Die alte Bauernvogtstelle vor dem Brand 1904, um 1900.

Die  Kastorfer Feuerwehr vor der Gastwirtschaft Wilhelm Groth ca. 1901

Hufe A  Bauernvogtstelle   (Hauptstraße 78)
"Krughaus zu Castorff" später "Gasthof zur Post"

Aus der Hoffolge wird erkennbar, dass das Amt des Kastorfer Bauernvogten seit mindestens 1575 erblich und fest mit der Hofstelle verbunden war. Auch scheint der Kastorfer Bauernvogt als solcher automatisch auch Kirchengeschworener (-jurat) gewesen zu sein.  Zur Hofstelle gehörte die Kruggerechtigkeit, die bis ins 20. Jahrhundert bewahrt werden konnte. Da der Bauernvogt Hans Kop 1629 doppelt soviel an die Siebenbäumer Kirche geben muß wie die anderen 5 Hufner, ist anzunehmen, dass diese Hofstelle auch doppelt so groß war. Noch 1760 liegen die Abgaben dieser Hofstelle um 17% höher als die der übrigen Halbhufen.

Die Kastorfer Bauernvogtstelle ist die einzige Hufenstelle deren Hofstelle 1751 (s. Rezess) bei der Verkoppelung fast unangetastet blieb. Allerdings wurden auch dem damalign Bauernvogt Gottschalk Wegener neue Ländereien zugewiesen mit denen er sich per Handschlag zufrieden gab. "Weil der Bauer Vogt sich genöhtiget gesehen, sich über das Verlangen unsers Herrn [von Hammerstein] zu beklagen, weil er es an die Regierung zu Ratzeburg angegeben und Hülfe daselbst gesuchet, so ist von mir [Heinrich Bubert], unglücklichen mein angeerbtes Land genommen und es dem Bauer Vogt beleget damit Er nur zu frieden und sich nicht wieder beschweren mögte.

Wie die anderen Hufner erhält er 90 Scheffel (ca. 16 ha) Ackerland inkl. Hofplatz und Wiesen à 25 Fuder Heu, dazu 28 Scheffel Hölzung wovon 2 Scheffel jährlich geschlagen werden dürfen. Die Allmende bleibt frei. Zu leisten sind 3 Tage Spann- u. 3 Tage Handdienste. 1812: Haus 12 Rt., Hof u. Garten 1 M. 108 R., Acker 57 M. 60 R., Wiesen u. Weiden 14 M.  60 R. Busch 14       M.= total 88 Morgen (ca. 23,13 ha) 1818: das Wohnhaus ist 8 Fach (80 Fuß/ 25m) lang, daran zwei Schweinestelle, Altenteilskaten 50 Schritte vom Wohnhaus entfernt 3 Fach (30 Fuß/9,5m) lang, 1 Backhaus. Dazu kommen folgende Fluren: Gr. Müssenkamp, Mittelste Koppel, Vorderste Koppel, Radelandkoppel, Knökerkaren Koppel, Hinterste Koppel, Höpner Koppel, Kleine Katenkoppel, Buschkoppel, Sagerkoppel.

1804 ist  die Kastorfer Brauerei an den Bauernvogten Wegener für 50 Rthl. im Jahr verpachtet.

1854 wird die Scheune des Bauernvogten Groth eingeäschert. Der Böttchergeselle Lembke aus Güstrow hatte in der Nacht vom 2. auf den 3. Juni im betrunkenen Zustand mit einem Streichholz am Strohdach Feuer gelegt. Er flieht, aber man kann ihn gefangensetzen und er gesteht seine Tat in allen Einzelheiten. Dieser Straftat bzw. der daraus folgenden Verhandlung verdanken wir den ursprünglichen Grundriss der alten Durchfahrtsscheune.

1871: 88 Morgen

Aber auch das oben gezeigte alte Wohnhaus mit der  paralell zur Straße laufenden Traufenseite kann erst nach 1801 errichtet worden sein, denn auf der Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1776 und auf der Karte von Alt-Castorf von 1801 ist das Haus noch mit der Giebelseite zur Straße ausgerichtet. Dieses Wohnhaus brennt am 9. August 1904 ab und wird im selben Jahr wieder aufgebaut. Der Verdacht gerät zunächst auf die gegenüberliegende Schmiede. So sollten Funken aus dem Schmiedefeuer das Unheil angerichtet haben. Doch nach späteren Untersuchungen ergibt sich, dass man das Heu zu früh eingefahren hatte und diese sogenannte Nachmahd sich selbst entzündet hatte. 1948 wird der Hof mit 29 ha, 63 a, 68 qm angegeben. Heute Gerd Wentzel, Hauptstraße 78.

 
Die Bauernvogtstelle gegenüber der Schmiede auf einen Kartenauschnitt von 1776. Hier, wie auch auf der Karte von 1801, ist die Giebelseite noch zur Straße ausgerichtet, so dass man annehmen muss, dass obiges Gebäude wohl erst nach 1801 erbaut wurde.

Daneben mit der Traufenseite zur Straße die dazugehörige große Durchfahrtsscheune (s. Bilder unten) die 1854 abbrannte und an selber Stelle wieder errichtet wurde.

Hier war auch für lange Jahre das Kastorfer Postamt in zwei forderen Räumen untergebracht. Waldemar Benthien leitete diese bis zu seiner Pensionierung.


Koop, Hartich * , † nach 1545
? Bauernvogt
Urfehde 1545 AHL Urfehden
∞ ? NN, Gesche
K.:    ?

Koop, Hartich * , † nach 1575
Bauernvogt 1575, AHL Kämmerei Nr. 2482
∞ ? NN
K.:    ?

Koop, Marten * , † nach 1545
Urfehde 1545 AHL Urfehden

Koop, Lütkens *ca. 1550 , † nach 1597
1575, AHL Kämmerei Nr. 2482, 1597 AHL Kämmerei Nr.
K.: Hans   *(1575), Zeuge 1597 AHL

Koop, Hartich *(1567) , † nach 1597
Hufner (?), wahrschl., da im Besitz eines Wagens, 2. Zeuge 1597 AHL

Koop, Hans * , † ,
Zeuge 1619, 1623, Hufner 1629 (2 Hufen?), 1636, 1640

Koop, Lütke *(1609) , † nach 1678
Bauernvogt 1659 GA Nr. 39, 1667 AHL ASE Nr. 2664, Krüger 1668 GA. Nr. 39, Kirchengeschworener 1678
∞ ca. 1635 NN, Catharina GA. Nr. 39 1668
K.:
Jochim
Anna    * ?, † nach 1710

Kop, Hans  *ca. 1635, † ,
Zeuge Krummesse 1680 AHL Kämmerei
∞ ca. 1660 NN,
K.:
Gottschalk (Gossel) * ca. 1660 ff
Thomas    * ?, † nach 1710, Bauer 1699 GA Nr. 39
Claus    * ?, † nach 1710
alles Brüder s. GA Nr. 39

Kop, Gossel (Gottschalk)*ca. 1660 , † vor 1701,
Bauernvogt 1699 GA Nr. 39
∞ ca. 1685 NN, Anna, Patin Berkenthin 1687, 1688, Patin Sandesneben 1701
K.:    ?

Koop, Hans *  ca. 1685, † ,
Bauernvogt, Pate Krummesse 1717, 1719
∞ vor 1718 NN, Elisabeth, Patin Krummesse 1718 “Bauernvögtin zu Castorf”    
K.:    ?

Kop, Gottschalk * ? , † vor 1727,
Bauernvogt und Kirchengeschworener 1723 LAS Abt. 234 Nr. 741
∞ ? NN, X
K.:    ?

Koop, Thoms * ?, † nach 1723
Hufner 1723
∞ ? NN, X    
K.:    ?

Wegner, Gottschalk * ca. 1700, † nach 1751
Receß zur Hofstelle LAS Abt. 355 Nr. 746
Hufner, Bauernvogt, Kirchenjurat, Pate Berkenthin 1726, 1744, 1745 LAS Abt. 234 Nr. 145, Halbhufner 1751
∞ ca. 1718  Koop, Maria, Patin Berk. 1727, 1753 „B Vögsche“, † 1768 KR
K.:
Cath. Marg.    *(1718) ∞ Kl. Wesenberg 1741 Wegner, H.H., ∞ Kl. Wesenberg 1759 Dürkop, J.H.
Gottschalk    *(1727)
Elis. Dor.    *(1732), † 1796, ∞ BK 1749  Voß, J., BV Sierksrade


Wegner, Gottschalk * (1727 o. 32), † 1813, Pate Berk. 1755, 1770, Siebb. 1775
Bauernvogt, Hufner 1760, 1762 GA Nr. 23, 1799 Altenteiler GA Nr. 1, bis 1796 LAS Abt. 355 Nr. 746, Kirchenjurat 1769, 1771 LAS Abt. 218 Nr. 448, 1761 u. 1768 Kirchenstuhlgeb. KR; Bußgeld zusammen mit Anna Koop aus Düchelsdorf 1759 KR; Kirchenjurat 1769 (s. Glocke).
∞ vor 1762 NN, Marg. Dor. *(1738), † 1803
K.:
To.    * vor 1762
Söhnlein    *?, † 1763 KR
Joh. Heinr.    *(1762) ff   
? Marlene * ca. 1770, oo Siebenbäumen 1791 Martens, Hinrich
Joachim    *?, † 1778 KR
Jürg. Xian    *?, † 1779 KR
Gottschalk    * ca. 1770, ∞ 1798 Sandesneben Pühst, Xina Dor. Wwe., Linau


Wegner, Joh. Hinr. * (1762), † 1813 an Schwindsucht
Bauernvogt, Hufner 1794-1813 LAS Abt. 355 Nr. 746, V: Gottschalk BV, Pate Sandesneben 1797
∞ Berkenthin 1794 Kahts, Marg. Dor. aus Düchelsdorf  *1765, † 1818, V: Franz Hinr. Bauervogt, Patin Sandesneben/Labenz 1796 u. 1806
Wegener hat 1808 5 Zugpferde
K.:
Cath. Elis.    *1794 ff
Xina Elis.    *1797, ∞ Meyer, J. Hufe B
Marg. Dor.     *1799, † 1801
Hinr. Gottschalk    *1801, † 1803
Cath. Marg. Mar.     *1804, ∞ 1841 Funck, H.H., Klinkrade
Mar. Elis.    *1807, ∞ Krummesse 1835 Krieger, J.J.F., BV Bliestorf
Hans Fried. Gotts.    */† 1810
Marg. Eleon. Dor.    *1811, † 1812 
 
Grot, Joh. Joch. Fried. * Duvensee (1795), † 1850
Bauernvogt, Hufner, 1817 LAS Abt. 355 Nr. 746, 1818 Interimswirt GA Nr. 39, 1835, 1850, LAS Abt. 355 Nr. 746
∞ Siebenb. 1817 Wegner, Catharina Elis., *Kastorf 1795
K.:
Joch. Fried.    *(1822) ff
Heinrich  * (1824)
Doris  * (1830) ∞ 1858 Willhöft, Joh. Ernst, Westerau
Catharina *(1837)

Grot, Joch. Fried. * (1822), † ?
Bauernvogt 1851, LAS Abt. 355 Nr. 746, übernimmt die Hofstelle 1850
übernimmt Hufenstelle in Sandesneben
1. ∞ Sandesn. 1851 Martens, Cath. Mar. *(1831) aus Sandesneben
K.:

Am 30. Mai 1851 wurden in Sandesneben getraut: "Der Junggeselle Jochim Friedrich Groth, Bauervogt zu Castorf, 29 Jahre alt, ehelicher Sohn des weiland Bauernvogt Jochim Friedrich Grot daselbst, und die Jungfrau Christina Maria Martens, 20 Jahre alt, eheliche Tochter des Vollhufners Hans Hinrich Martens in Sandesneben; erhielten zwar Dispens zur Haustrauung, wurden jedoch in der Kirche copuliert, da die große Zahl der Gäste (zwischen 400 und 500) den Raum im Hause als zu beengt erscheinen ließ."

Grell, Franz Heinr. Fried.  *Duvensee 1809, † ?  aus Duvensee
Krüger/Gastwirt, Bauernvogt, 1854-1875 LAS Abt. 355 Nr. 746, 1871 Schulvorsteher, Stammrollenführende Behörde, Vorstand des Aushebungsbezirks Kastorf für Mobilmachungspferde, Ortssteuererheber
∞ ? Stamer, Anna Cath. Mar.
K.:
Dor.  * ?,    oo Voß, Joachim, Kastorf

Peters, Hans Hinr. * ?, † ?
Pächter und Bauernvogt 1872-1884 LAS Abt. 355 Nr. 746
∞ ? NN, X
K.:  

Grot, Joh. Joach. Wilh. * Bliestorf 1855, † ?
Hufner 1876 Bliestorf > Kastorf ab 1880 LAS Abt. 355 Nr. 746
∞ ? Brügmann, Ella, aus Walksfelde, sie 2. oo 1919 Ullrich, Ernst (To. Irmgard oo Heinrich) aus Straßburg
K.:
Hedwig * ?, † Kastorf 1908
Wilhelm Karl Heinr.  *?, † 1914, fällt im 1. Weltkrieg, bei den Ratzeburger Jägern
Anita Ella Maria, *?, oo Schmidt, Hans aus Walksfelde

Martens, Otto *1906 , † II. Weltkrieg (in Russischer Gefangenschaft), aus Labenz
Gastwirt u. Landwirt ab 1933-
oo  Grot, Anita Ella Maria *1911 in Walksfelde
K.:
Siegfried *
Monika  *  ; oo Schrene, Berlin

Siemers, Anita Ella Maria, geb. Grot, Wwe. Martens * ?, † ?
2. oo  Siemers, Heinrich
K.:

Heinrich, Walter * ?, † ?
Pächter: 1947-1957  (Schwager der Besitzerin) 1950
2. oo  Ullrich, Irmgard
K.:

Martens, Siegfried
Landwirt

Wentzel, Dieter
Landwirt

Wentzel, Gerd


Lauenburgische Zeitung

11. August 1904
Kastorf
Ein bedeutendes Feuer kam hier am 9. d. M. zum Ausbruch und wurde dadurch das Wohngewese mit anschließenden Wirtschaftsgebäuden des Gastwirts und Landwirts W. Groth binnen kurzer Zeit ein Raub des verheerenden Elements. Bei dem herschenden Sturm war an ein Retten des Gebäudes nicht zu denken. In dem Gebäude war auch die Postagentur untergebracht. Sämtl. Apparate, Briefmarken usw. sind mitverbrannt. Leider sind auch ca. 12 Schweine mit in den Flammen umgekommen. Der Schaden ist ein bedeutender und von der Mecklenburger Kasse zu tragen. Das Feuer griff mit einer solchen Schnelligkeit um sich, daß die Frau Groth, welche gerade das Telefon bediente, erst durch andere Leute aus dem Hause geholt werden mußte.



11. Oktober 1904
Kastorf
Der 14 jährige Sohn des Gastwirts Groth hierselbst fiel aus der Bodenluke und hat schwere Verlet­zun­gen davon getragen.

Viele Jahre später anfang der 1970er ereilt auch den Bauern Dieter Wentzel das gleiche Schicksal und erliegt seinen Verletzungen.




Hofstelle Wilhelm Groth (mitte) um 1910, rechts auf dem Stuhl J.J.W. Groth der Mann mit dem hellen Hut ein Koltze






links  der "Gasthof zur Post" rechts daneben die nach dem Brand 1854 neu errichtete Durchfahrtscheune



Die alte Frau Söhl erinnert sich: Als ende der 1950er Jahre die alte Scheune von Wentzel abgerissen wird, hatten wir dadurch eine Rattenplage ,da die Ratten durch den Graben zu uns gelaufen sind. Frau Söhl und ihr Mann haben allein an einen Tag 137 Ratten erschlagen.

Ergänzung von Herrn Manfred Bentin, Grinau:  Die Scheune habe ich mit Hermann Groth zu sammen abgebrochen, ich hatte schon ausgelernt. Es war im Sommer 1956, das Holz wurde zum größten Teil wieder verbaut in der jetzigen Scheune.




Plan der 1854 eingeäscherten Durchfahrtsscheune: a: Wohnung, b: Scheunentor, Große Diele, Kammer, Wohnstube, Alkoven, e: Werkstätte, f: Kuhstall, i + g: Wagenremiese, h. Pferdestall




Hauptstr. Kastorf, 1958 Foto Wolfgang Weber, Steinhorst

Der Säulenvorbau des Gasthofes ist einem der ersten Kastorfer Verkehrsunfälle mit Auto zum Opfer gefallen. Meine Großmutter, Elsa Büsing, die selbst Augenzeuge des Unfalles war, konnte sich noch lebhaft daran erinnern. Ein Kaffeewagen aus Richtung Oldesloe kommend fuhr schnurstracks auf die Säulen zu und streckte diese nieder. Der Vorbau stürzte in sich zusammen und der Fahrer, wohl ein Liebling Fortunas, stieg unversehrt aus dem Wagen aus. Leider wurden die Säulen nicht wieder aufgebaut.



Fest auf dem Saal mitte der 1950er