmen der Kirche zu verbessern,
wird Pastor Starke angewiesen, eine Gebühr von 8 Sch. pro
Stuhl jährlich zu erheben. Die Kastorfer allerdings
weigern sich beharrlich noch 1755/57 mit Rückendeckung
ihrer Gutsherrschaft diese Gebühr zu entrichten, so dass
die Angelegenheit an höhere Stelle weitergegeben werden
muß und alles erstmal beim Alten bleibt.
Ab 1742 sind die Siebenbäumer Kirchenrechnungen
vollständig erhalten. Die Kirchenrechnungen von 1742-1788
sind nebenbei auch ein Totenregister. Zur Beisetzung
werden je nach Stand und Vermögen die Glocken geläutet.
Die große Glocke meisst bei Erwachsenen und Kindern
Vermögender, die kleine bei Kleinkindern und Totgeburten.
Es wird nach gewünschten Puls (Glockenschlägen)
abgerechnet. Ab 1761 sind allerdings zur kleinen Glocke
keine Personenangaben mehr gemacht. Der Jahrgang 1769 und
die Jahrgänge nach 1788 sind gänzlich ohne Namensangaben.
Dazu kommen Personenangaben zu Bußen, Erlassungen,
Schenkungen und Kirchenstuhlgebühren /-käufen. Die dritte
Siebenbäumer Kircheglocke datiert aus dem Jahr 1769.
Am 1. September 1748 wird Pastor Starkes 40-jähriges
Amtsjubiläum begangen, dazu aus der Rede seines Freundes Henrich von Seelen,
Gymnasial Direktor am Lübecker Katerineum: „ ...solcher
Gestalt verursachte es bloß die bey herannahendem Alter
sich mehrende Schwachheit (welche ihn zu verschiedenen
mahlen in der Kirchen, auf der Cantzel, beym Altar, mit
solcher Heftigkeit überfallen, daß er nieder gesuncken,
und fast todt nach Hause getragen worden), daß er in den
letzten Jahren durch geschickte Candidatos Ministerii im
Predigen sich müssen helfen lassen, doch so, daß, wenn es
sein Zustand nur immer litte, er die Cantzel zu besteigen
nicht unterließ. Liebete ihn nun seine Gemeine, und hatte
auch die grössere Ursache dazu, so liebte er sie nicht
weniger, und wollte diese ihm so threue, wie er in einem
eigenhändigen Aufsatz schreibet, recht ans Hertz
gewachsene Gemeine nicht verlassen, ob sich gleich
Gelegenheit gefunden, in grössern und vornehmern Oertern
ansehnlicher befordert zu werden...“
Zwei Jahre später am 17. Februar 1750 stirbt Pastor Starke
und seine Freunde wie Henrich
von Seelen setzen ihm mit Oden ein Denkmal.
Starke hinterläßt 38 verschiedene Schriften: Hauptsächlich
zur Lübecker Kirchengeschichte, Erbauliches, zu
Glaubensfragen und die „Sachsen-Lauenburgische
Prediger-Historie „zur continuation der davon gedrucken
Nachricht bis auf gegenwärtige Zeit hinausgeführet“. Große
Teile Starkes umfangreicher Korrespondens sind in der
Lübecker Stadtbibliothek erhalten. Seine große
hinterlassene Bibliothek inkl. Bildern füllt 366 Seiten
des Catalogus Librorum von Stollbraker. Ebenso findet sich
das Testament seiner Witwe Margaretha Hedwig geb.
Haberkorn von 1763
noch in den Steinhorster Amtsakten.
Kirche Innenraum Aufnahme
von 1928, hier noch mit den Priechen (Kirchenstühlen)
der beiden adeligen Güter Kastorf (rechts) und
Trenthorst/Wulmenau (links).
Als 1751 Herr Pastor Rodemann
aus Berkenthin die Vertretung bei der Beerdigung des
Hufners Asmus Bentin
aus Siebenbäumen übernimmt, kommt es zu
Auseinandersetzungen mit der Ahrensfelder Bauernschaft.
Auf Geheiß des Ahrensfelder Bauernvogtes, hatten einige
Ahrensfelder das schon ausgehobene Grab kurz vor der
Beisetzung wieder zugeworfen. Von Ahrensfelder Seite
bestand die Ansicht, dass diese Stelle auf dem Friedhof
ausschließlich Ahrensfeldern vorbehalten sei. Um den
Streit beizulegen, wurde der Steinhorster Amtmann bemüht,
der dann den Friedhof in Parzellen für jede Dorfschaft
unterteilte.
Die vakante Stelle wird 1751-1754 mit Johann Jacob Elfeld
besetzt. Dieser ist ein Sohn des Krummesser Pastors. Ihm
folgt von 1755-1777 Johann
Gottfried Ladewig aus Lübtheen.
1761 liegt wieder ein Inventarium der Siebenbäumer Kirche
vor. Es wird sehr schnell deutlich, dass die Ausstattung
schon damals äußerst protestantisch spartanisch ausfiel.
Kurz 3 alte Leuchter, 1 silberner, vergoldeter Kelch, 2
Patenen, 1 Oblaten-Schachtel, 1 Altarlöffel, 1
Krandenkelch mit Patene, 1 Krandenflasche, 1
Krandenoblatenschachtel ebenfalls alles silbern,
vergoldet, dazu ein großes und ein kleines Taufbecken aus
Messing, 1 Gießkanne, 1 Kelch und 2 Leuchter aus Zinn, ein
silberngestilter Klingelbeutel, 1 eiserne Kirchenbüchse
mit zwei Schlössern für das Klingelbeutelgeld, 1
Schleswig-Holsteinisches Kirchenbuch, 2 geschriebene
Kirchenbücher in Folio Rotpergament, 1 Kirchenbuch Quarte
Rotpergament und ein paar Laken.
Aus dem 1769 datiert eine weitere Siebenbäumer Glocke, die aber leder ebenfalls 1884 eingeschmolzen wurde.
1771 lässt die Wittwe Caroline
von Hammerstein geb. von Schrader, Erbherrin auf
Kastorf eine Erbgruft südlich des Altars in der Kirche
einrichten. Darin werden zunächst Ihr im selben Jahr an
den Blattern verstorbener Mann Hans Christian von Hammerstein,
Erbherr auf Kastorf sowie der sechsjährige Sohn Otto und
der schon 1768 verstorbene zweijährige Sohn Friedrich
Dietrich Carl beigesetzt.
Caroline von Hammerstein
berichtet in ihrer Niederschrift zum Tode ihres geliebten
Mannes und zweier Kinder 1772: Auf meines Mannes Sarg sind
folgende Innschriften gewesen, welche ich mir aufzeichne,
um alles was ihm anbetrifft, mir immer gegenwärtig zu
erhalten. Castorff, 17ten Dec. 1772; Der Sarg ist von
schwartz gebeitzten Eichenholtz mit Zinn beschlagen, oben
mit dem doppelten Wappen, und dieser Inschrift: Hier ruhet
in Gott Der Weyland Hochwohlgeborener Freyherr Hans
Christian von Hammerstein, Erbherr auf Castorff. Gebohren
den 10ten May 1741 Gestorben den 14ten May 1771 im 30ten
Jahr seines Alters. Ich weiß daß mein Erlöser lebt, und er
wird mich hernach aus der Erden auferwecken. Die Gruft der
Familie von Hammerstein soll sich rechts vom Altar, heute
unter der Kanzel befunden haben.
Von weiteren Erbbegräbnissen vor 1792 ist nichts bekannt.
Die Familie von Wickede auf Bliestorf und Kastorf hatte
sich schon 1684 zu einem Erbbegräbnis
in der Krummesser Kirche entschlossen. Und da
Wulmenau bereits 1555 mit dem Gut Trenthorst vereinigt
wurde und Trenthorst zur Klein Wesenberger Kirche gehört,
ist auch nicht anzunehmen, dass jene Gutsherrn in
Siebenbäumen begraben wurden. Somit dürften zumindest bis
zurück ins 14. Jahrhundert die von Hammerstein, die
einzigen Adligen sein, die hier ihre Ruhe gefunden haben.
Die Siebenbäumer Kirche von
Westerau kommend. Feuerwehrübung 1962??
Die Marienkirche im Mai 2009
Quellen:
Literatur:
Beiträge zur
Kirchengeschichte
des Hzgt.
Lbg.,
Burmeister,
Ratzeburg 1882
Die
Reformation in
Lauenburg Teil
I+II, Pastor
Fischer-Hübner,
Ratzeburg
1931/1933
Soveneken,
Kirche und
Kirchspiel
Siebeneichen
im Wandel der
Zeiten, P.
Kurt Kroll,
1953
Nusser
Kirchspielbuch,
Dietrich Uter
und Horst
Weimann, Nusse
1958
Regesten der
Lübecker
Bürgertestamente
Bd. 2 Nr. 910,
Lübeck
Land, höre des
Herren Wort,
Probst Dr.
Hermann
Augustin,
Lauenburg 1984
Siebenbäumer
Chronik,
Hans-Georg
Kaack,
Siebenbäumen
1987
Benefizientaxierungen
an der
Peripherie,
Stefan
Petersen 2001
Archivalien:
Stadtarchiv
Lübeck (AHL)
Dienstbibliothek
Nr. LXIII 2947
ASA Ext.
Nr. 2351
vom 21. April
1460
Nr. 3909
Lübeck an
Herzog
Christian
Albrecht:
Beschwerde
über Hauungen
in der Holzung
der Kirche zu
Siebenbäumen
durch die
Käufer der
Steinhorstischen
Holzung. 1670
ASA Int.
Landgüter
Sachsen 6/2
Gefälle des
Pastors zu
Siebenbäumen
1588,
mit Nennung
der 8 Bauern.
Käm. Nr. 1246
Verzeichnis
der durch die
Mansfeldschen
Reiter
erwachsene
Kosten,
1625-1626
Kirchenarchiv
(KA)
Sandesneben
Nr. 150
Kirchenrechnungsbuch
1634-1721
Landesarchiv
Schleswig
Holstein (LAS)
Abt. 7
Nr.
1262/Akte
verloren!; s.
AHL
Mitteilungen
des Vereins
für
Lübeckische
Geschichte und
Alterthumskunde
Heft 4
Abt. 65.3
Nr. 75
Kirche
Siebenbäumen
Nr. 109
Kirche
Siebenbäumen
Nr. 636
Kirchenvisitationen
Holstein
1643-1764
Abt. 218
Nr. 380
Kirche zu
Siebenbäumen
1740-1875
Nr. 448
Grabgewölbe v.
Hammerstein
1771
Nr. 1158
Kirchenstuhlgebühren
1741-1836
Nr. 1424
I + II
Kirchenrechnungen
1742-1800
Abt. 234
Nr.
189; s.
auch HL
Stadtbücherei
Ms. Lub 2°
694a,
Bibliogr. 8°
Nr. 7237
Nr. 741
Visitation der
Kirche zu
Siebenbäumen
1708-1879
Nr. 744
Kirchenstühle
div. 1777-1876
Nr. 758
Anschaffung
einer Orgel
1799-1800
Nr. 760
Neubau der
Kirche zu
Siebenbäumen.
1860-1866
Nr. 769
Erdbuch des
Amtes
Steinhorst.
1667
Abt.
400.2
Nr. 84
Kirchenrechnungsbuch
Siebenbäumen
1629-1691
Nr. 95
Streit
zwischen dem
Holsteiner
Herzog und der
Hansestadt
Lübeck über
die
Landeshoheit
von Kastorf.
1592 s. dazu
auch LAS Abt.
7 Nr. 1261
Kreisarchiv
Ratzeburg
Gutsarchiv
Kastorf
Criminalia
Nr. 39
weitere alte Postkarten von Siebenbäumen
Bäckerei und Conditorei Johann Bohnsack um 1900
Manufaktur und
Colonialwaren
Julius Meyer
Gelegenheitsfunde
Vier Wochen nach der Eroberung von Plau schlug der Herzog Erich von Lauenburg das Heer des Herzogs Albrecht von Mecklenburg, in welchem wohl 150 Ritter und Knappen kämpften; Detmar sagt zum J. 1360 [muss 1358 sein!]:
"In demesuluen iare wan hertoge Erik van Sassen [II. reg. s. 1340, † 1368] enen stryd up deme Yellande deme van Mekelenborch af, wol anderhalf hundert riddere unde knapen , unde was binnen verweken darna, als he Plawe wunnen hadde."
Zugleich wurden die Holsteiner von den Lauenburgern bei Siebenbäumen geschlagen:
"In deme suluen iare leghen de Holsten vor Krumesse; des hertoghen man van Sassen togen to en unde venghen en wol LXX ghewapent af; dit schach bi den Sevenbomen".
Aus dem Lübecker Niederstadtbuch
Anno domini 1378 Elisabth [Nov. 19.]
1) Sciendum, quod Martinus de villa Luchowe, Nicolaus Dithardie de
villa Zouenbomen [Siebenbäumen] et Mechtildis uxor Longi
Johannis de Wuluenowe recognoverunt se a Copekino
Brugghemakere recepisse et penitus sublevasse completam et
sufficientem hereditatis separacionem ex parte Elizabeth
predicti Kopekini uxoris quondam amite predictorum;
dimittentes eum ab omni ulteriori impeticione penitus
quitum et solutum.
1394, 21. September
Eckhard von Parkentin überläßt die Güter, die er von
Detlef Parkentin ererbt hat, nämlich Siebenbäumen und
Rondeshagen dem Herzog Erich von Sachsen-Lauenburg.
Herzog Franz von Sachsen-Lauenburg [I. *1510, †1581]
belehnt Hartwich von Parkentin wegen seiner treuen Dienste
auf Lebenszeit mit dem Dorf Siebenbäumen (Szovenbohmen)
mit allen Gerechtigkeiten und Zubehör, wie das sein verst.
Vater Bertold Parkentin und er nach ihm gehabt hatte, aber
erst dann, wenn des Herzogs Vater verstorben ist.
1540 April 13 Lauenburg (Dienstag nach Misericordia
domini)
Ausfertigung: Pergament; anhängendes Siegel erhalten
Hauptstaatsarchiv Hannover Dep. 37 A Nr. 40
Engelke Brunsberg, genannt Burmester, gibt eine Hufe in Siebenbäumen, die er bisher, früher sein Vater, bewirtschaftet hat, dem Rate zurück, da er sich anderswo niederzulassen beabsichtigt, und bekennt, die von dem Vater dafür bezahlten 30 Mk. von den Kämmereiherren wieder erhalten zu haben. 1541 Mai 25.
AHL Interna Appendix 168a
1578:
Jochim Dene Paurvogt zu Siebenbäumen wert beklage das er
durch Herman Moller hatt es Eichen baume auf einem Platz
abhauwen lassen welches genugsam mit seinem Nachbarn
zubeweisen. Das er -r zu --holtz seh grutzen haben.
Daruf ist bruchen, das man solchet fleissig in -he
haben. auch ferner dadurch erkunden solle.
1583:
Hans Möller, Herman Möllers Burvagedes tho Sövenbömen
Söhne klagt, dat he, nademe de Sachsischen underthanen
darsülvest sinen Vader Herman Möller up sinen eigenen
Acker etlich vehe affgepandet, solch gepandet vehe umb
gebürlichen pandtschilling wedder umb hedde lösen
willen, hedde sich Aßmus Titke darsüvest mit den
Sachsischen Nabern verbunden geht, und enen dergestalt
bigepleget, dat he eine barde genommen, mit dersülvigen
mehrgemelten Möllers lincker schulder und blaw
geschlagen, ock thon dele blot wundet, unangesehen dat
he sülvest des Erb. Rathman ist. Darump es gefunden, dat
he verbraken dem heren 3 Mark.
1583:
Herman Möller Buhrvogt tho Sovenbomen klagt, dat in
siner behüsinge Hinrich Martens Hans Titken darsülvest
denstknecht, einen mit namen Tijes Voß tho Westerau
wohnhafftig mit rosses eigenem spöte in den kop
geschlagen, und blot wundet, ist vorschoben biß zum
nechstern rechtstage.
Wilhelm Carl Johann Haack, geb. 1852 April 27 zu Seedorf i. Lauenb., Sohn des dortigen Schmiedemeisters Friedrich, Bruder des Oberkirchenrats D. theol. Ernst in Schwerin, stud. Erlangen, Rostock und Leipzig Ost. 1872-75, Hauslehrer in Feldberg beim Drosten von Oertzen, P.adj. in Siebenbäumen 1877 Juli 8, P. in Warbende 1878 Mai 26, † 1888 Aug. 10. - Cop. 1878 Aug. 28 Agnes Sander, Tochter des P. Hermann zu Gr.=Varchow. 3 Kinder.
Der Pastor in Siebenbäumen bei Lübeck, Kaspar Heinrich Stark, als Historiker wohl bekannt, wurde zum Polemiker. Er warf in den Streit hinein: "Die gottlob vergeblich bestürmte ev.-lutherische Kirche in dem Punkte vom h. Abendmahl und begegnete dann dem "Herostraten" noch einmal: "Abgedrungene Ehrenrettung wider den unnützen calvinischen Lästerer Sturm".
aus: Leonhard
Christian Sturms
religiöse und kirchliche Stellung.
Nach Briefen in der Staatsbibliothek Berlin
von Theodor Wotschke